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Deutscher Arbeitsmarkt weiter im Aufwind

Der milde Winter und die weiterhin kräftige Konjunktur haben zum zweitstärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit in Deutschland in einem Februar seit der Wiedervereinigung geführt.
Arbeitsmarkt trotzt dem kalendarischen Winter

Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg bekanntgab, sank die Zahl der Menschen ohne Job im Vergleich zum Vormonat um 42.000 auf 3,617 Millionen. Noch stärker war die Arbeitslosenzahl nur im Februar 1992 zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote fiel auf 8,6 Prozent.

Der deutsche Arbeitsminister Olaf Scholz mahnte, jetzt gelte es, den Schwung für eine weitere Besserung am Arbeitsmarkt zu nutzen. “Politik und Wirtschaft sind gefragt.” Wirtschaftsminister Michael Glos verband die Freude über die schwungvolle Entwicklung am Arbeitsmarkt mit der Warnung vor Mindestlöhnen.

Die Opposition sah den Rückgang der Arbeitslosigkeit vor allem als Folge des milden Winters und nicht der schwarz-roten Reformpolitik. Petrus habe mehr für den Abbau der Arbeitslosigkeit getan als Angela Merkel und ihr Kabinett, sagte der stellvertretende FDP-Chef Rainer Brüderle. Nach Meinung der Grünen-Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer kann die positive Arbeitsmarktentwicklung die negative Bilanz der schwarz-roten Koalition nicht kaschieren.

Verglichen mit dem Vorjahr nahm die Zahl der Menschen ohne Arbeit um 630.000 ab. Neben Konjunktur und Witterung trug auch das vor zwei Jahren eingeführte Saisonkurzarbeitergeld am Bau zum Rückgang der Winterarbeitslosigkeit bei.

Auch das rückläufige Arbeitskräfteangebot wirkte sich aus. BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt sagte, dem Arbeitsmarkt stünden in diesem Jahr etwa 94.000 Menschen weniger zur Verfügung als noch 2007. Weiter auf hohem Niveau ist die Arbeitskräftenachfrage, wenngleich sie sich nach den Worten des BA-Chefs allmählich abflacht.

Die am meisten gesuchten Mitarbeiter waren laut BA auch im Februar wieder Verkäufer und Warenkaufleute mit 23.000 offenen Stellen, gefolgt von Elektrikern (22.000), Bürofachkräften (20.000) und Werbe- sowie Dienstleistungskaufleuten (18.000). Erstmals unter die Top Ten schafften es pünktlich zur Computerfachmesse CeBIT Datenverarbeitungsfachleute, für die 12.000 Vakanzen zu besetzen sind. Insgesamt standen der BA 999.000 Stellen zur Verfügung und damit 146.000 mehr als im Vorjahr.

Auf die geplanten Massenentlassungen bei Großunternehmen trotz guter Gewinne reagierte die Politik besorgt. Linksfraktionschef Oskar Lafontaine sprach von einem Raubtierkapitalismus. “Die Regierung Merkel setzt dem keinerlei Schranken. Sie ist deshalb mitverantwortlich, wenn führende deutsche Unternehmen Tausende auf die Straße setzen”, erklärte Lafontaine.

SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sagte: “Trotz der guten Geschäftslage Mitarbeiter zu kündgen, um die Rendite in neue Rekordhöhen zu schrauben, ist der falsche Weg.”

BA-Vorstand Frank-Jürgen Weise sah dagegen keinen Grund zur Sorge um die Entwicklung am Arbeitsmarkt im laufenden Jahr: “Der unauffällige Beschäftigungsaufbau in den kleineren und mittelständischen Unternehmen ist immer noch größer”, erklärte er. Die BA halte daher auch an ihrer Prognose von rund 3,5 Millionen Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt fest.

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