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Die Rückkehr der Rap-Samurai

Kaum ein Hip-Hop-Comeback wurde mit größerer Spannung erwartet. Sechs Jahre mussten die Fans des Wu-Tang Clan warten, nun legt die Gruppe ein neues Album vor.

1992 im Bundesstaat New York gegründet, avancierte das vielköpfige Kollektiv schnell zur festen Hip-Hop-Größe. Ihr 93er Debüt „Enter the Wu-Tang (36 Chambers)“ hat einen festen Platz im Rap-Olymp. An diesem Freitag erscheint das Album “8 Diagrams“.

Beeinflusst wurde der Clan vor allem von asiatischen Kampffilmen: Von dort stammt der Name Wu-Tang sowie einige der Künstlernamen der Clan-Mitglieder. Staubtrockene Beats, Klavierpassagen und Samples aus Kung-Fu-Filmen sollten zum Markenzeichen der Band werden. Heute noch lassen sich Method Man, GZA, Masta Killa und Co. gern mit Samuraischwertern ablichten.

Auch der Titel der neuen CD ist von einem Kung-Fu-Film inspiriert. Ein Streifen über „eine achtköpfige Familie“, wie der Mastermind des Wu-Tang Clan, genannt RZA, im Gespräch mit der dpa berichtet. Aus acht Mitgliedern besteht nun auch der Wu-Tang Clan. Ol Dirty Bastard war 2004 nach einer Überdosis gestorben. „Ol Dirty bedeutete uns sehr viel“, sagt RZA, alias Robert Diggs. „Es ist, als hätten wir ein Bein verloren.“ Dass der Clan auch auf einem Bein stehen kann, zeigt das erste Album ohne Ol Dirty Bastard: Eine runde Sache, auch wenn die Gruppe nicht an alte Glanzzeiten anzuknüpfen vermag.

Am Schluss der Platte taucht sie dann aber doch auf: Ol Dirty Bastards charismatische Stimme. „Eine Aufnahme von 92“, erzählt RZA. In einem anderen, siebenminütigen Song zeigen die Kampfkunstfreunde, wie sehr sie den gestorbenen Freund vermissen, rappen sich den Schmerz von der Seele. Auch hartgesottenen Fans dürfte das nahe gehen.

Trotz andauernder Trauer fühle es sich „super gut“ an, wieder mit dem Rest des Clans auf einer Platte vereint zu sein, sagt RZA, der im Film „American Gangster“ gerade einen Polizisten gibt. In den vergangenen Jahren hatten Fans oft das Gefühl, dass Solo-Projekte der Band-Mitglieder Vorrang haben. So ist dies auch erst das fünfte Album vom Wu-Tang Clan. Erstaunlich, dass es überhaupt erscheint. Waren doch die Zweifel groß, ob die Rap-Crew je wieder zusammenkommt.

Illustre Gäste sorgen nun für Abwechslung: Auf dem großartigen und für Wu-Tang-Verhältnisse recht poppigen „The Heart Gently Weeps“ ist nicht nur Red-Hot-Chili-Peppers-Gitarrist John Frusciante und Soulsängerin Erykah Badu zu hören. „Sehr stolz“ ist RZA darauf, dass auch George Harrisons Sohn Dhani Harrison mitwirkt. Schließlich ist das Stück an den Beatles-Klassiker „While My Guitar Gently Weeps“ angelehnt.

Bei aller Freude am Hip-Hop sieht RZA die Entwicklung des Genres mit Skepsis: „Hip-Hop fehlt die Balance!“ Man brauche „politisches und spirituelles Bewusstsein.“ Rap dürfe nicht einseitig auf „Dance, Dance, Party, Party“ setzen. Es sei auch am Wu-Tang Clan, die Balance wiederherzustellen. Schon vor Jahren habe RZA deutsche Rapper wie Eko Fresh davor gewarnt, über Waffen und Ähnliches zu rappen: „Ich hab’ ihm gesagt, wenn ihr nur über Waffen und Gewalt rappt, dann bekommt ihr in Deutschland tatsächlich solche Zustände.“

RZA denkt politisch und sagt offen seine Meinung. Mit den nächsten Wahlen in den USA verbindet RZA Hoffnungen auf einen Präsidenten, der „den Leuten aus der Armut hilft und für ein besseres Image des Landes sorgt.“ Kein Verständnis hat RZA jedoch für Anti-USA-Songs: „Ein Kumpel von mir hat ein Stück gemacht, das ’Fuck America’ heißt. Wie kann man so was sagen, wo doch Hip-Hop aus Amerika kommt?“

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