AA

Die Einsamkeit kehrt zurück

Erich Stadelmann zum letzten Mal am kleinen Übungslift: „Weiß nicht, was ich jetzt mache.“
Erich Stadelmann zum letzten Mal am kleinen Übungslift: „Weiß nicht, was ich jetzt mache.“ ©VOL.AT/ Hofmeister
Bizau - Letzter Akt der Lift-Schließungen in Bizau. Am Hirschberg geht nichts mehr.
Schlechte Aussichten für Gläubiger

Erich Stadelmann (51) verrichtet im leichten Schneegestöber von Bizau seinen Job. So wie er das die letzten 30 Winter auch getan hat. Er fixiert beim Übungsschlepplift die Bügel an den Gesäßen der Skifahrer. Er macht das an diesem Tag zum letzten Mal. Der bereits zweite Konkurs der Bizauer Skilifte mit offenen Gläubiger-Forderungen von 7,5 Millionen Euro hat zum Ende sämtlicher Aktivitäten im Skigebiet geführt. Stadelmann ist sehr nachdenklich. „Ich weiß nicht, wie es mit mir persönlich weiter geht“, sagt der Bizauer lakonisch und richtet einen bangen Blick in Richtung Bürgermeister Josef Bischofberger (53). Der kann in diesem Moment wenig Trost spenden. „Ich bin schon traurig, dass wir hier nicht mehr Ski fahren können“, sagt auch Jakob (10). Der Schüler lässt sich eines der letzten Male mit dem Bügel hinaufziehen und zählt gemeinsam mit seinen Freunden Lucas (7) und Lena (9) zu den letzten Gästen des Skigebietes ob Bizau. 

Stillleben

Einen Steinwurf weiter vom Übungslift befindet sich die Talstation des großen Hirschberg-Sesselliftes. Man ist auf gut 800 Metern Seehöhe. Skifahrer hat die Bahn seit über zehn Jahren nicht mehr auf die 1300 Meter hohe Bergstation transportiert. Nur im Sommer war der Lift noch in Betrieb – für die berühmte Sommerrodelbahn. Seit heuer ist auch die eingestellt. Die Sessel hängen regungslos am Stahlseil – ein Stillleben in der Waldschneise hinauf zum Hirschberg. Wie zum Hohn ist die Landschaft in ein dickes Schneekleid verpackt. „Hätte es immer so viel Schnee hier gehabt, wäre es nicht zur zweiten Insolvenz gekommen“, sagt Bürgermeister Bischofberger.

Kein Schnee mehr

Der Bürgermeister ist beim Kern des Problems, das zur schlimmen Situation geführt hat – den vielen schneearmen Wintern der letzten 20 Jahre. „Hatten wir keinen Schnee in den Weihnachtsferien, war die Wintersaison praktisch kaputt. Das konnte man niemals mehr aufholen.“ Man sei eben ein Skigebiet in mittlerer Lage. Das zusätzliche große Handicap in Bizau: Aus Wassermangel ist Kunstschneeproduktion nicht möglich. „Dazu müsste man Wasser vom Tal auf den Berg bringen. Das rechnet sich nicht“, hält Bischofberger fest. Auch hätten die umliegenden Skigebiete enorm aufgerüstet. „Da konnte der Hirschberg nicht mehr mit.“

Große Vergangenheit

Der Blick in die Vergangenheit ist einer mit sehr viel Wehmut. Als die Hirschbergbahnen 1970 den Betrieb eröffneten, waren sie der Motor des Tourismus in der 1000- Einwohner-Gemeinde. „Die 70er- und 80er-Jahre waren toll“, schwärmt auch Mitarbeiter Erich Stadelmann. Und der Bürgermeister erinnert an die Veranstaltungs-Aktivitäten am Hirschberg. Es gab dort nämlich Europacup-Skirennen und österreichische Meisterschaften. Sogar eine Damen-Weltcupabfahrt hätte stattfinden sollen. Sie fiel – eh klar – dem Schneemangel zum Opfer. Am Hirschberg mit der umliegenden Gastronomie waren laut Auskunft von Bischofberger in den Blütezeiten über 20 Personen beschäftigt. Da fiel auch einiges an Kommunalsteuer für die Gemeinde ab. „Doch das ist längst Vergangenheit“, sagt der Bürgermeister. Der die Hoffnung auf eine neue Zukunft am Hirschberg trotzdem nicht ganz verlieren will.

(VN/ Klaus Hämmerle)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Bizau
  • Die Einsamkeit kehrt zurück