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Die Euro des Assistenten

Für Egon Bereuter ist das letzte große Turnier seiner Karriere Geschichte: Als Assistent von Schieds­richter Konrad Plautz war er bei der Euro im Einsatz und wurde nun ausgemustert.

Die Schiedsrichterkommision der UEFA hat am Donnerstag die Schiedsrichtergespanne bestimmt, die nach der Vorrunde weiter im Turnier bleiben. Nicht mit dabei waren die Österreicher Konrad Plautz, Markus Mayr und Egon Bereuter. “Ich bin nicht enttäuscht”, sagte Bereuter gestern gegenüber der NEUE, “wir haben ein gutes und ein weniger gutes Spiel gemacht – und das reicht auf diesem absoluten Spitzenniveau einfach nicht, um im Turnier zu bleiben.” Seit 1983 ist der Bankchef aus Alberschwende Schiedsrichter, zehn Jahre später wurde er FIFA-Schiedsrichter-Assistent und war seitdem bei zwei Europa- sowie einer Weltmeisterschaft im Einsatz. Bereuter weiß, welche Ansprüche heutzutage an ein Schiedsrichtergespann gestellt werden – und dass sein Gespann im Spiel der Schweiz gegen Portugal zu viele Fehler gemacht hat, um sich für den weiteren Verlauf der Euro zu empfehlen. Dennoch blickt er mit einem guten Gefühl auf “seine” Europameisterschaft zurück. Wie alle Unparteiischen, die während des Turniers eingesetzt werden, war auch der 45-Jährige in einem Hotel in Regensdorf bei Zürich kaserniert. “Das habe ich als positiv empfunden, weil wir uns ungestört auf die Spiele vorbereiten konnten. Wir sind zwar alle erwachsene Leute, die wissen, wie man sich auf ein Spiel vorbereiten muss. Dennoch fand ich die Kasernierung in Ordnung und hilfreich.” Die Schiedsrichter sollen bei der Euro unbeeinflusst von der Außenwelt an ihre Aufgaben heran gehen. Deshalb ist es denen, die noch im Turnier sind, untersagt, mit Verbandsvertretern oder der Presse zu kommunizieren. “Das wird von der UEFA sehr streng überwacht. Es haben sich auch alle Schiedsrichter an dieses Verbot gehalten”, so Bereuter. Geheimhaltung ist Pflicht – selbst wenn es nur um 60 Minuten geht. So erfahren die Schiedsrichter erst eine Stunde, bevor es die UEFA der Öffentlichkeit mitteilt, ob sie zum Einsatz kommen oder nicht. “Wenn wir es um 10 Uhr erfahren haben, dass wir eingesetzt werden, durften wir erst eine Stunde später darüber sprechen – auch nicht mit unseren Verwandten”, sagt der Familienvater aus Bezau.

Schieri-Psychologe

Zweimal kam Bereuter zum Einsatz. Neben dem erwähnten Spiel der Schweizer stand er auch bei der Partie Spanien gegen Russland in Innsbruck an der Linie. Danach ging es wieder zurück nach Regensdorf. “Im Stadion war ein Schiedsrichterbeobachter, in Regensdorf haben zwei weitere das Spiel auf dem Bildschirm mitverfolgt und genau analysiert. Anschließend wurde uns anhand von Zeitlupen genau gezeigt, was wir falsch gemacht haben.” Neben der sportlichen Analyse gab es auch noch eine, die mit Fußball an sich eigentlich nichts zu tun hat: “Die UEFA hat speziell für die Schiedsrichter einen Psychologen beschäftigt, der die Schiedsrichter anschaut. Der ist nach den Spielen zu uns gekommen, hat über unser Auftreten auf dem Platz gesprochen und gezeigt, was wir besser machen können.” So konnte auch ein alter Fuchs wie Egon Bereuter noch einiges dazulernen – auch wenn es ihm in seiner Funktion als Schiedsrichter nicht mehr allzu lange weiterhelfen wird: Aus Altersgründen muss er seine internationale Karriere zum Jahresende abschließen.

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