Zwar hätten die Putschisten eine Ausgangssperre verhängt, dem telefonischen Aufruf von Präsident Recep Tayyip Erdogan auf die Straßen zu gehen, seien aber trotzdem Hunderttausende gefolgt. “Die Menschen haben die Panzer gestoppt”, so Karabaczek. Knapp nach Erdogans Auftritt im Fernsehen mitten in der Nacht hätten auch die Muezzine begonnen, zum Widerstand gegen den Putsch aufzurufen.
“Dann war der Putsch fast schon wieder vorbei”
Nur kurze Zeit, nachdem eine Sprecherin des staatlichen Fernstehens (TRT) sichtlich unter Zwang einen Text der Putschisten verlesen hatte, schien die Machtübernahme glaubhaft. Menschen stürmten die Bankomaten und nächtlich offene Geschäfte. Aber es sei sehr beeindruckend gewesen, wie schnell dann Erdogan seine Anhänger habe mobilisieren können. “Erdogan hat per Mobiltelefon eine im Sender CNN Türk übertragene Rede gehalten – dann war der Putsch fast schon wieder vorbei”, sagt Karabaczek.
Putsch nicht gut vorbereitet
Der Putschversuch selber sei wohl nicht gut vorbereitet und auch nicht von höchstrangigen Militärs getragen gewesen. Sonst hätten nicht Präsident Erdogan und Ministerpräsident Binali Yildirim im Fernsehen auftreten können. Der Putsch kam völlig überraschend, denn es habe allgemein die Einschätzung geherrscht, dass das Militär inzwischen zu schwach für einen Putsch sei. Außerdem sei die Zivilgesellschaft heute viel stärker als 1980, beim letzten erfolgreichen Militärputsch in der Türkei. Damals vor 36 Jahren war die Bevölkerung froh, dass das Militär Kämpfe im Land stoppte – heute waren von der Zivilgesellschaft inklusive pro-westlichen Türken bis zur Industriellenvereinigung alle gegen eine Aushebelung der Demokratie.
Für den wirtschaftlichen Austausch zwischen Österreich und der Türkei sei schon der Anschlag am Flughafen von Istanbul Ende Juni verheerend gewesen, der Putschversuch werde Geschäfte wohl noch einmal schwieriger machen, erwartet Karabaczek. Aber das werde sich erst in nächster Zeit zeigen. Vorerst sei die Lage in Istanbul sehr ruhig.
(APA)
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