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Die ungewöhnlichsten Flugzeuge

Wenn Flugzeugkonstrukteure sich von ihrer experimentierfreudigen Seite zeigen, sieht das Resultat oft kurios aus und lässt Laien zweifeln: "Kann sowas überhaupt fliegen?"
Ungewöhnliche Flugzeuge

Auf dem Reissbrett herrschte manchmal ein Höchstmaß an Kreativität. Vor allem der zweite Weltkrieg brachte immer wieder eigenartige Flugzeugtypen hervor, die nur etwas für wagemutige Piloten waren. Das merkwürdige daran war, dass doch alle hier aufgeführten Flugobjekte ihren Junfernflug erlebten.

Die meisten Entwürfe dienten jedoch nur zur Erforschung neuer Flugzeugkonzepte und blieben ein Prototyp. Heute sind waghalsige Flugzeugkonstruktionen deutlich weniger geworden, da man alle erdenklichen aerodynamischen Effekte bequem am Computer im Büro erforschen kann und nicht mehr Leib und Leben von Testpiloten riskieren muss.

Die Top 10 der ungewöhnlichsten Flugzeuge:

1. Aerocar Aerocar III, USA 1949: 

“Unsere Autos können fliegen”, lautete der Verkaufsslogan der amerikanischen Firma Taylor, die 1949 unter der Marke “Aerocar” ein neuartiges Vehikel präsentierte, dass ein herkömmliches Strassenauto mit einem Flugzeug kombinierte.

Die beiden Flügel und der Propellermotor zog der Kleinwagen im eingeklappten Zustand hinter sich her. Ein einzelner Fahrer konnte innerhalb von nur 5 Minuten aus dem Auto ein Flugzeug machen. Hierzu musste man einen Griff oberhalb des hinteren Nummernschildes nach oben ziehen und schon klappte der Propeller aus.

Das Aerocar erreichte im Flug immerhin Tempo 210, auf der Strasse war man nur halb so schnell.

2. NASA Helios und Pathfinder Solarflugzeuge, USA 1995:

Vom Boden abzuheben und sich dabei der unerschöpflichen Energiequelle der Sonne zu bedienen war eine der letzten grossen Herausforderungen im Flugzeugbau. Unter dem Dach der NASA tüftelten engagierte Forscher am unbemannten Solarflugzeugprojekt “Pathfinder”.

Heraus kam ein völlig neuartiges Leichtbaudesign. Das quasi nur aus einer 30 Meter langen Tragfläche bestehende Vehikel kam ohne Piloten aus und wurde vom Boden ferngesteuert. Die extrem elastische Flügelkonstruktion konnte sich atemberaubend wie ein “U” durchbiegen. Nicht weniger als acht Elektromotoren sorgten dafür, dass sich “Pathfinder” in der Luft hielt.

3. Blohm & Voss BV 141, Deutschland 1939:

Als das Reichsluftfahrtministerium den einen neues Aufklärungsflugzeug forderte, beteiligte sich auch die Flugzeugsparte der weltbekannten Schiffswerft Blohm & Voss aus Hamburg und bot einen sehr ungewöhnlichen Entwurf an.

Um dem Piloten die bestmögliche Sicht aus grosser Höhe zu ermöglichen, entwarf man ein asymmetrisches Flugzeug, bei dem die Pilotenkabine neben dem Rumpf auf der rechten Tragfläche untergebracht war.

4. Messerschmitt Me 163 Komet, Deutschland 1941

Die Maschine trug den Beinamen “Das Kraft Ei”, der treffender wohl kaum hätte sein können. Die Maschine war eines der radikalsten Jägerkonzepte des zweiten Weltkriegs, bei dem es die Konstrukteure von Messerschmitt ausschliesslich auf die grösstmögliche Geschwindigkeitabgesehen hatten.

Gemessen an anderen Modellen, war das Flugzeug ein Winzling aber dadurch wendig und leicht. Dank des eingebauten Raketenmotors gelang es dem Piloten Heini Dittmar im Jahre 1941 einen Rekord für die Ewigkeit aufzustellen, als seine “Komet” zum ersten Mal die 1.000 km/h-Marke im Horizontalflug sprengte.

5. Bell X-22, USA 1962

Die Bell X-22, die 1962 zum ersten Mal aus dem Hangar gerollt wurde, war eines der ersten VSTOL Flugzeuge. Die Formel VSTOL stand für “Vertical and/or Short Take-Off and Landing”, zu Deutsch etwa: “Vertikale, bzw. kurze Starts und Landungen”. Der unkonventionelle Entwurf vereinte die Technik eines Helikopter mit dem eines normalen Flugzeugs.

Zu diesem Zwecken wurde die X-22 als “Quadrocopter” gebaut, die vier schwenkbare Rotoren besaß, die das acht Tonnen schwere Gefährt senkrecht nach oben hievte. Die wie Blechtrommeln aussehenden Rotorgehäuse wurden dann langsam nach vorn gekippt und aus dem Steigflug wurde ein Vorwärtsflug, der bis zu 400 m/h schnell sein konnte.

Die X-22 sollte als ein mögliches Lösung der Platzprobleme vieler Flughäfen dienen, da das VSTOL-Konzept gänzlich ohne Start- und Landebahnen auskam. Im August 1966 musste das Projekt einen herben Rückschlag hinnehmen, als der einzige Prototyp bei einem Testflug abstürzte.

6. Chance Vought V-173, USA 1942

Der “fliegende Pfannkuchen”, schien praktisch nur aus einer Metallscheibe und zwei riesigen Propellern zu bestehen. Einen normalen Rumpf gab es nicht. Der ambitionierte Konstrukteur Charles Zimmermann wagte sich an das schwierige Konzept eines schnell fliegenden aber langsam landenden Flugzeugs heran.

Den Gesetzen der Aerodynamik folgend, entstanden an den Seitenkanten der V-173 Turbulenzen und Verwirbelungen, die die Leistung deutlich gemindert hätten. Zimmermann begegnete diesem Problem, indem er die Propeller extrem weit nach aussen baute, was das Wirbelproblem löste. 1942 erhob sich das seltsame Flugobjekt zum ersten mal in die Luft.

7. Convair XFY-1 Pogo, USA 195

Abheben wie ein Astronaut und die Wiederkehr zum Erdboden per Punktlandung. Auch die XFY-1 Pogo war ein Vertikalflugzeug. Diese eigentümliche Idee verwirklichten Anfangs der 1950er Jahre die Ingenieure von Convair und bauten einen Senkrechtstarter mit Propellerantrieb. Der Pilot musste über eine Leiter in das Cockpit der “Pogo” kriechen, die auf ihrem Heck stand und gen Himmel gerichtet war. Allein die Zugkraft der über 5.000 PS starken Turbine reichte aus, um das 6 Tonnen schwere Fluggerät abheben zu lassen.

8. Fairey Rotodyne, Grossbritannien 1957

Der Zwitter aus Helikopter und Regionalflugzeug sollte den Luftverkehr in Europa revolutionieren. Die Gattung der Flugschrauber war bis zum Erstflug der Fairey Rotodyne im Jahre 1957 unbekannt. Von weitem sah die Rotodyne aus wie ein grosser Hubschrauber, besass jedoch zusätzlich zwei leistungsstarke Propellertriebwerke, die an Stummelflügeln oberhalb des Rumpfes montiert waren.

Bis zu 75 Passagiere konnte die kastenförmige Kabine aufnehmen.

9. Northrop YB-49, USA 1946

Jack Northrop aus Kalifornien war 1941 ein noch junger Flugzeugkonstrukteur mit relativ wenig Erfahrung. Dennoch erhielt seine Firma, die Northrop Corporation, mitten im Zweiten Weltkrieg den Auftrag einen Langstreckenbomber zu konstruieren, der von den USA bis nach Deutschland und zurück fliegen konnte, falls die Flugbasen in England an den Feind fallen sollten. Heraus kam ein Flugzeug, dass seiner Zeit um Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte voraus war.

Das Fluggerät mit der Bezeichnung YB-35, die praktisch nur aus einer gepfeilten Tragfläche bestand. Fahrwerk, Bombenschacht und Cockpit für neun Mann Besatzung waren kaum sichtbar in der Mittelsektion untergebracht.

10. Grumman X-29, USA 1984

Im Seitenprofil sieht die X-29 wie ein gewöhnliches Trainingsflugzeug aus. Erst in der Draufsicht offenbart die Maschine ihre markante Eigenart: Die entgegen der Flugrichtung gepfeilten Flügel. Alle Flugzeuge haben Flügel, die entweder gerade oder nach hinten gekrümmt sind, bei der Grumman X-29 war dieses Prinzip umgekehrt.

Die US Luftwaffe liess die Maschine in den 1980er Jahren als reines Forschungsflugzeugdurch die NASA bauen und betrieben. Um die Kosten möglichst niedrig zu halten, bestand die X-29 aus Bauteilen mehrerer anderer Flugzeuge, so verwendete man das Cockpit des Trainingsflugzeugs F-5 Tiger, während das Fahrwerk vom Kampfflieger F-16 stammte.

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