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Deutsche Tornados können über Syrien nur tagsüber fliegen - Cockpit zu hell

Die deutschen Tornados müssen bei Nacht am Boden bleiben.
Die deutschen Tornados müssen bei Nacht am Boden bleiben. ©AFP
Autofahrer kennen das Problem: Ist es im Wagen zu hell, sieht man die Straße nicht gut. Genauso geht es den Piloten deutscher "Tornados". Ist das eine Fortsetzung der Pannenserie bei der Bundeswehr? Ja und nein, denn bisher fliegen die deutschen Piloten ohnehin nur tagsüber.

Die “Tornado”-Piloten der deutschen Bundeswehr können wegen zu starker Beleuchtung im Cockpit nur tagsüber über Syrien fliegen. Der deutsche Beitrag im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sei dadurch aber nicht beeinträchtigt, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums Berlin. Denn bislang seien die Deutschen noch gar nicht zu Aufklärungsflügen bei Nacht aufgefordert worden.

Problem bekannt – sollte bis Oktober behoben werden

Das Problem war nach Informationen der “Bild”-Zeitung (Dienstag) durch ein Software-Update entstanden. Seit der Umrüstung leuchten die Geräte im Cockpit heller als bisher, was den Piloten und den ihn begleitenden Waffensystemoffizier bei Start und Landung sowie bei der Identifikation von Aufklärungszielen behindern kann.

“Das ist ein Mangel, der uns bekannt ist, er sollte planmäßig im Oktober behoben werden, jetzt wurde beschlossen, dass dies schon Anfang Februar vor Ort in Incirlik geschehen soll”, sagte ein Sprecher der Luftwaffe. Es sei dafür nicht notwendig, Flugzeuge auszutauschen.

“Ein Rüstungsschrott-Skandal nach dem anderen”

Verteidigungspolitiker Tobias Lindner (Grüne) fragte: “Warum erfahren wir erst jetzt von diesem Problem?” Auch unabhängig vom Anti-IS-Einsatz “kann es nicht sein, dass die Tornados nachts nicht funktionieren”.

Der Fraktionsvorsitzende der Linken, Dietmar Bartsch, kritisierte: “Seit Jahren jagt ein Rüstungsschrott-Skandal den nächsten.” Dadurch würden Soldaten gefährdet. Das Verteidigungsministerium lasse sich offensichtlich von der Rüstungslobby zweifelhafte Ware aufschwatzen.

Keine deutschen Luftangriffe

Seit Anfang 2016 beteiligt sich die Bundeswehr mit Aufklärungsflügen über Syrien und dem Irak am Kampf gegen die Terrormiliz. Dafür wurden Soldaten mit sechs “Tornados” in die Türkei geschickt. Sie sind auf dem Nato-Stützpunkt Incirlik stationiert. In der Regel entstehen die Aufklärungsbilder tagsüber. An den nächtlichen Bombardierungen beteiligt sich Deutschland nicht.

Pleiten, Pech und Pannen

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte zu Beginn ihrer Amtszeit angekündigt, sie wolle im Rüstungsbereich aufräumen. Schon unter ihren Vorgängern hatte es Probleme bei der Beschaffung neuer Waffensysteme und Flugzeuge gegeben. Oft lieferten die Hersteller verspätet oder die bestellten Rüstungsgüter wiesen Mängel auf:

NH90: Triebwerksprobleme zwangen die Bundeswehr im Februar 2015, den Betrieb des Militärhubschraubers vorübergehend zu stoppen. Schon zuvor hatte ein Pilot auf einem Bundeswehr-Stützpunkt in Usbekistan nach der Explosion eines Triebwerks notlanden müssen.

A400M: Politische, finanzielle und technische Probleme behinderten die Entwicklung des Transportflugzeugs und Transall-Nachfolgers. Das Projekt verzögerte und verteuerte sich erheblich. Wegen Problemen am Triebwerk stürzte eine A400M im Mai 2015 bei einem Testflug in Spanien ab, vier der sechs Insassen kamen ums Leben.

EUROFIGHTER: Mangelhafte Bohrungen oder Probleme mit den Schleudersitzen – der Kampfjet gehört zu den Rüstungsprojekten, die dem Verteidigungsministerium am meisten Sorgen bereitet haben. Die Produktion verzögerte sich um Jahre, die Kosten explodierten.

EURO HAWK: Die Aufklärungsdrohne hätte den früheren Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) fast das Amt gekostet. Wegen Problemen bei der Zulassung des unbemannten Fliegers für den deutschen Luftraum und einer drohenden Kostenexplosion wurde die Entwicklung im Frühjahr 2013 gestoppt.

G36: Auch kleinere Waffen schaffen große Probleme. Wegen Testmängeln bei der Treffsicherheit sollen die 167.000 Exemplare des Sturmgewehrs ausgemustert und durch modernere Waffen ersetzt werden – obwohl die kämpfende Truppe selbst keine gravierenden Probleme sieht.

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