Bedrohliches braute sich am Dienstag Nachmittag über Doren zusammen. Am Himmel türmten sich dunkle Gewitterwolken auf. Doch die waren die Sorgen von Otto Nöckl nicht. Für ihn kommt das Übel von unten, vom Gschlief. Er steht kurz vor der Abrisskante und zeigt auf einen riesigen Felsbrocken. Den hat es vor wenigen Tagen nach unten gerissen. Natürlich ist der Hang wieder gerutscht. Der Adler- Wirt fühlt sich nicht wohl. Nur noch zirka 100 Meter stehen Gastwirtschaft und Landwirtschaftsgebäude vom gefräßigen Riesenschlund entfernt, der sich immer mehr Land holt.
Wassersuche
Sie müssen die Wasser quellen finden und dem Hang durch Umleitung der Weißach den Druck nehmen. Sonst geht das alles nicht gut , sagt Nöckl. Misstrauisch ist der 45-Jährige geworden. Misstrauisch vor allem gegenüber den Experten. Wenn die sagen, es geht noch 100 Jahre, bis uns – ohne Maßnahmen – die Rutschung erreicht hat, dann ist das ein Blödsinn. Mindestens 50 Meter hat sich die Natur in den letzten 20 Jahren vom Hang geholt. Nöckl geht alles zu langsam. Aber immerhin würde man jetzt etwas machen. Auch wenn er nicht versteht, dass man für Bohrungen eine Ausschreibung braucht.
Genau das brauche man aber, sagt Andreas Reiterer von der Wildbach- und Lawinenverbauung. Bald soll es jedoch so weit sein. Und dann haben wir klare Erkenntnisse vom Hang, wissen, welche Ankerkräfte auftreten und können den Hang befestigen, betont der Experte. Seit der massiven Rutschung im Februar gibt es am Gschlief Aktivitäten, wurde ein Entwässerungssystem an der Weißach geschaffen. Das System funktioniert , sagt Geologe Walter Bauer. Aber Doren habe seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit den Rutschungen gelebt und müsse noch eine Weile weiter damit leben. Zwischen zwei und acht Millionen Kubikmeter geraten da in Bewegung. Man kann bautechnisch die Rutschungen verzögern, aber nicht verhindern , meint Walter Bauer.
Misstrauisch
Der Geologe sieht für die Häuser nahe des Gschlief keine unmittelbare Gefahr. Wenn man den Verlauf der Rutschungen zum Maßstab nimmt, würde es noch 120 Jahre dauern, bis die Abrisskante bei den Häusern ist. Abgesehen davon, dass durch die geringer werdende Neigung die Rutschungen schon vorher irgendwann ganz zum Stoppen kommen. Otto Nöckl glaubt das nicht. Hier haben schon zu viele Experten erklärt, was nicht passieren wird. Was dann doch passiert ist.
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