Wieder einmal warten alle auf etwas. Die Schigebiete warten auf Schnee, die Heimischen auf die Fremden mit Zaster, die Kaufhäuser auf Umsatz, die europäischen Kinder auf das Christkind und die amerikanischen Erwachsenen auf den Santa Claus, der Hohoho blökt, der Trottel. Josef wartet auf eine Herberge, der ORF auf den Spendenrekord. Der Engel Gabriel wartet auf den Abflug, Maria erwartet Jesus, die heiligen drei Könige warten auf den Kometen. Unter den Flüchtlingen vor Spielberg sollen sich übrigens drei Könige befinden. Ochs und Esel warten nicht. Tiere warten nicht, die sind einfach da und schauen oder heben den Schwanz und verrichten, was zu verrichten ist: ihr Geschäft. Wir verrichten das Weihnachtsgeschäft, die kapitalistische Notdurft. Geistig bescheiden strukturierte Geschäftsleute tun sich hervor, indem sie dümmliche Weihnachtsmänner auf Dächer, Leitern, Bäume und Häuser montieren. Advent klingt wie Event und so ist er auch. Ein Eventadvent. Aber auch der Eventadvent hat ein End. Am 24. ist alles vorbei. Dann hat alles Warten ein Ende. Dann singen die Toten Hosen: „Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all, zum Kiffen herkommet in Bethlehems Stall und seht, was in dieser hochheiligen Nacht das Gras aus Jamaika für Freude uns macht.“ Am 24. wartet niemand mehr, außer auf den italienischen Salat oder das Gras aus Jamaika. Am 24. wird Kasse gemacht. Der Ehrenamtliche schaut, ob er ein Arabischwörterbuch kriegt, ein türkisches hat er schon. Am 24. tönt es laut von ferne und nah, Jesus der Käufer war da. Der Kaplan August Maria Bonus sagt in der Kirche, dass uns Gottes Reich erwartet, wenn wir, ja wenn wir … Dem Sprengstoffgürtler geht das zu lang und er zieht die Leine, der Knallkopf, weil er den 1000-Jungfrauen-Paradies-Musleimern auf die Rute gegangen ist. Am 25. jedoch wird schon wieder mit dem Warten begonnen. Auf Sylvester. Und am Sylvester warten alle, bis es zwölf ist, auch wenn es fünf vor zwölf ist. Ab 1. Jänner wird wieder gewartet: auf das Neujahrskonzert, den ewigen Ladenhüter, dann auf das Neujahrsspringen, Urbi et Orbi, das Neujahrsbaby. Und alle hocken beim Warten vor dem Fernseher, bis draußen der Osterhase vorbeihüpft oder sonst ein Tod oder Jackpot.
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