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Die erste Hauptrolle

Bregenz (VN) -  Christoph Grager verhandelt für die österreichischen Hüftprothesenopfer.
Defekte Hüftprothesen: Teilerfolg für Patienten

Bis jetzt werkte er eher im Hintergrund. Doch nun spielt Mag. Christoph Grager, seit bald fünf Jahren der „zweite Mann“ bei der Patientenanwaltschaft, seine ersteHauptrolle. Und da bekommt es der Jurist gleich mit einem großen Kaliber zu tun, nämlich dem amerikanischen Konzern Johnson & Johnson. Das Unternehmen war kürzlich in die Schlagzeilen geraten, weil die Tochterfirma DePuy schadhafte Hüftprothesen auf den Markt gebracht hatte. In Österreich wurden 280 dieser künstlichen Hüften implantiert, wobei Vorarlberg mit 88 Fällen am stärksten betroffen ist.

Große Herausforderung

Aber nicht nur deshalb erhielt Christoph Grager das Mandat als Chefverhandler für alle österreichischen Hüftprothesenopfer. „Die Vorarlberger Patientenanwaltschaft hat sich einen hervorragenden Ruf erarbeitet und wird dementsprechend gehört“, sagt er selbstbewusst. Den Auftrag, die Verhandlungen mit Johnson & Johnson zu leiten, bewertet Grager als „Zeichen, dass auch in einem kleinen Team gute Arbeit geleistet werden kann“. Für ihn selbst bedeute es eine enorme Herausforderung, da die Angelegenheit rechtlich sehr komplex sei. Aber: „Als Jurist taugt einem so etwas natürlich schon“, gibt der 35-Jährige zu. Und er verspricht: „Ich werde alles tun, um für die Patienten das Bestmögliche herauszuholen.“

Patienten absichern

Christoph Grager verhandelt die Rahmenvereinbarungen. Die Schadenersatzansprüche selbst werden für jeden Patienten einzeln festgelegt. „Es geht in den Verhandlungen also nicht darum, dass das Unternehmen zahlt, sondern wie viel“, erklärt der Jurist. Außerdem will er, der sich immer schon mehr für die sozialen Inhalte seiner Tätigkeit interessierte, jene Patienten durch ein Haftungsanerkenntnis abgesichert wissen, bei denen noch keine gesundheitlichen Schäden aufgetreten sind. Doch diesbezüglich zieren sich die Rechtsvertreter des Weltkonzerns noch. Grager weiß wohl, dass Klagsdrohungen wenig Wirkung zeigen. „Da muss man schon gefinkelter vorgehen“, merkt er vielsagend und mit jungenhaftem Lachen an. Jedenfalls hofft der reisefreudige Advokat auf einen akzeptablen Vergleichsvorschlag noch in diesem Jahr.

Mediziner-Latein

Christoph Grager hat Jus fertig und Politikwissenschaften fast fertig studiert. Er machte Praktika in Anwaltskanzleien, leistete ehrenamtlich Rechtsberatung für Asylwerber und tat Zivildienst in einer Tiroler Migranten-Einrichtung. Und weil der gebürtige Bludenzer laut eigenem Bekunden eher „hin- als wegschaut“, sah er auch seine berufliche Heimat von vornherein im sozialen Bereich der Juristerei. Die Stelle bei der Patientenanwaltschaft in Feldkirch kam ihm da gelegen. „Der Einstieg in die medizinische Fachwelt war allerdings nicht leicht“, erzählt Christoph Grager. Seine Lebensgefährtin, die als Ärztin tätig ist, stand ihm bezüglich Mediziner-Latein jedoch hilfreich zur Seite. Das habe ihm sehr geholfen. Darüber hinaus werden Privates und Berufliches strikt getrennt.

Alles klar geregelt

Auch die Aufgabenbereiche in der Patientenanwaltschaft sind klar geregelt. „Alexander Wolf vertritt die Einrichtung nach außen. Daneben hat aber jeder seine Fälle“, so Christoph Grager. Er selbst ist zudem Experte für Patientenverfügungen und hält medizinrechtliche Vorträge und Seminare für verschiedenste Einrichtungen. Da kommt der Austausch mit Freunden, den Grager als Ausgleich zu seinem Job so schätzt, mitunter viel zu kurz. „Leider“, seufzt er ergeben. Doch das Patientenwohl hat eben Vorrang.

Zur Person: Mag. Christoph Grager

  • Geboren: 6. November 1975 in Bludenz
  • Wohnort: Bregenz
  • Beruf: Jurist
  • Hobbys: Reisen, Tiere, Lesen, Joggen, Schwimmen
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