Die Spitzenkandidaten der Wien-Wahl 2025 im Kurzporträt

Die sieben Parteien, die wienweit bei der Gemeinderatswahl antreten, werden von vier Männern und drei Frauen angeführt. Das Durchschnittsalter liegt bei 53 Jahren. Mit Abstand der älteste Spitzenkandidat ist jener der ÖVP, Karl Mahrer. Für den 70-Jährigen ist es der erste Antritt als Listenanführer, anders als für SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig und FPÖ-Frontmann Dominik Nepp. Rekordhalter ist Heinz-Christian Strache, der zum fünften Mal als Nummer 1 einer Partei kandidiert.
Wien-Wahl 2025: Das sind die Spitzenkandidaten der Parteien
Michael Ludwig - SPÖ

Der 64-jährige Wiener Bürgermeister führt die SPÖ zum zweiten Mal in die Wien-Wahl. Aufgewachsen in einem Gemeindebau in Floridsdorf studierte Ludwig Politikwissenschaften und Geschichte und war als Kurs- und Projektleiter in der Erwachsenenbildung tätig. In die Politik stieg er 1994 ein, zunächst als Bezirksrat, 2007 wurde er Wohnbaustadtrat. 2009 stieg Ludwig auch zum Vizebürgermeister auf, musste den Titel allerdings schon ein Jahr später in der ersten rot-grünen Koalition an Maria Vassilakou (Grüne) abtreten.
2018 siegte Ludwig in einer Kampfabstimmung um den Wiener SPÖ-Vorsitz gegen Andreas Schieder und übernahm einige Monate später das Bürgermeisteramt von Langzeit-Stadtchef Michael Häupl. Im Gegensatz zu Schieder galt Ludwig als Vertreter der bevölkerungsreichen Flächenbezirke, die dort gegen die FPÖ kämpfen und nicht gerade rot-grün-affin sind. Nach der Wien-Wahl 2020 bevorzugte er dann auch die NEOS als Koalitionspartner. Anders als sein wortmächtiger Vorgänger bleibt Ludwig stets freundlich-stoisch und lässt sich auch von unangenehmen Dingen wie Corona-Pandemie, Schrebergarten-Affäre oder Causa Wien Energie nicht aus der Ruhe bringen.
Karl Marhrer - ÖVP

Der 70-jährige Ex-Polizist führt die Wiener ÖVP in die Wien-Wahl 2025. Der spätberufene Quereinsteiger verbrachte sein Berufsleben großteils in der Exekutive. Als Polizeigeneral fungierte er bis 2017 als Landespolizeivizepräsident. Zuvor war er von 2009 bis 2012 Landespolizeikommandant. Erst 2017 zog er für die ÖVP in den Nationalrat ein und wurde Sicherheitssprecher.
2021 übernahm er nach dem Ausscheiden von Gernot Blümel überraschend die Wiener Volkspartei. Über ein Gemeinderatsmandat verfügte er nicht, aber er wurde nicht amtsführender Stadtrat und bekam dadurch einen Sitz im Stadtsenat. Seinen Hauptfokus legt der Ex-Polizist auf das Thema Sicherheitspolitik und polarisiert mit seinem Rechtskurs und umstrittenen Videos. Für innerparteiliche Unruhe sorgt aber vor allem die Untreue-Anklage in der Causa Wienwert, die kurz vor seiner Kür zum Spitzenkandidaten bekannt wurde.
Judith Pühringer - Grüne

Die 49-jährige Grüne Spitzenkandidatin ist studierte Betriebswirtin und erst seit fünf Jahren in der Politik. Die ehemalige Jungscharleiterin war jahrelang Geschäftsführerin des gemeinnützigen Unternehmens arbeit plus und Vorsitzende der Armutskonferenz. Vor der Wien-Wahl 2020 wurde sie als Quereinsteigerin von der damaligen Wiener Grünen Frontfrau Birgit Hebein als Kandidatin präsentiert und zog auf Listenplatz drei in den Gemeinderat ein.
Nach dem unfreiwilligen Abgang Hebeins infolge des Ausscheidens der Grünen aus der Stadtregierung, wählte die Landesversammlung im Oktober 2021 Pühringer und Peter Kraus zum Führungsduo. Die Doppelspitze sowie ihre unaufgeregte Art sind wohl der Grund für die eher mäßigen Bekanntheitswerte Pühringers. Im Februar wurde sie zur Spitzenkandidatin gewählt. Ziel ist eine Neuauflage von Rot-Grün, weshalb der Wahlkampf für Pühringer ein schwieriger Balanceakt zwischen Ringen um Wählerstimmen und Werben um die Gunst der SPÖ ist.
Selma Arapovic - NEOS

Buchstäblich nicht die erste Wahl als Spitzenkandidatin war Selma Arapovic. Bei der pinken Listenerstellung für die Wien-Wahl wurde die 48-Jährige auf den zweiten Platz der Landesliste gewählt. Doch nach dem Wechsel von Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr in die Bundesregierung und dessen Verzicht auf die Kandidatur übernahm die bis dahin in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Gemeinderätin kurzfristig den Staffelstab im bereits angelaufenen Wahlkampf.
Die nunmehrige pinke Klubobfrau im Rathaus ist die einzige Spitzenkandidatin mit Migrationshintergrund in der Bundeshauptstadt. Geboren in Visegrad in Bosnien floh sie mit ihrer Familie nach Ausbruch des Krieges in den 1990er-Jahren nach Oberösterreich. Nach der Matura in Ried im Innkreis, studierte sie in Graz Architektur. In die Politik stieg die seit 2006 in Wien tätige Architektin vor zehn Jahren als Bezirksrätin in Wien-Leopoldstadt ein. 2020 zog sie in den Gemeinderat ein.
Dominik Nepp - FPÖ

Für den 43-jährigen Döblinger ist es die zweite Wahl als blauer Spitzenkandidat. Nach dem Rückzug von Heinz-Christian Strache infolge von Ibiza- und Spesenskandal übernahm der bis dahin noch wenig bekannte Nepp 2019 die Wiener FPÖ und musste sich die krachende Niederlage bei der Wahl im folgenden Jahr abholen. Nepp verlor auch den Posten des Vizebürgermeisters und behielt das Amt eines nicht amtsführenden Stadtrats.
Seine politische Karriere startete bereits im Jahr 2000, als er nach der Matura Funktionen im Ring Freiheitlicher Jugend innehatte. Er absolvierte den Masterlehrgang Führung, Politik und Management an der FH Wien. 2005 wurde er Bezirksrat in Döbling, wo er noch immer Bezirksparteiobmann ist. 2010 zog er in den Landtag ein, der Wechsel an die Klubspitze erfolgte 2015. In diesem Jahr beendete er auch seine Gesellschaftertätigkeit bei einem Handelsunternehmen. Der Wiener FPÖ-Chef ist "Alter Herr" der schlagenden Akademischen Burschenschaft Aldania Wien.
Barbara Urbanic - KPÖ und LINKS

Die 43-jährige Barbara Urbanic führt die gemeinsame Liste von KPÖ und LINKS in die Wien-Wahl. In Wien-Liesing im Wohnpark Alterlaa aufgewachsen, betont sie, dass sie seit mehr als 20 Jahren im traditionellen Arbeiterbezirk Favoriten lebt. Durchaus untypisch für eine Marxistin war ihre Studienwahl: Religionswissenschaften. In ihrer Diplomarbeit an der Universität Wien befasste sie sich mit dem protestantischen Fundamentalismus in den USA. Beruflich bewegt sie sich im akademischen Bereich, sie arbeitet in der Verwaltung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Politisch aktiv wurde sie erst vor wenigen Jahren. Seit vergangenem November ist sie Landessprecherin der KPÖ Wien, bei der Nationalratswahl kandidierte sie in Wien auf Platz acht.
Heinz-Christian Strache - Team HC Strache

Der 55-jährige Ex-Vizekanzler will es noch einmal wissen. Bereits zum fünften Mal tritt er als Spitzenkandidat für eine Partei bei der Wien-Wahl an, allerdings zum zweiten Mal nicht für die FPÖ, aus der er nach Ibiza- und Spesenskandal ausgeschlossen wurde, sondern für eine eigene Liste. Straches Erfolgsaussichten gelten als bescheiden. Bereits 2020 scheiterte der gelernte Zahntechniker mit seinem "Team HC Strache" an der Fünf-Prozent-Hürde. Fünf Jahre zuvor hatte er die Wiener FPÖ, die er seit 2004 führte, noch zu ihrem bisher größten Erfolg mit 30,79 Prozent geführt. Er war aber auch für ihre Implosion 2020 verantwortlich. Seitdem kämpft er mit Justiz- und Geldproblemen und um seine Rehabilitierung. Zwei Prozesse endeten mit Freisprüchen, mehrere Verfahren laufen noch.
(APA/Red)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.