Viele Flüchtlinge, die zum ersten Mal in einer Deutschklasse sitzen, machen zuerst alles seitenverkehrt. Sie schlagen das Buch so auf, dass sie die hintere Seite sehen und schreiben wollen sie von rechts nach links. Denn so liest und schreibt man im arabischen Kulturraum.
Nicht alle können schreiben
Doch nicht alle Flüchtlinge müssen sich umgewöhnen. Manche beherrschen bereits Englisch und kennen die lateinischen Buchstaben, andere wiederum haben das Schreiben nie gelernt. Diese Kursteilnehmer beherrschen ihre Muttersprache nur mündlich. Sie kommen zum ersten Mal in der Fremdsprache Deutsch mit einem Alphabet in Berührung.
Doppelt so viele Kursteilnehmer
„Die Flüchtlinge müssen sich sehr anstrengen, um unsere Sprache zu lernen. Doch sie lernen gerne“, sagt Dagmar Erne. Die 47-Jährige kümmert bei der Caritas um die Organisation der Sprachkurse. Dieses Jahr unterrichten 13 Lehrer rund 1100 Kursteilnehmer. Die Anzahl der Kursteilnehmer hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Deshalb wolle man auch das Angebot an Deutschlehrern beständig ausbauen.
Herausforderungen
Wollen wirklich alle lernen? Gibt es auch solche, die sich von Frauen nichts sagen lassen? Die beiden Frauen beschwichtigen: „Der Respekt vor Lehrpersonen ist sehr hoch. Diesen erwarten wir auch. Falls es Probleme gibt, besprechen wir diese außerhalb des Kurses.“ Im Einzelgespräch lasse sich fast jedes Problem lösen. Wenn nicht, folgt der Ausschluss vom Kurs.
Probleme gebe es aber wenige. Tatsächlich sei es so, dass die Schüler den Unterricht schätzen und sich von ihrer Lehrerin gar nicht mehr trennen wollen. Dagmar Erne erklärt: „Die Lehrer sind im Leben der Flüchtlinge oft das einzig Beständige. Sie möchten auch im Folgekurs wieder den ihnen bekannten Lehrer.“
Dialekt und Hochdeutsch
“In der allerersten Kurswoche sind die meisten noch schüchtern”, erzählt Sagun, “doch sobald sie sich an die neue Umgebung gewöhnt haben, tauen sie auf”. Auch an den Dialekt müssen sich die Flüchtlinge erst noch gewöhnen. „Einigen gebildeten Syrern fallen die Unterschiede sehr schnell auf“, bestätigt Dagmar Erne. Für sie ist es wichtig, dass Vorarlberger und ihre Sprachschüler möglichst viel miteinander sprechen.
Um den Vorarlberger Dialekt besser zu verstehen, haben einige der Schüler in Saguns Klasse schon eine Lösung gefunden. „Ein Syrer in meiner Klasse fragt die Leute immer wie spät es ist. Dabei interessiert ihn nicht die Uhrzeit, sondern wie die Vorarlberger die Zahlen aussprechen und wieviel davon er schon versteht.“
Info zu den Kursen
Alphabetisierungs- und Deutschkurse finden dreimal in der Woche statt und gehen über einen Zeitraum von 10 Wochen. Wer neu dazukommt, macht zuerst einen Einstufungstest. Dort wird unter anderem geprüft, ob der zukünftige Kursteilnehmer seinen Namen schreiben kann. Je nach Wissenstand kommt er dann in einen Alphabetisierungs- oder Deutschkurs. Ziel der Caritas-Sprachkurse ist es, dass die Flüchtlinge das Deutschlevel A2 erreichen. Dann beherrschen sie die Grundlagen der Sprache und können sich verständigen.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Es hat einen Fehler gegeben! Bitte versuche es noch einmal.Herzlichen Dank für deine Zusendung.