Auch das zigste Punktebild von Damien Hirst oder die immer wieder ähnlichen Medikamentenschränke geben keine eindeutigen Antworten. Doch ganz egal, wie man dazu steht: Die erste große Rückschau auf die rund 25 Arbeitsjahre des umstrittenen britischen Künstlers wird die Massen in die Londoner Tate Modern ziehen.
Gleichzeitig geliebt und gehasst
Viele Emotionen dürften durch die Köpfe der Besucher aus aller Welt schwirren – Schock, Ekel, Verwirrung, Wohlwollen, Langeweile, manchmal ein Schmunzeln, Ärger über die Provokation oder Zustimmung dazu. Seit der heute 46-jährige Hirst Ende der 1980er Jahre in der britischen Kunstszene auftauchte, ist er gleichzeitig geliebt, verhasst, gilt mal als überbewertet und mal als verkannt. Als Vorreiter der “Young British Artists” stieg er zum Multimillionär auf. Es folgten Vorwürfe, er lasse seine Arbeiten von Assistenten anfertigen, es gehe ihm nur ums Geld, und seine Werke seien schon lange keine Kunst mehr.
In der großen Schau nun könne sich jeder selber eine Meinung bilden, erklärte Hirst am Montag kurz vor der Eröffnung der Ausstellung, die bis zum 9. September geht. Er habe es lange vermieden, zurückzuschauen. “Aber jetzt, wo ich es endlich tue, ist es sehr aufregend.” Es sei für jeden etwas dabei. Kuratorin Ann Gallagher will vor allem möglichst vielen Besuchern die Chance geben, Hirst selber zu entdecken. “Leute, die bisher nur von ihm gehört haben, können seine Sachen jetzt sehen”, sagte sie.
Damien Hirst präpariert Tiere
Los geht alles mit den künstlerischen Anfängen Hirsts in Leeds und als Kunststudent am Goldsmiths College. Schon hier legte er die Grundlagen für die Werke, die ihn später weltberühmt machten – etwa seine Kollagen und die minuziös vermessenen Punktebilder. Präparierte Fische und Schafsköpfe verweisen auf die später anstehenden größeren Projekte, wie etwa den in Formaldehyd eingelegten Hai in “The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living” aus dem Jahr 1991.
Dass er spektakuläre Erlebnisse möglich macht, kann man Hirst schwer absprechen. So zeigt die Schau seine Installation “In and Out of Love” aus dem Jahr 1991: In einem temperierten Raum flattern riesige echte Schmetterlinge herum, werden mit Früchten und Zuckerwasser gefüttert, vermehren sich und verpuppen sich an weißen Leinwänden. Für “Mother and Child, Divided”, erstmals 1993 bei der Biennale in Venedig präsentiert, schnitt Hirst eine Kuh und ein Kalb in der Mitte durch. Der Betrachter wandelt zwischen Glaskästen und kann die Innereien frei betrachten.
Mandalas aus Schmetterlingen
In jeglicher Variation sind Hirsts Medizinkästen zu sehen, in denen er Medikamente entweder in Packungen oder als einzelne Pillen anordnet. Zu den jüngsten Werken gehören seine Schmetterlingsbilder aus den Jahren um 2006, die fast an Kirchenfenster oder Mandalas erinnern.
Hirst-Schädel wie eine Reliquie
Eine eigene Schau gibt es für den mit echten Diamanten besetzten Schädel “For the Love of God”, mit dem Hirst 2007 Aufsehen erregte. Der Abguss eines menschlichen Schädels aus dem 18. Jahrhundert ist mit mehr als 8.600 edelsten Steinen besetzt. In der Turbinenhalle der Tate Modern wird er in einem schwarzen, begehbaren Kasten geradezu aufgebahrt wie eine Reliquie.
Gesponsert wird die Schau von der Museumsbehörde des Emirates Qatar. Sie ist Teil der Kulturolympiade, die vor und während der Olympischen Spiele in London in diesem Sommer Besucher anlocken soll. Die dürften in der Tate Modern nicht ausbleiben.
APA
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