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Die Odyssee des "Gargellen-Formel-1"

Der erste Formel-1-Renner, der im Ländle bewegt wurde, ist nun wieder aufgetaucht.

Auch in Vorarlberg sind schon Formel-1-Boliden im Renneinsatz gewesen. So „prügelte“ z. B. der Schweizer Peter Müller seinen March 711 (Bj. 1971) öfters bei den Silvretta-Berg­rennen zwischen 1997 und 2003 im Showprogramm bei Demoläufen die Hochalpenstraße hinauf. Die Formel-1-Ländlepremiere fand allerdings schon 30 Jahre vorher – anlässlich des „2. Int. Steinbock-Bergrennens“ in Gargellen – statt: Am 16. und 17. September 1967 zündete der Schweizer GP-Pilot Silvio Moser seinen Cooper-ATS und wurde hinter Dieter Quester Tageszweiter. Dieser „Gargellen-Formel-1“ , zumindest das Original-Chassis und einige weitere Fragmente davon, ist nun wieder aufgetaucht und wird bei historischen Renn-Events gefahren. Der Werdegang des Rennautos ist eine wahre Odyssee.

Ex-Jochen-Rindt-Auto

Das Gargellen-Auto war ürsprünglich ein Cooper T77 mit einem 1,5-l-Coventry-Climax-V8-Motor. Die britische Rennwagenbaufirma Cooper baute davon 1965 nur zwei Stück. Chassis Nr. 1 fuhr kein Geringerer als Jochen Rindt, das zweite Auto pilotierte Bruce McLaren. Rindt wurde damit am Nürburgring Vierter. 1966 wurde das Rindt-Auto von dem Schweizer Garagisten und Rennfahrer Fritz Baumann erworben und in der nationalen Rennwagenmeisterschaft eingesetzt. Ein Jahr später kaufte der Ostschweizer Mode- und Schuhfabrikant Charles Vögele als Sponsor für seinen Freund Silvio Moser den Cooper von Baumann. Silvio Moser bestritt damit im Juli 1967 beim GP von England in Silverstone sein F-1-Debüt. Neun Wochen später tauchte er mit dem Cooper-ATS beim Steinbock-Bergrennen in Gargellen auf, welches zur Schweizer Meisterschaft zählte. Zwar hatte Silvio Moser mit Rang zwei knapp das Nachsehen auf den Sieger Dieter Quester mit seinem Lola-Sportwagen. Star der Veranstaltung war der Schweizer trotzdem.

In Gargellen geschrottet

Moser konzentrierte sich danach auf seine Formel-1-Karriere. Damit ihm sein Gönner Charles Vögele einen Brabham BT 20 kaufen konnte, wurde der „Gargellen-Cooper“ an den Schaffhausener Hobby-Rennfahrer Gildo de Guidi verkauft, der damit die Läufe zur Schweizer Bergmeisterschaft bestritt, womit der Cooper 1968 erneut in Gargellen auftauchte. Im zweiten Rennlauf kam de Guidi allerdings von der Strecke ab und zerstörte den Cooper. Das Wrack lag bei de Guidi jahrelang herum, bis 1985 der Hinwiler Rennwagen-Restaurator Urban Fässler für 5000 Franken die Überreste erwarb. Ein Vierteljahrhundert dauerte es schließlich, bis der Schweizer die Zeit fand, um die Restauration des „Gargellen-Autos“ in Angriff zu nehmen. Urban Fässler: „Das Auto hat schlimm ausgeschaut, die Karosse war vom Unfall total zerstört. Nur noch das Chassis, also der Rumpf, war brauchbar. Ich habe mich dann entschlossen, das Auto von der Gargellen-Version auf den Urzustand von 1965 zurückzubauen. Pedalerie, Lenkung, Radträger und die Karosserieabdeckung musste ich komplett nachbauen.“

Noch ein neuer Besitzer?

Im Vorjahr wurde der restaurierte „Gargellen-Monoposto-Rennwagen“ endlich fertig. Vergangenen Sonntag hat Urban Fässler sein „Kind“ bei der „5. Bergprüfung für historische Sport- und Rennwagen“ in Altbüron im Kanton Luzern wieder gezündet und den Zuschauern vorgeführt. Der „Gargellen-Rennwagen“ könnte schon bald einen neuen Besitzer haben: Der weltgrößte Sammler von Jochen-Rindt-Autos, der Scheibbser Joe Willenpart, war vor Ort und besuchte Urban Fässler bereits im Fahrerlager. DieOdyssee geht weiter.

VN / Dietmar Gasser

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