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Deutschlands goldene Generation will die Krönung

Lahm und Kollegen haben genug von Ehrenplätzen
Lahm und Kollegen haben genug von Ehrenplätzen
Das WM-Finale wird für die Beteiligten wieder einmal zum "Spiel ihres Lebens". Deutschlands Generation will nach dritten Plätzen bei den jüngsten zwei Turnieren in Brasilien endlich die Krönung. Nach dem fulminanten Halbfinalauftritt gegen den Gastgeber geht der dreifache Weltmeister am Sonntag (21.00 Uhr MESZ) als ungewohnt klarer Favorit in das Endspiel im Maracana von Rio de Janeiro.


Gegner Argentinien hofft in der legendären Heimstätte des großen südamerikanischen Rivalen einmal mehr auf Genieblitze von Lionel Messi – und baut auf die schier unüberwindbare Abwehr. Der zweifache Champion hat in der K.o.-Phase zwar offensiv noch wenig Zeichen gesetzt, in den entscheidenden Spielen aber auch kein einziges Gegentor einstecken müssen. Für die “Albiceleste” ist es die erste Finalteilnahme seit 24 Jahren.

1990 verloren Diego Maradona und Co. gegen Deutschland mit 0:1. Maradonas legitimer Nachfolger soll es nun richten. Mit einem WM-Titel in der Tasche würde sich der in der Heimat in der Vergangenheit kritisch beäugte Messi endgültig den Platz in der argentinischen Ruhmeshalle sichern. “Ich würde alle meine persönlichen Rekorde hergeben, um Weltmeister zu werden”, sagte der Barcelona-Superstar vor dem Endspiel.

Dort wartet jedoch eine vermeintliche Mammutaufgabe. Spätestens nach dem 7:1 gegen Brasilien glaubt ganz Deutschland daran, dass die schon 18 Jahre währende Titel-Durststrecke seit dem EM-Erfolg 1996 in England beendet wird. Zwar übten sich die Beteiligten nach dem historischen Erfolg im Understatement, ihre Favoritenrolle wurden sie dadurch aber nicht los.

Wo der deutsche Fokus liegt, untermauerte Miroslav Klose. “Mich interessiert nur, dass das Team erfolgreich ist und wir das Ding endlich in die Höhe stemmen”, betonte der 36-jährige WM-Rekordtorjäger. Der fünffache Turniertorschütze Thomas Müller klang ähnlich: “Wir werden alles in die Waagschale werfen mit all den Fähigkeiten, die wir haben, ob fußballerisch oder mental.” Kein Heimflug ohne Trophäe – darauf hat sich die DFB-Auswahl eingeschworen.

Akribisch bereitete Bundestrainer Joachim Löw sein in großen Spielen bereits erfahrenes Team um Kapitän Philipp Lahm auf die angestrebte Krönung vor. Videoschulung und gedrosseltes Training standen auf dem Programm. Noch keine Mannschaft aus Europa ist in Südamerika Weltmeister geworden. Die seit 16 Pflichtspielen ungeschlagenen Deutschen (14 Siege, 2 Unentschieden) könnten den Bann brechen. Die letzte Niederlage gab es im EM-Halbfinale 2012 gegen Italien (1:2).

Argentinien will diese Serie stoppen. Anders als der Finalgegner überzeugte die Mannschaft von Trainer Alejandro Sabella im Turnierverlauf noch nicht wirklich. Minimalistenfußball stand auf der Tagesordnung. Dazu kommt noch die einen Tag kürzere Regenerationsphase nach dem kräfteraubenden Halbfinale gegen die Niederlande. Die argentinische Moral sollte nach dem Elferkrimi aber hoch sein, 20.000 bis 30.000 blau-weiße Fans im Maracana sind ebenfalls Motivation.

Während bei Deutschland nicht nur für Klose (“Es geht nur über die Truppe”) die Mannschaft im Vordergrund steht, dreht sich bei Argentinien vieles, wenn nicht alles, um Messi. Der vierfache Turniertorschütze wirkte zwar im Halbfinale ausgepumpt und traf in der K.o.-Runde noch nicht, ein Genieblitz könnte aber am Ende entscheidend sein. Gegen die Niederlande band Messi darüber hinaus auch an der Seitenlinie stehend zwei Gegenspieler.

Für Argentiniens “brandgefährliche Offensive” (Löw) mit Gonzalo Higuain oder dem schnellen Ezequiel Lavazzi könnte sich dadurch mehr Platz ergeben. Entscheidend wird aber sein, ob Argentinien die starke deutsche Mittelfeldachse kontrollieren kann. Antreiber Javier Mascherano kommt eine Schlüsselrolle zu. “Das ist die Chance, von der wir unser Leben lang geträumt haben. Wir werden sie vielleicht nie wieder bekommen”, sagte Argentiniens heimlicher Chef.

Mascherano versucht wie Messi bereits zum dritten Mal, Weltmeister zu werden. Bei ihren Anläufen 2006 und 2010 scheiterten sie jeweils im Viertelfinale – an Deutschland. In Südafrika gingen die Argentinier unter Teamchef Diego Maradona als 0:4-Verlierer vom Spielfeld. Eine ähnlich desolate Defensivleistung wie damals ist unter Sabella nicht zu erwarten.

Hoffnung macht man sich im argentinischen Lager, Angel di Maria noch fit zu bekommen. Der an einer Muskelverletzung im Oberschenkel laborierende Profi von Real Madrid absolvierte am Donnerstag leichtes Training. Löw kann aller Voraussicht nach die zuletzt so starke Stammelf aufbieten. Auch Innenverteidiger Mats Hummels behindert eine leichte Knieblessur nicht mehr entscheidend.

Deutschland gegen Argentinien lautet bereits zum dritten Mal ein WM-Endspiel. Die Südamerikaner krönten sich 1986 in Mexiko mit einem 3:2 zum zweiten Mal zum Weltmeister, vier Jahre später gelang Deutschland in Rom die Revanche.

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