Fürhapter hebt in seinem filmischen Essay die vermeintlich individuellen Fragen, mit denen sich die betroffenen Eltern bei einer entsprechenden Diagnose konfrontiert sehen, auf eine gesellschaftspolitische Ebene, stellt vermeintlicher Entscheidungsfreiheit den gesellschaftlichen Drang nach Selbstoptimierung gegenüber. Ethik und Normen werden verhandelt, einander gegenübergestellt in einem vielstimmigen Chor, ohne tendenziös oder reißerisch zu agieren.
Die dritte Option – Die Handlung
So trennt der Regisseur auf der ersten Ebene Bild und Ton. Es reihen sich lange Plansequenzen aus Wellnesstempeln, von Geburten und alltäglichen Krankenhausverrichtungen an symbolhaftere Aufnahmen von der Produktion von Kindersärgen, die Herstellung normierter Playmobile-Figuren oder den Marathonlauf der “gesunden” Massen. Vermeintlich “normale” Körper wechseln sich mit Szenen ab, in denen behinderte Kinder rührend betreut werden.
Die dritte Option – Die Kritik
Dazu lässt der einstige Philosophie- und Psychologiestudent Fürhapter, der zuletzt 2010 mit “Michael Berger. Eine Hysterie” aus einer individuellen Biografie die Mechanismen der Finanzkrise nachzeichnete, aus dem Off professionelle Sprecher Aussagen und Diskurse von Wissenschaftern und Erfahrungsberichte von Eltern rezitieren. “Die Pränatalmedizin ist der einzige Bereich der Medizin, in dem wir töten dürfen”, wird ein Arzt zitiert. Und doch entsteht durch den Verzicht auf direkte O-Töne und durch den Kontrast zu den nüchternen, distanziert komponierten Bildern eine Text-Bild-Schere, welche das Sujet entemotionalisiert und den intellektuellen Diskurs erst möglich macht.
(APA)
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