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Die Westbahn fährt hinterher

Die Fahrzeit zwischen Wien und Salzburg liegt bei 2 Stunden 55 Minuten und wird weiter verkürzt.
Die Fahrzeit zwischen Wien und Salzburg liegt bei 2 Stunden 55 Minuten und wird weiter verkürzt. ©AP
“Dumpingpreise” der ÖBB machen den Westbahn-Betreiber zu schaffen, die nun sogar klagen wollen.

„Das Produkt ist so geworden, wie wir es geplant hatten. Wir erhalten ausgezeichnete Rückmeldungen von unseren Fahrgästen, die betrieblichen Abläufe haben wir voll im Griff. Die Pünktlichkeit über die gesamte Laufzeit liegt bei 98 Prozent. Aber der Umsatz ist 20 Prozent hinter dem Plan, wobei über die Höhe des Planumsatzes keine Auskunft gegeben wird. Das Minus liegt nur an den Dumpingpreisen der ÖBB mit ihrer Sparschiene.“ So fasst der gebürtige Vorarlberger Dr. Stefan Wehinger, Gründer, Miteigentümer und Geschäftsführer der Westbahn Management GmbH, die den privaten Bahnverkehr zwischen Wien-Westbahnhof und Salzburg-Hauptbahnhof betreibt, die Bilanz der ersten fünf Betriebsmonate gegenüber den VN zusammen.   

Klagen gegen die ÖBB

Die Dumpingpreise der ÖBB, die Subventionen aus öffentlichen Mitteln – d. h. vom Steuerzahler – bezieht, bekämpft die Westbahn mit einer nationalen und einer europarechtlichen Klage. „Wir glauben, dass wir diese Verfahren gewinnen werden. In diesem Fall erhalten wir von den ÖBB Nachzahlungen und einen Schadenersatz, und dann würden wir auch beim Umsatz im Plan liegen.“ „Bisher haben wir insgesamt 1,5 Mill. Fahrgäste befördert. Die meisten Fahrgäste der Westbahn sind zwischen 15 und 40 Jahre alt. In dieser Altersgruppe liegen wir deutlich über unserem Plan. Einen großen Nachholbedarf haben wir aber bei der Altersgruppe der über 60-Jährigen“, so der Bahnmanager. Wie er weiter ausführt, stellen die Fahrgäste eine Mischung aus Tagesgästen und Pendlern dar. „Am Wochenende, unseren stärksten Tagen, verzeichnen wir sehr viele Ausflugsreisende. Ausgezeichnet angenommen wird von den Reisenden der Verkauf der Tickets im Zug“, freut sich Wehinger. Die Fahrzeit für die 371 Bahnkilometer zwischen Wien und Salzburg liegt bei 2 Stunden und 55 Minuten. Durch die Eröffnung eines neuen Teilstücks zwischen Wien und St. Pölten im Dezember wird sie auf 2 Stunden und 30 Minuten sinken.

Auch Busverkehre

Betrieben werden auch mehrere Buslinien, der sogenannte „Westbus“. „Nach einem etwas schwierigen Start liegen wir jetzt sogar über dem Plan“, erklärt Wehinger. Um 19 Euro für die einfache Fahrt kann man ohne Zwischenstopp mit dem Westbus jeweils von Wien nach Klagenfurt, von Linz nach Graz und von Salzburg nach Vill­ach fahren.

Neue Bus-Destinationen

Erst kürzlich wurden weitere Destinationen eröffnet: Von Wien nach Prag, Budapest und Zagreb – ebenfalls um 19 Euro für eine Strecke. Die Buslinien, bei denen insgesamt 20 Busse im Einsatz sind, verzeichnen auf allen Strecken ein sehr junges Publikum. Auch eine Buslinie von Wien über Salzburg, München nach Bregenz ist künftig nicht ausgeschlossen. Ebenso wie die Züge sind auch die Busse mit Gratis-Internetanschluss ausgestattet. Wehinger abschließend: „Das funktioniert sehr gut und wird sehr gut angenommen. Pro Monat werden vier Terabite Daten ausgetauscht. Das ist immerhin der Datenverkehr von 4000 Haushalten.“

Kennzahlen

Westbahn Management GmbH

» Eigentümer: Stefan Wehinger (26 Prozent), Hans Peter Haselsteiner (26 Prozent), SNCF-Französische Staatsbahn (26 Prozent), Schweizer Investoren (22 Prozent).

» Mitarbeiter: 200

» Zuggarnituren: 7

» Autobusse: 20

Zur Person

Dipl.-Ing. Dr. Stefan Wehinger; Gründer, Miteigentümer und Geschäftsführer der Westbahn Management GmbH, Wien.

Geboren: 1966 in Ludesch

Ausbildung: Studium der technischen Physik an der Technischen Universität (TU) Wien; nach Studien am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (USA) Promotion 1996 an der Universität Innsbruck Beruflicher

Werdegang: Bis Ende 2000 Autozuliefer-Firma König in Rankweil; anschließend Vorstandsdirektor der Montafoner Bahn AG, Berufung in den Vorstand der ÖBB (Personenverkehr), Gründung der Westbahn

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