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Die Küche als Erfolgsrezept

©VOL Live/Philipp Steurer
Zum letzten Mal sperren Doris und Herbert Drobez morgen den „Hirschen“ auf.

Im privaten Kühlschrank des Wirtepaars Drobez herrscht gähnende Leere. „Da gibt es gerade einmal Käse und Milch“, gibt Doris Drobez zu. Denn zum privat Einkaufen kommen sie selten, schließlich tischen die beiden im Bregenzer Traditionsgasthaus „Goldener Hirschen“ den ganzen Tag über dampfende, große Portionen auf. Sechs Tage die Woche, und das seit 36 Jahren.

Gemeinsam begonnen

Die Wirte haben ihr halbes Leben in der Kirchstraße verbracht. Bis zum Vorjahr wohnten sie auch noch gleich über der Gaststube. Beinahe gemeinsam haben sie hier angefangen, gemeinsam hören sie auch auf. Die Arbeit führte die gebürtige Steirerin Doris Drobez nach Vorarlberg. „Durch eine Zeitungsannonce“, erklärt sie lapidar. In Vorarlberg waren die Löhne bis zu drei Mal so hoch wie in der Steiermark. Da packte sie die Koffer. Und stand vier Tage, nachdem Herbert als Lehrling in der Küche anfing, ebenfalls im „Hirschen“. Liebe auf den ersten Blick? „Das hat schon ein wenig gedauert“, gibt die Wirtin zu. Über die Eltern, die sich zufälligerweise schon aus der Steiermark kannten, fanden die beiden schlussendlich zueinander. Und als die alten Pächter 1975 aufhörten, übernahmen sie. Seit diesem Tag haben sie für ihre Gäste selbst zurückgesteckt. Als das junge Paar das Lokal übernahm, war auch privat einiges los: Sie war im achten Monat schwanger. Jahrelang war der Zeitplan klar geregelt: Herbert Drobez stand von halb sieben Uhr in der Früh bis fast Mitternacht in der Küche, Doris im Service. Und dienstags, am einzigen Ruhetag, fuhr er erst einmal zum Chiropraktiker. Zum Streiten ist das Ehepaar trotzdem selten gekommen. „Man hat gar keine Zeit dazu, die Gäste warten ja aufs Essen“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu. Dass die beiden nun aus eigenem Willen das Gasthaus abgeben, führt vor allem in der gemütlichen Gaststube zu Bedauern. „Es gibt mehr Wehmut bei den Gästen als bei uns“, freut sich der Koch auf die wohlverdiente Pension. Dass das Wehklagen der Gäste so groß ist, das hat sie schon überrascht. „Aber es ist wohl ein gutes Zeichen, dann wird es wohl gepasst haben“, sagt er in unglaublicher Bescheidenheit.

Eine Tonne Spargel

Eigentlich würden jetzt bald die Spargelwochen anfangen. Eine Tonne Spargel hätte der Wirt auch in dieser Saison wieder aufgetischt, und dabei jede einzelne Stange höchstpersönlich geschält. Das Schälen werden nun andere übernehmen: Morgen sperrt Herbert Drobez zum letzten Mal das Traditionsgasthaus „Hirschen“ auf. Ab 1. April werden andere Köche unter der Führung von Unternehmerin Andrea Kinz in der Küche stehen. Die gute Nachricht: Tafelspitz, Beinfleisch und Rindfleischtöpfle wird es auch weiterhin geben. Der Kühlschrank zu Hause könnte sich dann auch wieder füllen. Denn überdrüssig ist Herbert Drobez des Kochens noch längst nicht. Für die freie Zeit hat er sich nur eines vorgenommen: Kochbücher lesen. Denn zu Hause wartet noch fast ein ganzes Zimmer voll davon. „Ich habe über 300, und maximal 100 davon habe ich überhaupt schon einmal angeschaut.“ Gekocht wird dann aber nur für Familie und Freunde. Und nicht immer gutbürgerlich. Gerade die portugiesische Küche hat es ihm angetan.

ZUR PERSON

Herbert Drobez Geboren: 26. 8. 1949 Ausbildung: Kochlehre Laufbahn: seit 1975 Hirschenwirt Familie: verheiratet, 2 Kinder, 3 Enkel

(VN)

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