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Die "Abzocke" beim Bootskauf

In den vergangenen Wochen gingen beim Kompetenz-Zentrum für Bootskriminalität in Konstanz vermehrt Beschwerden zu offensichtlich fiktiven Verkaufsangeboten von Booten im Internet ein. „Es haben sich auch einige Anrufer aus Österreich bei uns gemeldet“, weiß ein Beamter.

Dabei ist die Vorgehensweise der Täter immer identisch: „Mit Billigangeboten, die weit unter dem Marktpreis liegen, werden Interessenten zur Kontaktaufnahme mit dem Anbieter gelockt.“ Dann werden sie darauf hingewiesen, dass das Boot derzeit in England ankern würde. Die Gründe dafür sind meist aus der Luft gegriffen und wenig einfallsreich. „Es handle sich einerseits um Erben. Andererseits hätte man früher selbst in Deutschland gewohnt, sei dann nach England gezogen und hätte sich verschuldet“, gibt der Beamte mögliche Ausreden wieder. Die Täter machen es den Schnäppchenjägern gleichwohl einfach, ihnen zu glauben. Schließlich garantierten sie mit gefälschten Dokumenten den Kauf. Selbst die Homepage der beauftragten „Transportfirma“ wirkt professionell und seriös.

3000 Euro überweisen

Nachdem sich die Kunden mit dem vermeintlichen Anbieter einig geworden sind und die Vertragsvereinbarung unterzeichnet haben, folgt der erste Paukenschlag. Für die weitere Abwicklung müssen vorab circa 3000 Euro überwiesen werden. Nach der Bezahlung wird ein Kaufvertrag zugestellt und eine neuerliche Forderung in Höhe von 2700 Euro aufgesetzt. „Weil zum Beispiel plötzlich Zoll gezahlt werden muss.“ Natürlich verbunden mit einer rechtsanwaltlichen Drohung und bei Nichterfüllung sogar mit der sofortigen Auflösung des Vertrags. „Spätestens jetzt sollte das böse Erwachen bei allen Betrogenen einsetzen“, zeigt der Beamte des Kompetenz-Zentrums auf.

Gesunder Menschenverstand

Daher rät er dazu, den gesunden Menschenverstand einzusetzen und die Billigangebote genau zu überprüfen. „Meist reicht es schon aus, die Bilder der Boote genau anzuschauen. Wenn Palmen im Hintergrund zu sehen sind oder ein amerikanischer Pick-Up, dann passt die Umgebung nicht nach England.“ Oft werden die Produktbeschreibungen einfach nur mithilfe von Internetprogrammen übersetzt, sodass Fachausdrücke auffällig falsch übersetzt sind. Zudem erfolgt die Kontaktaufnahme mit dem Anbieter häufig nur über E-Mail. Die Telefonnummern existieren nicht.

Verlorenes Geld

Die Wahrscheinlichkeit, das investierte Geld wieder zurück zu bekommen, schätzt der Spezialist als äußerst gering ein: „Die Ermittlungen laufen zumeist ins Leere. Es ist praktisch unmöglich, das Geld jemals wieder zu sehen.“ Das führt der Experte auch auf den Aufenthaltsort der Täter zurück. Sie geben zwar an, sich in England aufzuhalten. Doch die ergänzenden Ländererkennungen der registrierten Internetseiten geben Osttimor, Nepal oder Trinidad und Tobago an. Außerdem handle es sich bei den erbeuteten Geldern um relativ geringe Beträge in Höhe von bis zu 3000 Euro. „Jedenfalls ist es sehr schwer, diese Betrüger zu schnappen.“ Also Augen auf beim Bootskauf und nicht glauben, dass man etwas „geschenkt“ bekommt, warnt der Beamte abschließend.

VN: Wolfgang Heyer

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