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Die Wunderübung - Trailer und Kritik zum Film

Mit Daniel Glattauers therapeutischem Kammerspiel "Die Wunderübung" feierte Michael Kreihsl 2015 in der Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt eine erfolgreiche Uraufführung. Nun hat sich der Regisseur an die Verfilmung des Stoffs rund um eine eskalierende Paartherapiesitzung gewagt. So richtig lösen kann er sich von dem dezidierten Theatertext allerdings nicht.

Bereits für das Theater war das Setting mehr als gewöhnungsbedürftig, findet die Paartherapie der betuchten Eheleute Joana und Valentin doch vornehmlich im Sitzen statt.

Die Wunderübung – Die Handlung

Dieser inhärenten Statik setzt Glattauer, dessen Erfolgsromane “Gut gegen Nordwind” und “Alle sieben Wellen” ebenfalls von Kreihsl auf die Bühne gebracht wurden, eine sich in immer lichtere Höhen schraubende Dynamik des Hasses und der Niederträchtigkeit entgegen, die kontinuierlich steigenden Eskalationsstufen werden immer noch einmal übertroffen. Die Eheleute haben sich nach 17 Jahren und zwei Kindern auseinandergelebt und bekommen schon bei bestimmten Tonlagen des jeweils anderen einen dicken Hals.

Was am Theater durch kleine Gesten und detaillierte Mimik eine stetig wachsende Gesamtspannung entstehen ließ, scheint vor der Kamera (Wolfgang Thaler) noch einmal schwieriger. Dazu trägt auch die doch sehr spezifische Theatersprache bei, die auf der Bühne authentisch, im Film jedoch hölzern daherkommt. Die Schauspieler haben sichtlich Schwierigkeiten, artifizielle Phrasen und Dialogfetzen lebensnah umzusetzen. Dennoch gelingt es Aglaia Szyszkowitz (die bereits auf der Bühne die Joana gab) und Devid Striesow, das Setting irgendwann zu ihrem natürlichen Biotop werden zu lassen. Die Spitzen, die sie einander zuwerfen, tun dann auch im Kinosaal weh.

Die Wunderübung – Die Kritik

Nicht unbeteiligt ist daran Erwin Steinhauer, der als schusseliger, schlampiger Therapeut alles gibt, um den scheinbar hoffnungslosen Fall doch noch zu einem guten Ende zu bringen, aber immer mehr zu scheitern droht. Szenen wie jene, in denen er sich während einer geführten Meditation heimlich zur Naschlade schleicht oder beim hastigen Joghurtessen sein Sakko bekleckert, sind herzerwärmend. Der Spagat zwischen treu blickendem Helfer in der Not und dann doch wieder gereiztem Außenseiter gelingt ihm auf ganzer Linie.

Und so streitet sich das zerrüttete Paar in Echtzeit immer tiefer in den Schlamassel, bis der Therapeut zu seiner letzten Waffe – der “Wunderübung” – greifen muss. Auch im Film ein überraschendes Finale, das Glattauers Gespür für zwischenmenschliche Dynamiken einmal mehr unterstreicht. Und so gelingt es Kreihsl schließlich, auch im Kinosaal eine gewisse Gänsehaut zu erzeugen.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Die Wunderübung”

(APA)

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