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Diese beiden kämpfen um die Johnson-Nachfolge

Rishi Sunak (l.) und Liz Truss (r.) erhielten bei Abstimmung am Mittwoch die meisten Stimmen.
Rishi Sunak (l.) und Liz Truss (r.) erhielten bei Abstimmung am Mittwoch die meisten Stimmen. ©APA/AFP, Reuters
Nach einem teilweise schmutzigen Wahlkampf um die Nachfolge des scheidenden britischen Premierministers Boris Johnson hat die Tory-Fraktion zwei Nachfolge-Kandidaten gefunden.
Boris Johnson tritt zurück

Nur zwei der drei verbliebenen Bewerber zogen in die Finalrunde über den Sommer ein, bei der die Mitglieder der britischen Konservativen das Wort haben. Das Ergebnis der Wahl in der 358 Mitglieder starken Tory-Fraktion wurde am späten Mittwochnachmittag verkündet.

Die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson wird entweder Ex-Finanzminister Rishi Sunak oder Außenministerin Liz Truss antreten. Diese beiden Politiker bekamen bei der Abstimmung in der konservativen Parlamentsfraktion am Mittwoch die meisten Stimmen und treten nun in einer Stichwahl gegeneinander an.

Neuer Premier am 5. September

Das Ergebnis der Stichwahl soll am 5. September verkündet werden. Dann zieht die neue Parteichefin oder der neue Parteichef in den Regierungssitz in der Downing Street ein und übernimmt die Regierungsgeschäfte von Johnson.

Als Favorit ist Ex-Finanzminister Rishi Sunak im Rennen, der bisher in jeder Wahlrunde die meisten Stimmen erhielt. Dahinter kämpften Handels-Staatssekretärin Penny Mordaunt und Außenministerin Liz Truss um den zweiten Platz. Bisher lag Mordaunt vorne - doch Truss konnte sich schlussendlich durchsetzen. Die Abgeordnete Kemi Badenoch war am Dienstag ausgeschieden.

Viel Arbeit für den oder die Neue

Zwar ist der Einzug in die Downing Street bald nur noch einen Schritt entfernt. Doch dürfte ein Sieg nur kurz die Probleme überschatten, die auf "Number 10" zukommen.

Vor allem der Druck durch die explodierende Inflation ist immens. Die Teuerungsrate liegt mit 9,4 Prozent auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren, für den Herbst wird erneut ein deutlicher Anstieg der Heizkosten erwartet. Das künftige Kabinett wird keine Zeit zum Einarbeiten haben, zumal aktuell keine Entscheidungen mehr getroffen werden. Ausgerechnet inmitten einer Lebenskostenkrise werde Großbritannien von einer "Zombie-Regierung" geführt, klagte die Vize-Oppositionschefin Angela Rayner von der Labour-Partei.

Forderung nach Johnsons Verbleib

Noch schwerer wiegen die Sorgen der Partei. Zwar gilt der populistische Charakterkopf Johnson vielen Mitgliedern noch immer als einziger Politiker, der die Tories zu Wahlsiegen führen kann. Die Fraktion habe einen Fehler gemacht, als sie den erst 2019 von der Basis gekürten Johnson absägte, kritisierten mehr als 2.000 Mitglieder in einer Petition. Die Forderung: Der 58-Jährige müsse in der Stichwahl ebenfalls auf dem Wahlzettel auftauchen. Das schließen die Regeln der Partei aus.

Tories in der Kritik

Doch in den Augen der meisten Briten hat der scheidende Premier das Image der Tories vor die Wand gefahren. Auch viele Parteimitglieder werfen Johnson vor, er habe mit seinen ständigen Lügen und falschen Versprechungen das Vertrauen in die Tories untergraben. In Umfragen liegt die größte Oppositionspartei Labour in Führung, selbst in ihren Hochburgen erlitten die Konservativen jüngst erhebliche Pleiten.

Innerparteilicher Streit

Im Wahlkampf um die Johnson-Nachfolge hat sich die Partei zudem in beispielloser Weise zerfleischt. Wie schlecht es um den Zusammenhalt bestellt ist, zeigten die TV-Debatten der Bewerber. Die Kandidaten kritisierten sich so scharf, dass die für Dienstagabend geplante Runde abgesagt wurde - aus Angst vor neuen Zerwürfnissen.

So wirft das Umfeld von Johnson, der Außenministerin Truss bevorzugen soll, Ex-Finanzminister Sunak Verrat vor. Der 42-Jährige habe seine Kandidatur seit Monaten vorbereitet und dann mit seinem Rücktritt Johnsons Sturz eingeleitet. Immer wieder sorgt auch Sunaks Wohlstand für Kritik. Der einst erfolgreiche Banker und Ehemann einer indischen Milliardärstochter habe keine Ahnung, wie es normalen Menschen gehe. "Selbst (Oppositionschef) Sir Keir Starmer (...) kann nicht gegen einen Premier versagen, dessen Energierechnung für seinen Pool alleine drei normale Häuser heizen könnte", höhnte die Kolumnistin Allison Pearson in der konservativen Zeitung "Telegraph".

Truss als "Eiserne Lady" 2.0

Außenministerin Truss gibt sich als Reinkarnation der "Eisernen Lady" Margaret Thatcher. Doch Kritiker werfen der wenig charismatischen 46-Jährigen nicht nur vor, von Inhalten wenig Ahnung zu haben und vielmehr auf Selbstinszenierung durch nachgestellte Thatcher-Fotos zu setzen. Es soll außerdem ihr Team sein, das die heftigsten Attacken fährt. Von der "schmutzigsten Kampagne, die ich je gesehen habe", sprach der prominente Mordaunt-Unterstützer David Davis. Wer auch immer in die Downing Street einzieht, muss viele Scherben aufkehren.

(APA)

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