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Dezember-Arbeitslosigkeit stieg um 8,2 %

Die internationale Konjunkturkrise als Folge der Finanzmarktturbulenzen macht sich nun auch am österreichischen Arbeitsmarkt bemerkbar.

“Ende Dezember stieg die Zahl der Jobsuchenden in Österreich im Vorjahresvergleich erstmals seit 2,5 Jahren wieder an. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit erfolgt allerdings von einem niedrigen Niveau aus. Österreich hat für die schwierigeren Zeiten eine gute Ausgangsposition”, betonte Herbert Buchinger, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS).

Ende Dezember stieg die Arbeitslosigkeit um 21.841 Personen oder 8,2 Prozent auf insgesamt 287.147 Jobsuchende. Damit war die Arbeitslosenzahl in Österreich jedoch noch deutlich niedriger als vor drei Jahren (Dezember 2005: 307.282 Arbeitsuchende). Die Arbeitslosenquote nach nationaler Berechnung lag Ende Dezember bei 7,8 Prozent (Dezember 2005: 8,8 Prozent), gegenüber Dezember des Vorjahres stieg die Arbeitslosenquote um 0,4 Prozent. Die zuletzt verfügbare EU-Quote vom Oktober betrug 3,0 Prozent. Damit lag Österreich innerhalb der EU hinter den Niederlanden an 2. Stelle.

Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit waren alle Bundesländer betroffen. Den relativ stärksten Zuwachs gab es in Salzburg (plus 2.196 oder 23,6%), gefolgt von Kärnten (plus3.618 oder 16,2%), Oberösterreich (plus 4.438 oder 15,2%), der Steiermark (plus 5.366 oder 13,2%), Vorarlberg (plus 1.112 oder 12,9%) und Tirol (plus 1.880 oder 12%). In Wien lag die Arbeitslosigkeit nur geringfügig über dem Vorjahresniveau (plus 165 oder 0,2 %).

Nach Branchen betrachtet stieg die Arbeitslosigkeit am stärksten im Bereich der Arbeitskräfteüberlassung (plus 6.896 oder 26,7%). Während im Bauwesen die Zahl der Arbeitslosen nur leicht anstieg (plus 1.982 oder 3,8%), stieg die Zahl der Jobsuchenden in der Sachgütererzeugung stark an (plus (+5.688 oder +21,0%).

Ende Dezember stieg die Arbeitslosigkeit in allen Altersgruppen. Den stärksten Anstieg gab es bei den Jobsuchenden unter 25 (plus 6.601 oder 16,5%). Die Zahl der Arbeitslosen im Alter zwischen 25 und 44 Jahren nahm um 7.751 oder 5,5 % zu, die der über 45-Jährigen um 7.489 oder 8,8%.

Ende Dezember gab es 5.305 sofort verfügbare Lehrstellensuchende und 2.827 sofort verfügbare offene Lehrstellen. Die Zahl der Lehrstellensuchenden stieg im Jahresvergleich um 11,2 Prozent, die offenen Lehrstellen gingen gleichzeitig um 0,1 Prozent zurück.

Trotz der deutlichen Verschlechterung der Lage auf dem Arbeitsmarkt steht AMS-Vorstand Herbert Buchinger zu seiner im Vergleich zu anderen Experten “optimistischen” Prognose, von durchschnittlich 20.000 Arbeitslosen mehr im kommenden Jahr. Die Wirtschaftsforschungsinstitute etwa rechnen mit 100.000 Arbeitslosen mehr in den nächsten drei Jahren.

“Die Dezemberzahlen sind nicht gut, aber sie bestätigen unsere Prognosen”, sagte Buchinger am Freitag zur APA. Weil im vergangenen Dezember die Beschäftigungslage in der Bauwirtschaft und im Tourismus außergewöhnlich günstig gewesen sei, hätte man eigentlich mit einem noch stärkeren Anstieg rechnen müssen. Die Zahlen in den beschäftigungssstarken Sektoren Bau (3,8 Prozent mehr Arbeitslose) und Tourismus (2,1 Prozent mehr Arbeitslose) haben die Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt aber gedämpft.

Dennoch: “Offensichtlich hat die Krise voll auf die produzierende Industrie und das Gewerbe durchgeschlagen. Die Hauptlast tragen die Leiharbeiter und die Arbeitnehmer aus den Produktionsbetrieben”, so Buchinger.

Die regional ungleiche Verteilung der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt erklärt er mit der unterschiedlichen Wirtschaftsstruktur. “Das stärkste Wachstum der Arbeitslosen ist dort, wo es einerseits Industrie gibt und andererseits etwa die Saisoneffekte aus dem Tourismus zu Buche schlagen – also im Westen”, sagte Buchinger. Den relativ stärksten Arbeitslosen-Zuwachs im Dezember gab es in Salzburg (plus 2.196 oder 23,6 Prozent), gefolgt von Kärnten (plus 3.618 oder 16,2 Prozent). Vorarlberg meldete einen Arbeitslosen-Zuwachs von 1.112 oder 12,9 Prozent, Tirol (plus 1.880 oder 12 Prozent). Überdurchschnittlich hoch war der Zuwachs in den stark industrialisierten Bundesländern Oberösterreich (plus 4.438 oder 15,2 Prozent) und Steiermark (plus 5.366 oder 13,2 Prozent).

“Während die Leiharbeitskräfte die ersten sind, die abgebaut werden, sind die Jugendlichen die ersten, die nicht mehr in den Arbeitsmarkt kommen”, sagte Buchinger zum hohen Anstieg der Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen, der etwa doppelt so hoch ausfiel wie im allgemeinen Durchschnitt. Bei Personen “im Haupterwerbsalter” (25 bis 44 Jahre) stieg die Arbeitslosigkeit um 5,5 Prozent, bei den Menschen ab 45 um 8,8 Prozent.

Das AMS hat nach eigenen Angaben aus den guten Jahren der Vergangenheit 280 Mio. Euro an zusätzlichen Mitteln zur Verfügung, die man für heuer und 2010 einsetzen will, sagte Buchinger. Der Schwerpunkt soll dabei auf dem heurigen Jahr liegen (185 Mio. Euro). Die Mittel aus dem Bundesfinanzgesetz 2009 (Budget) seinen noch nicht bewilligt, sagte Buchinger. Er gehe aber davon aus, dass es möglich sein werde, darauf schon vor dem Budgetbeschluss zuzugreifen.

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