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Die Rückkehr auf Ortliebs Lieblingsberg

Pat­rick Ortlieb wurde durch den "Face Olympique Bellevarde" berühmt – und mit ihm die Strecke. Am 9. Februar 1992 fuhr der Lecher mit der Startnummer eins zum Abfahrts-Olympiasieg. Die Piste durch Fels und Eis erlebt jetzt eine Renaissance.

Am Wochenende führt die Weltcupabfahrt als Generalprobe für die WM 2009 wieder über den steilen und anspruchsvollen Hang direkt nach Val dIsere. Ortlieb wird beim Comeback vor Ort sein – und auf “seiner” Strecke auch einmal hinunterrutschen. “Es ist der gleiche Hang, aber der Start wurde nach unten versetzt und die Kurssetzung geändert”, hat sich Ortlieb bei seinen ehemaligen ÖSV-Kollegen gleich nach dem ersten Training schlaugemacht. “Es dürfte ziemlich langsam gesteckt sein, die Zeiten sind um 17 Sekunden langsamer als bei mir damals.”

Nach dem ersten Training, in dem 35 Rennläufer Torfehler begingen, hatten zahlreiche Läufer bemängelt, dass Gleitstücke fehlen, die Kurven Spitzkehren ähneln und die Geschwindigkeit zu gering sei. Und sie sparten nicht mit Kritik am Kurs: “Es hat mir die Skier so oft quergestellt wie sonst nirgends. Auf den letzten 25 Sekunden bin ich schon blau gewesen”, sagte Kitzbühel-Sieger Didier Cuche nach seiner Bestzeit. Und Mario Scheiber merkte an: “Schnell ist was anderes. Man kommt sich beschissen vor, wenn man im Ziel ist. Schlechte Sicht, brutal kurvig und unruhig, bei 1:30 bist schon müde.”

Einstellung ist alles

“Schimpfen nützt doch nichts”, lacht Ortlieb, “dafür bekommst du keine Zeitgutschrift. Es ist doch für alle gleich langsam. Der Kurs ist nun mal so gesetzt – aus und fertig. Man kann es den Fahrern sowieso nie recht machen: einmal ist es zu schnell, dann wieder zu langsam, einmal zu kurz, dann wieder zu nieder.” Für den Hotelier aus Oberlech wird zu viel Tamtam gemacht. “Nächstes Jahr geht es dort um Gold, da müssen sie das Beste daraus machen. Einstellung ist das halbe Leben.“ Unter diesem Motto stand auch der eigene Triumph am “Face de Bellevarde”. Der 40-Jährige im Rückblick: “Ich wusste, dass es da auf Taktik ankommt. Derjenige, der am wenigsten bremst, gewinnt. Im oberen Teil war das Tempo hoch, dann kam eine Spitzkehre nach der anderen. Und wegen seiner Steilheit war auch Überwindung gefragt.”

Zeit und Distanz

Die Startnummer eins sah Patrick nicht als Nachteil: “Es ist angenehmer, wenn du mit der Nummer eins im Ziel in Führung liegst. Sonst stehst du oben, bist am Warten und hörst die Zeiten der anderen. Im Ziel kannst du alles gelassener verfolgen.” Realisiert habe er den Erfolg aber erst sehr viel später. Ortlieb: “Da braucht man Zeit und Distanz dazu, um zu erfassen, was so ein Olympiasieg bedeutet.”

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