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Die Gewalt greifbar nahe

Erwin Kräutler setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte der indigenen Bevölkerung ein
Erwin Kräutler setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte der indigenen Bevölkerung ein ©APA
Koblach, Altamira - Vor Gericht und mit Besetzungen kämpfen Indios gegen Kraftwerksbau Belo Monte.

Sie kamen mit Pfeil und Bogen. Im Lendenschurz überwanden sie die Absperrungen. Seit 2. Mai halten rund 180 Indios die gewaltig-große Baustelle für das Kraftwerk Belo Monte in Brasilien besetzt. Manche kamen vom Xingu, die Munduruku stießen vom Rio Tapajós dazu. „Sie alle beklagen“, sagt Rußpreisträger Bischof Erwin Kräutler, „dass die Regierung die Verfassung gebrochen hat.“ Artikel 231 garantiert den indigenen Völkern, dass sie konsultiert werden, ehe sich die Bagger auf ihrem Gebiet ins Erdreich fressen.

Kräutler hat die jüngste Besetzung von Vorarlberg aus via Internet verfolgt. Der begehrte Firmspender ist täglich unterwegs. Beunruhigt nahm er die Entwicklungen wahr. Am Mittwoch um 22.40 Uhr genehmigte ein Regionalgericht die Räumung der Baustelle durch Polizeigewalt. Aber nur ­wenig ­später räumte die Richterin Selene de Almeida den ­Indigenen eine 24-Stunden-Frist ein. „Ein Indianervertreter versicherte: „Genau so friedlich, wie wir ge­kommen sind, werden wir auch ­wieder abrücken.“ Kräutler ist überzeugt, dass die ­brasilianische Regierung es sich nie leisten könnte, „auf die Indios einzuprügeln“. Der Imageschaden wäre zu groß.

Die Arbeiten für das Mega-Projekt sind inzwischen zu einem Drittel erledigt. Das Leben in der nahen Bischofsstadt Altamira beschreibt Kräutler als „chaotisch“. Reporter hat man von der Baustelle verjagt, „so viel zur Pressefreiheit“. Dafür wird das öffentliche Leben nun täglich von Morden und Messerstechereien erschüttert, „die Prostitution blüht“. Er selber, sagt Kräutler, hat durch die 350 Stimmen starke brasilianische Bischofskonferenz erst vor Tagen uneingeschränkte Unterstützung in seinem Kampf gegen die ganze Entwicklung erfahren.

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