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Dieses Game hätte niemand von Nintendo erwartet!

Rollstuhl-Basketball mit Switch-2-Maussteuerung: „Drag x Drive“ überrascht Fans und Kritiker

(Switch 2) Den Namen Nintendo verbindet man eher mit der Fortsetzung bewährter Franchises als mit gewagten Game-Experimenten. Mit „Drag x Drive” betritt Nintendo jedoch außergewöhnliche, beinah exotische Wege abseits des Mainstreams und wagt einen vermeintlich inhomogenen Mix aus verschiedenen Ideen. Wer hätte gedacht, dass Rollstuhl-Basketball im Skatepark-Look mit einer fast mausartigen Bewegungssteuerung auf der Switch 2 nicht nur funktioniert, sondern sogar Spaß macht? Trotzdem entwickelt die skurrile Game-Melange überraschend viel Dynamik und nutzt die neue Hardware der Switch 2. Sie krankt jedoch an einem gravierenden Manko: dem Umfang!

Worum handelt es sich genau? „Drag x Drive“ ist ein Multiplayer-Sportspiel, das exklusiv für die Nintendo Switch 2 entwickelt wurde und von Nintendo selbst stammt. Anstelle des „klassischen“ Basketball-Gameplays gibt es hier eine Mischung aus Rollstuhl-Basketball und Arcade-Elementen in einem Skatepark-Design. Die Matches laufen im Format drei gegen drei ab, online oder offline gegen KI-Bots. Eine Story-Kampagne oder umfangreiche Karriere gibt es nicht, der Fokus liegt auf schnellen Spielen und individuellen Fähigkeiten.

Der Clou dabei ist die Steuerung: „Drag x Drive“ nutzt den neuen Joy-Con-2-Mausmodus. Dabei steuert jede Hand wie die Reifen eines Rollstuhls, das heißt, der Controller wird auf dem Tisch (oder den Oberschenkeln) vor- und zurückgeschoben. Richtungswechsel gelingen durch gegenläufige Bewegungen. Werfen? Einfach einen Controller anheben und eine schwungvolle Bewegung ausführen. Die Steuerung ist verblüffend präzise, wenngleich sie zu Beginn etwas ungewohnt ist.

Geschwindigkeit, Kurvenradius und sogar die Bremse lassen sich per Knopfdruck individuell regeln. Tricks wie Bunny Hops und Halfpipe-Dunks werden durch spezielle Bewegungen ausgelöst. Fortgeschrittene Spieler können spektakuläre Manöver ausführen und sich nach einigen Übungsmatches richtig „im Flow“ fühlen. Die Steuerung zwingt zur Bewegung. Wer sich nicht körperlich einbringen will, stößt schnell an seine Grenzen. Der Komfort hängt stark von der Unterlage ab: Auf glatten Flächen läuft alles butterweich, auf rauen Tischen wird es jedoch hakelig.

Maus im Schoß

Die Matches sind kurz und oft chaotisch. Sie erinnern an einen Arcade-Basketball im „Rocket League“-Stil – nur ohne Motoren. Der Skatepark-Court ist wie ein Pool gestaltet und die Steilwände sorgen für trickreiche Luftmanöver, bei denen sich Offensiv- und Defensivtaktiken abwechseln. Für die Verteidigung ist das richtige Timing entscheidend: Ein gezieltes Rammen kann einen Spieler vom Ball trennen, aber Vorsicht – erfolgreiche Tackles sind schwer und erfordern viel Übung. Punkte gibt es für reguläre Körbe und Extra-Tricks, zum Beispiel Luftdunks oder Sprünge, die mit Dezimalpunkten belohnt werden. Ein gut getimter Move kann eine Partie drehen, insbesondere im engen Feld.

Es stehen drei Charakterklassen mit unterschiedlichen Vorzügen bereit: Guards sind schnell, Centers robust und Forwards vielseitig. Individuelles Feintuning ist eher kosmetischer Natur: Von Helmen bis zu Reifendesigns ist einiges möglich, die Unterschiede sind jedoch dezent.

Präsentation

Optisch setzt „Drag x Drive“ auf ein minimalistisches, eher karges Design. Der Court, die Parks und die Menüs wirken funktional. Das fördert klare, schnelle Animationen im Sinne der Übersichtlichkeit. Die Musik groovt im Hintergrund, bleibt dabei aber unaufdringlich und unscheinbar.

Einzel- und Mehrspieler-Modi

Eine klassische Einzelspielererfahrung gibt es nicht. Zwar können Bots in verschiedenen Schwierigkeitsgraden herausgefordert werden, doch die eigentliche Motivation entsteht durch den Online-Multiplayer. Hier finden sich bis zu zwölf aktive Spieler im „Park“ zusammen, während zwei Matches parallel laufen und andere zuschauen.

Die Minispiele im Park – Hindernisparcours, Zeitrennen oder Bunny-Hop-Challenges – sind schnell durchgespielt und dienen eher als Techniktraining. Auf Dauer fehlt hier die Motivation, da es kaum Belohnungen oder Fortschrittssysteme gibt.

Highlights und der große Schwachpunkt

Das Markenzeichen von Drag x Drive ist das innovative und herausfordernde Gameplay, das mit jedem Match wächst und sich „anders“ als typische Sportspiele anfühlt. Die Steuerung ist tatsächlich einzigartig und entwickelt sich nach der Eingewöhnungszeit zur echten Stärke des Spiels. In Kombination mit frischen Manövern, flüssiger Technik und einer Portion Teambasics im Multiplayer überzeugt Drag x Drive als kurzweiliges Gaming-Experiment mit viel Potenzial.

Einziger echter Schwachpunkt ist der Umfang: Es mangelt an Spielmodi, Story, Sammelanreizen und Langzeitmotivation. Nach wenigen Stunden hat man alle Herausforderungen und Minispiele gesehen und neue Inhalte sucht man bislang vergeblich. Wer sich nicht für Skill-Übung und Online-Duelle begeistern kann, hat schnell alles erreicht.

Fazit: 7 von 10

„Drag x Drive“ ist ein mutiges und kreatives Sportspiel-Erlebnis, das durch seine Mischung aus Rollstuhl-Arcade, Skatepark-Action und neuartiger Controller-Technik begeistert. Wer Lust hat, sich auf eine innovative Steuerung und Taktik einzulassen und gemeinsam mit anderen die Lernkurve zu bezwingen, erhält mit diesem Titel kurzweilige Unterhaltung in technisch einwandfreier Ausführung. Allerdings wird der Charme des Spiels durch den fehlenden Umfang etwas gebremst.

(VOL.AT/Ländle Gamer)

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