"Dieses Mädchen hatte zehn Schutzengel" – Badleiter appelliert nach Beinahe-Ertrinken an Eltern

Was sich am Wochenende in Nenzing abspielte, war knapp vor der Tragödie: Ein kleines Kind schnappt sich ein großes, aufblasbares Gummitier vom Beckenrand, setzt sich darauf – und fällt kurz darauf ins Wasser.
Das Gummitier treibt ab, das Wasser ist zu tief zum Stehen, das Kind beginnt zu paddeln. Doch niemand bemerkt, wie sich mitten im Trubel eines Sommertages ein dramatischer Überlebenskampf abspielt.
Alle schauen – aber niemand sieht es
Rundherum stehen Erwachsene, einige schauen aufs Handy, andere unterhalten sich. Erst spät erkennt ein Badegast die Situation und greift ein. Für Oliver Tschabrun, den Leiter des Walgaubads, ist es der vierte derartige Vorfall in seiner Laufbahn – und er hofft, dass es nie einen fünften geben wird. Im Interview schildert er seine Erfahrung und richtet deutliche Worte an die Eltern.
"Diese Angst bleibt. Und sie ist real."
"In den letzten 15 Jahren hatten wir vier Reanimationen. Und alle sind gut ausgegangen. Aber was, wenn’s beim nächsten Mal anders ist?", sagt er im Gespräch mit VOL.AT. Dabei seien seine Mitarbeiter stets gut vorbereitet: "Am Wochenende haben wir vier bis fünf Bademeister im Einsatz – aber bei bis zu 1500 Kindern müsste ich 1000 Bademeister haben, um wirklich auf alle aufpassen zu können." Sein Appell an die Eltern ist deutlich: "Legt das Handy weg. Beschäftigt euch mit euren Kindern. Wenn ihr wisst, dass sie zum Wasser gehen – zieht ihnen Schwimmflügel an."

Zwei Minuten Kampf – und niemand bemerkt es
Was viele unterschätzen: Kinder ertrinken leise. "Dieses Kind hat zwei Minuten lang gestrampelt, mit aller Kraft. Aber niemand hat es bemerkt. Keine Rufe, keine Schreie – nur Bewegungen, die im Trubel untergegangen sind", so Tschabrun. Erst nach rund 40 Sekunden unter Wasser wird das Kind entdeckt – und kann nach mehreren Reanimationszyklen zurückgeholt werden.


"Ich bin stolz auf mein Team"
Dass der Vorfall nicht tödlich endete, sei einem perfekten Zusammenspiel aus aufmerksamen Gästen und geschultem Personal zu verdanken: "Ich bin stolz auf mein Team. Wenn nicht alles so hervorragend geklappt hätte, wäre das anders ausgegangen." Gleichzeitig will Tschabrun nicht dramatisieren, sondern wachrütteln: "Die Bäder im Land sind sicher. Aber sie können keine elterliche Aufsicht ersetzen." Auch Kinder und Jugendliche erinnert er daran, aufmerksam zu bleiben: "Wenn euch etwas komisch vorkommt – kommt zu uns. Dafür sind wir da. Wir helfen jederzeit." Das Kind hatte an diesem Tag offenbar mehr als nur Glück. "Ich würde sagen, sie hat alle Schutzengel in diesem Jahr aufgebraucht", sagt Tschabrun – und hofft, dass dieser Moment nicht vergessen wird.
(VOL.AT)
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