Auf dem Parkplatz ist allerlei schweres Gerät im Einsatz Bagger, Walzen, Lkws. Die letzten Fuhren Kies werden verteilt. Eine Delegation aus Wien nimmt seit über einer Woche alles noch einmal ganz genau unter die Lupe. In der Zentrale wird poliert, gehämmert und justiert. Zwischendurch schauen Spaziergänger vorbei, fragen, wann es denn endlich losgeht. Und mittendrin im Trubel: Rudolf Eberle, seines Zeichens Betriebsleiter der Bezauer Seilbahnen.
Ein arbeitsreiches Jahr liegt hinter dem 49-jährigen Bezauer. 15-Stunden-Tage, auch am Wochenende, waren Programm. Aber jetzt ist es bald geschafft, und das ist ein herrliches Gefühl, überwiegt bei Eberle die Vorfreude auf Samstag. Denn dann kann die Funifor das neue Herzstück der Seilbahnen Bezau endlich durchstarten. Eine Luftseilbahn mit zwei parallel verlaufenden Tragseilen die erste dieser Bauart in Österreich.
Seilbahner-Gen
Als Seilbahner wird man geboren, das kann man nicht werden, ist der vierfache Familienvater überzeugt. Das sagt einer, der es wissen muss: Das Seilbahner-Herz wurde Rudolf Eberle sozusagen in die Wiege gelegt. Denn auch sein Vater war Betriebsleiter bei der Bahn. Schon als Buben sind wir jeden Sonntag mitgegangen und haben ihm geholfen, die Türen zu öffnen und zu schließen. D
amals wurde noch händisch gekurbelt. Heute geht freilich alles vollautomatisch. Auch wenn Eberle als Seilbahner geboren wurde, führte ihn der Weg erst über Umwege zu seiner Bestimmung: Der 49-Jährige ist gelernter Tischler, absolvierte anschließend eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer, war Omnibuslenker bei der Post. Doch jetzt ist er angekommen: Es ist ein toller Job, der sehr viel Abwechslung mit sich bringt. Und natürlich auch Verantwortung, meint er. Auch das Team ist sehr motiviert.
43,2 Stundenkilometer
Knapp 60 Stunden ist der Betriebsleiter mit der neuen Bahn bereits Probe gefahren. Die Anlage läuft wie ein Rennauto, schwärmt der Bezauer. Mit Geschwindigkeiten bis zu 43,2 Stundenkilometern wird die Bahn ab morgen, Samstag, Richtung Sonderdach und Baumgarten rauschen. Auf der Bergstation, auf dem Dach des im Bau befindlichen Panoramarestaurants, hat der gelernte Tischler ein Lieblingsplätzchen gefunden: Von hier oben hat man an klaren Tagen einen Blick bis zur Insel Mainau.
Feuer und Holz
Neben der Bahn und der Familie, eh klar hegt Eberle noch eine große Leidenschaft: die Feuerwehr. Viele Jahre war er Kommandant in Bezau. Beim Hochwasser 2005 leitete er vor Ort den Einsatz. Auch als Wettkämpfer war er sehr aktiv. Und erfolgreich. Bei der Feuerwehr-Olympiade 1989 holte er mit seinem Team die Goldmedaille nach Bezau. Leider blieb in den letzten Monaten wenig Zeit dafür, sagt der 49-Jährige wehmütig. Einen internationalen Namen hat sich Eberle ferner mit ganz besonderen Werkstücken gemacht: Wenn noch Zeit übrig bleibt drechselt er neben Werkzeugstilen und Heugeschirr auch Baseballschläger.
Das ist eine eigene Wissenschaft, meint er. Die er zusammen mit zwei Kollegen jedoch perfekt zu beherrschen scheint: Mittlerweile verkaufen wir die Schläger übers Internet in die ganze Welt, erzählt das Multitalent nicht ohne Stolz. Solch positives Echo erhofft sich der Betriebsleiter auch für die Funifor: Ich würde mich freuen, wenn am Samstag viele Leute vorbeischauen.
Zur Person
Rudolf Eberle ist seit sieben Jahren Betriebsleiter der Bergbahnen Bezau.
Geboren: 27. Dezember 1961
Wohnort: Bezau
Laufbahn: gelernter Tischler, Ausbildung zum Berufskraftfahrer, Omnibuslenker bei der Post
Familie: verheiratet, vier Kinder
Hobbys: Feuerwehr, Drechseln
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