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Deutsche Telekom steht vor Streik

Die mit Kundenverlusten kämpfende Deutsche Telekom steht vor dem ersten Streik ihrer Unternehmensgeschichte. 96,5 Prozent sprachen sich für den Arbeitskampf aus.

Bei einer Urabstimmung sprachen sich 96,5 Prozent der wahlberechtigten Mitarbeiter der Festnetzsparte T-Com für einen Arbeitskampf aus, sagte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi, Lothar Schröder, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Bonn. Die Deutsche Telekom ist auch in Österreich vertreten (T-Mobile, T-Systems, T-Online).

„Wir werden morgen mit dem Streik beginnen“, sagte Schröder. Verdi sei auf einen Arbeitskampf vorbereitet, der sich über mehrere Wochen hinziehen könne. „Es muss ein besseres Angebot der Telekom kommen, damit wir an den Verhandlungstisch zurückkommen“, sagte Schröder. Die Gewerkschaft Verdi lehnt den Plan des Telekom-Managements ab, zur Kostensenkung 50.000 Mitarbeiter in konzerneigene Service-Gesellschaften auszulagern. Die Beschäftigten sollen dort für weniger Geld länger arbeiten. Damit will die Telekom die Beschäftigung langfristig sichern.

Verdi hatte ein nachgebessertes Tarifangebot der Telekom als unannehmbar zurückgewiesen und zur Urabstimmung aufgerufen. Telekom-Chef Rene Obermann hatte die Gewerkschaft noch am Vormittag aufgefordert, wieder an den Verhandlungstisch zurück zu kehren. „Ein Streik nützt niemandem“, sagte er.

Schröder appellierte an das Management, seine „fragwürdigen“ Pläne zu überdenken. Sie seien nicht geeignet, den Service zu verbessern und den Kundenschwund der Telekom zu stoppen. Gleichzeitig bat er die Kunden um Verständnis, wenn es durch den Streik zu Beeinträchtigungen komme. Aber der Arbeitskampf sei das letzte Mittel, um die Forderungen der Gewerkschaft nach einem umfassenden Schutz der Beschäftigten durchzusetzen.

Es sei nicht vorrangiges Ziel, die Kunden der Telekom zu bestreiken, sagte Verdi-Streikleiter Ado Wilhelm. Dennoch könnten sie die Auswirkungen spüren. Schröder sprach von Beeinträchtigungen etwa bei der Störungsbeseitigung oder der Neueinrichtung von Anschlüssen. Auch bei der Netzversorgung könne es zu Engpässen kommen. Gefährdet sein könnte auch eine reibungslose Übertragung des G8-Gipfels vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm, erläuterte Wilhelm. Die beiden für den Aufbau der Telekommunikations-Infrastruktur zuständigen Niederlassungen würden in den Streik einbezogen.

Wilhelm kritisierte das Verhalten des Konzerns während der dreitägigen Abstimmung. Die Telekom habe es untersagt, diese in den Räumen der Telekom abzuhalten. Zudem hätten Führungskräfte unverhohlen mit Sanktionen gedroht. Streikbrechern sollten 300 Euro pro Tag gezahlt werden, sagte Schröder.

Beginn am Freitag

Der erste Streik bei der Deutschen Telekom wegen des geplanten massiven Stellenumbaus beginnt an diesem Freitag. Das kündigte ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder am Donnerstag bei der Bekanntgabe des Ergebnisses der Urabstimmung an. „Wir hoffen, dass das Management der Telekom jetzt zügig zur Besinnung kommt“, sagte er. Von insgesamt gut 22.000 aufgerufenen ver.di-Mitgliedern hatten sich zuvor in einer dreitägigen Urabstimmung 96,5 Prozent für Arbeitskampfmaßnahmen ausgesprochen. Der Streik werde sich nicht gegen Privat- oder Geschäftskunden der Telekom richten.

Österreich nicht betroffen

Der Streik bei der Deutschen Telekom wird auf Österreich keine Auswirkungen haben, hieß es am Donnerstagnachmittag von der Telekom-Tochter T-Mobile Austria auf APA-Anfrage. Schließlich sei nur die Festnetzsparte in Deutschland betroffen, betonte Sprecherin Andrea Karner. Man beobachte aber die Entwicklung. T-Mobile Austria ist die Nummer 2 am heimischen Mobilfunkmarkt und dank der Übernahme von tele.ring im Vorjahr beinahe gleichgroß wie Marktführer Mobilkom Austria (Tochter der börsenotierten Telekom Austria). T-Mobile Austria hat 1.800 Mitarbeiter.

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