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Dietmar Constantini bleibt bis Jahresende ÖFB-Teamchef

Der Abgang von Dietmar Constantini als österreichischer Fußball-Teamchef ist am Mittwoch noch einmal aufgeschoben worden.
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Nach einem Gespräch des Tirolers mit ÖFB-Präsident Leo Windtner und einer anschließenden Sitzung des Verbands-Direktoriums wurde beschlossen, dass Constantini in den zwei ausständigen Partien in der EM-Qualifikation am 7. Oktober in Aserbaidschan und am 11. Oktober in Kasachstan noch im Amt bleiben darf. Sein mit Jahresende auslaufender Vertrag wird jedoch nicht verlängert.

Laut Windtner soll der Nachfolger bis spätestens Anfang November gefunden sein und am 15. November im Testspiel gegen die Ukraine sein Debüt geben. Sollte der neue Nationaltrainer früher feststehen, wäre auch ein Constantini-Abgang noch vor dem Aserbaidschan- und Kasachstan-Trip möglich.

Vorerst deutet im Finish der EM-Qualifikation aber alles auf eine “Lame Duck” (US-Bezeichnung für Politiker, die noch kurz im Amt sind, aber nicht wiedergewählt werden) auf der ÖFB-Trainerbank hin. “Doch das bedeutet keinen Autoritätsverlust, weil ich der Meinung bin, dass Constantini – mit Ausnahme einiger Einzelfälle – die Spieler nach wie vor erreicht”, sagte Windtner nach einem “konsensualen Gespräch” mit dem Teamchef und einem darauffolgenden einstimmigen Direktoriums-Beschluss, Constantini nicht längerfristig zu binden, ihn aber auch nicht sofort zu feuern. Das Direktorium bilden derzeit Windtner, Hans Rinner (Bundesliga-Präsident), Johann Gartner (Nö), Sepp Geisler (Tirol), Willi Prechtl (Oö) sowie Markus Kraetschmer, der diesmal allerdings nicht dabei war.

“Constantini hat gutes Verhältnis zur Mannschaft”

Als Grund für den Verbleib nannte Windtner unter anderem Constantinis angeblich gutes Verhältnis zur Mannschaft. “Es ist augenscheinlich, dass es keinen Bruch zwischen Trainer und Mannschaft gibt”, behauptete der ÖFB-Boss. Deshalb habe es keine interimistische Lösung etwa mit ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner und U21-Teamchef Andreas Herzog gegeben. “Das wäre nur eine ‘Loch auf, Loch zu’-Sache gewesen”, vermutete Windtner.

In den kommenden Tagen ist der 61-Jährige mit der Erstellung eines Teamchef-Anforderungsprofils beschäftigt, das “auf neue Beine” gestellt werden soll. Gesucht wird ein Nationaltrainer mit besseren Deutsch-Kenntnissen als Constantinis Vorgänger Karel Brückner, ansonsten gab sich Windtner relativ wortkarg.

Eine österreichische Lösung sei möglich, allerdings könne auch ein namhafter Ausländer das Rennen machen. Der Verband sei auf jeden Fall bereit, für einen neuen Coach ziemlich tief in die Tasche zu greifen. “Wir werden auf Qualität schauen. Aber wir werden sicher nicht Millionen für einen prominenten Namen verballern”, meinte der ÖFB-Präsident. Ein Aufstieg von Sportdirektor Ruttensteiner zum Teamchef ist laut Windtner “ausgeschlossen”, Herzog hingegen befindet sich in einem “Pool” von Kandidaten.

Eine Entlassung von Constantini zum jetzigen Zeitpunkt kam für Windtner nicht infrage: “Es bringt nichts, mit einem Schnellschuss alles zu entfernen.” Damit stehen dem künftigen ÖFB-Coach nach dem derzeitigen Stand der Dinge die Länderspiele am 15. November in der Ukraine, am 29. Februar 2012 daheim gegen Finnland und die Termine am 1. Juni, 5. Juni und Mitte August zur Vorbereitung auf die WM-Qualifikation (ab September 2012) zur Verfügung.

Bei der Konferenz mit den Liga-Trainern hatte sich Constantini als Zugeständnis bereiterklärt, die Teamkicker für das November-Match nicht zum frühest möglichen Termin zu holen – dadurch könnte sein Nachfolger um eine rund drei Tage längere Vorbereitung umfallen. Allerdings ist in dieser Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen. “Es hängt sehr stark vom neuen Teamchef ab, ob sich bei diesem Thema noch etwas tut”, meinte Windtner.

Der scheidende Teamchef nahm seinen bevorstehenden Abschied ziemlich gelassen. “Ich habe die Zeit genossen”, meinte der 56-Jährige, der nach eigenen Angaben auf die Bitte von Windtner nach Aserbaidschan und Kasachstan reist. Dass einigen Spielern die Motivation fehlen könnte, mit einem baldigen Ex-Teamchef zu unangenehmen weiten Auswärtsspielen zu reisen, in denen es nur noch um die Verteidigung des vierten Platzes in Gruppe A geht, glaubt Constantini nicht. “Ich gehe davon aus, dass alle Profis sind und gerne dabei sind, und dass sich vorher so gut wie keiner verletzt. Alles andere wäre amateurhaft.”

Für Constantini kam die Nicht-Verlängerung des Vertrags nicht überraschend. “Fakt ist, dass wir zu viele Niederlagen haben. Das ist der Grund, weshalb der Wechsel vollzogen wird. Spielerisch hat die Mannschaft zuletzt entsprochen, aber leider keine Tore erzielt. Es waren einfach keine Erfolge da, also ist diese Entscheidung die richtige”, erkannte der 56-Jährige.

Inwieweit die Misserfolge mit ihm selbst zu tun haben könnten, wollte Constantini nicht beurteilen. “Jeder Trainer macht Fehler, jeder Trainer macht eine Aufstellung, wo er sich nachher denkt, vielleicht wäre es anders besser gegangen”, vermutete der Coach und beschrieb sein Verhältnis zur Mannschaft als “sehr gut. Es ist ein Kader mit extrem unterschiedlichen Typen, die muss man erst einmal zusammenbringen”.

Tags zuvor hatte sich Constantini noch dafür gerechtfertigt, gegen die Türkei nicht mehr riskiert zu haben, um die letzte Chance zu nützen. Auf die Einwechslung eines zusätzlichen Offensiven hatte er verzichtet, weil er die Ordnung im Mittelfeld nicht gefährden wollte. Mit Sesselkleberei hätte dies aber ebensowenig zu tun wie seine Entscheidung, nicht freiwillig zu gehen und damit auch nicht freiwillig auf Geld zu verzichten. “Doch hier geht es nicht um Finanzen, sondern darum, dass ich Verträge immer eingehalten habe und das auch jetzt mache”, behauptete der Noch-Teamchef, dessen Bilanz nach zweieinhalb Jahren und 23 Partien bei 7 Siegen, 3 Remis und 13 Niederlagen (Torverhältnis 30:42) steht.

Video: Constantini bleibt bis Jahresende Teamchef

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