Es war einmal eine Zeit, in der es noch kein Botox, keine Schönheitsoperationen gab. Doch Jugendwahn und der Traum der ewigen Jugend ist nichts Neues. Im Film “Die Gräfin” erzählt Julie Delpy, wie eine Frau im ausgehenden 16. Jahrhundert von diesem Traum zu absurden Grausamkeiten getrieben wurde. Die ungarische Gräfin Erzsebet Bathory (1560-1614), eine der reichsten und mächtigsten Frauen ihrer Epoche, hatte ihre ganz besondere Verjüngungskur: das Bad im Blut jungfräulicher Mädchen. Am Freitag (17. Juli) kommt die deutsch-französische Koproduktion mit Julie Delpy und Daniel Brühl in den Hauptrollen ins österreichische Kino.
Ungarn im 16. Jahrhundert. Eines Tages prügelt Gräfin Erzsebet Bathory (gespielt von Julie Delpy) ihre Zofe, bis diese blutet – und ein Spritzer auf ihrem Gesicht landet. Die Gräfin glaubt danach zu bemerken, dass ihre Haut sich strafft und verjüngt. Sie ist überzeugt, das Wunderelixier gefunden zu haben, das sie, die 38-Jährige, wieder für den Geliebten Istvan (gespielt von Daniel Brühl) attraktiv machen wird. Denn der 18 Jahre jüngere Istvan hat sie für die Ehe mit einer Gleichaltrigen verlassen. Dieser Liebesschmerz steigert sich zum Horrorszenario, weil die Gräfin immer mehr Mädchen zur Ader lässt und tötet. Nach kurzer Zeit ist die Blutsüchtige bei einer Opferrate von zehn Jungfrauen pro Tag angekommen. Der Versuch einer Kammerdienerin, die rasende, blutrünstige Gräfin zur Raison zu bringen, sind umsonst: “Es liegt Schönheit darin, die Zeit tun zu lassen, was sie tun muss.”
Julie Delpy jongliert mit Fakt, Legende und freier Erfindung, fächert die Geschichte auf zum historischen Film, zum tragischen Liebesdrama und zur Parabel unserer Zeit. Bathorys Hang zur Grausamkeit wird dem Zuseher gleich zu Beginn gezeigt. Man sieht die kleine Erzsebet, die ihren Kanarienvogel im Blumenbeet begräbt und sich Tage später wundert, warum er denn tot sei: “Wie kommt es, dass jemand, den wir in die Erde legen, nicht auch wie ein Samenkorn wachsen kann?”
Nach der Kindheit im Zeitraffer übernimmt Delpy die Rolle der Gräfin Bathory und porträtiert sie als kalte, intelligente und selbstbewusste Frau, die sich bald den Regeln der damaligen Gesellschaft widersetzt, indem sie öffentlich eine Affäre mit einem weitaus jüngeren Mann beginnt. Trotz der im Ganzen eher stereotypen Liebesgeschichte vermittelt die Darstellerin überzeugend, dass die Gräfin plötzlich von ihren Gefühlen beherrscht wird. Die Protagonistin wird zunehmend von den Emotionen, mit denen sie aufgrund ihrer Erziehung nicht umgehen kann, überfordert.
Bei dem Spielfilm “Die Gräfin” hat die französische Schauspielern Julie Delpy nicht nur die Hauptrolle gespielt, sondern auch Regie geführt und das Drehbuch geschrieben. Als Darstellerin hat Delpy die Schule des Autorenkinos durchlaufen. Sie spielte bei Godard, Schlöndorff, Tavernier, Kieslowski, Jarmusch und in den beiden Richard-Linklater-Romanzen “Before Sunrise” (1995) und “Before Sunset” (2004). Zuletzt machte sie 2007 auch mit ihrer bei der Berlinale vorgestellten Regiearbeit “Zwei Tage Paris” von sich reden.
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