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Die kommenden Tage

Utopische Endzeitstimmung im Jahr 2023: Daniel Brühl und Johanna Wokalek in einem Science-Fiction-Drama von Lars Kraume - ab 5. November im Kino.
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Die Europäische Union ist zerfallen, in Saudi-Arabien herrscht Krieg um Öl, gegen Flüchtlingswellen werden Mauern errichtet, der Terrorismus nimmt neue Formen an. Es ist eine dunkle Zukunft, die der deutsche Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Lars Kraume (“Keine Lieder über Liebe”) in seinem Science-Fiction-Drama “Die kommenden Tage” für das Jahr 2023 zeichnet. Ähnlich vielversprechend wie der politische Inhalt ist die Besetzung, Jungschauspieler wie Daniel Brühl und Johanna Wokalek sind an Bord. Doch das 130-minütige Epos, das auch in den Tiroler Alpen gedreht und von Cine Tirol koproduziert wurde, hält nicht was es verspricht: überzogen düster, unerträglich pathetisch und langwierig gestaltet sich der Streifen. Heute, Dienstag, feiert der Film in Innsbruck Premiere, am Freitag (5.11.) startet er in den österreichischen Kinos.

Kraumes Film startet in der Gegenwart und begleitet eine Berliner Mittelstandsfamilie vom Heute in die unsichere Zukunft. Die zwei Schwestern Laura (Bernadette Heerwagen) und Cecilia (Johanna Wokalek) könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Laura von Kindern und einer Zukunft mit ihrer großen Liebe Hans (Daniel Brühl) träumt, folgt Cecilia blind dem jungen Revoluzzer Konstantin (August Diehl) in die Untergrundszene der “Schwarzen Stürme”. Was als Protestbewegung anfängt, entwickelt sich zur Terroristengruppe, die die Zivilisation abschaffen will, “bevor sie den Planeten zerstört”.

Während die Bedingungen in Berlin härter, die Menschen ärmer, die Kriege brutaler und die Ressourcen knapper werden, sieht Laura ihre rosige Zukunft in Gefahr, als klar wird, dass Hans und sie aufgrund einer genetischen Krankheit keine Kinder bekommen können. Sie entscheidet sich für ein Kind und gegen ihre Liebe zu Hans, der sich daraufhin in jene Tiroler Berghütte zurückzieht, in der sie ursprünglich als Familie leben wollten. Doch schon bald merkt Laura, dass sie in der sich stets verdunkelnden Welt niemandem mehr vertrauen kann und sie ihr Kind in keine lebenswerte Zukunft geboren hat.

Es waren seine eigene Vaterschaft und die damit verbundenen Gedanken über die Zukunft seiner Kinder, die Regisseur Lars Kraume die Inspiration für “Die kommenden Tage” gegeben haben, wie er der APA vor einem Jahr beim Setbesuch auf der Walderalm im Gnadenwald bei Hall in Tirol erzählte. Tatsächlich ist die Ausgangslage des Films spannend: Kraume fasst aktuelle Ängste und Probleme rund um Terrorismus, Klimawandel und Ressourcenknappheit auf und überträgt sie in eine utopische Zukunft.

Das Ganze wird mit der kaum greifbaren, pathetischen Geschichte einer Berliner Familie umwoben, mehrmals springt der Film einige Jahre vor, zeigt die Charaktere und ihre Entwicklung in dieser Zeit. Das Ergebnis: weder starkes Familiendrama noch spannendes Endzeitkino. Die Figuren wirken ebenso künstlich und überzogen wie die Familienprobleme rund um das Sorgenkind Philipp und die zutiefst zerstrittenen Eltern. Das in Chaos und Flammen versinkende Berlin wirkt ebenso unfreiwillig lächerlich wie die dramatische Endszene in der Tiroler Berghütte, wo der langsam erblindende, Augenklappen-tragende, verbitterte Hans kein Mitleid erhaschen kann. Ein Film, ebenso furchtbar wie die Zukunft, die er zeigt.

www.diekommendentage-film.de

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