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"Die Zeit": Bush erlebt Fiasko im Irak

US-Präsident George W. Bush erlebe im Irak ein "Fiasko", das ihn zwingen werde, seine Politik von Grund auf zu ändern, schreibt am Donnerstag die deutsche Wochenzeitung "Die Zeit".

„Wie vor dreißig Jahren Vietnam, so könnte auch dieser Krieg an der Heimatfront verloren werden“. „Vietnam. Das dunkle, fast unschickliche Wort ist plötzlich wieder da. Ausgerechnet prominente Republikaner warfen es in die Debatte. Chuck Hagel etwa, Senator aus Nebraska und hoch dekorierter Vietnam-Veteran. ’Wir stecken im Irak fest’, sagte Hagel. ’Ich glaube, unser Eingreifen hat den Mittleren Osten destabilisiert. Und je länger wir dort bleiben, desto größer wird die Destabilisierung.’ Henry Kissinger, der als (Präsident Richard) Nixons Außenminister mit den Machthabern in Hanoi über einen Friedensschluss verhandelte, schrieb in der Washington Post: ’Es ist schwer, militärischen Erfolg aufrecht zu erhalten, wenn die Unterstützung im eigenen Land fehlt’“.

„Was immer den Krieg rechtfertigen soll, seine Ziele sind bisher auf verheerende Weise verfehlt worden. Demokratie im Irak? Tatsächlich beginnt sich ein schiitisches Mehrheitsregime festzusetzen, das engste Beziehungen zur iranischen Theokratie pflegt. (…) Freiheit von terroristischer Bedrohung? Tatsächlich ist der Irak zum Magneten des internationalen Terrorismus geworden. (…) Nationale Einheit in einer föderalen Ordnung? Tatsächlich drängen die Schiiten auf regionale Autonomie ähnlich jener der Kurden. (…) Bushs Feldzug wird zum Fiasko.“

„Der Truppenabzug aus dem Irak, er wird wohl eher früher als später beginnen – selbst um den Preis der eigenen Niederlage. Aber darf Amerika einfach abziehen, darf es ein Trümmerfeld hinterlassen, darf es den Irak in den Bürgerkrieg treiben lassen? Die Wahrheit ist: Keine Demokratie kann gegen den Willen der eigenen Bevölkerung Krieg führen.“

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