Den Nachmittag verbrachte Joop privat mit Egon Schiele im Wiener Museumsquartier. Dessen “Selbstentblößung” habe ihn immer schon in den Bann gezogen, erzählte er im APA-Gespräch. Auch wenn der Designer geduldig für unendlich viele Selfies posiert, steht er sozialen Medien kritisch gegenüber. “Ich habe weder Facebook noch Instagram”, so der Kreative.
Schiele und Selfies
Seit Mai arbeitet er handschriftlich an einem “Dirty Diary”. Er könne dem “Austausch an Banalitäten” ebenso wenig abgewinnen wie der Tatsache, dass auf Smartphone-Bildern alle “in ein Format passen” müssen.
Joop sieht sich als Renaissance-Mensch und fühlt sich in Österreich sehr wohl. Egons Schiele Werk faszinierte den studierten Künstler vom ersten Moment an. “Der Gottvater der Malerei! Wie ein Puzzle, das jemand anderer für mich zusammengefügt hat. Eine atemberaubende Selbstentblößung zwischen Leben und Tod – mit Sexualität als Lebensaufgabe”, so der Designer.
Joop kann sich vorstellen, sein Tagebuch mit Schieles Werk in irgendeiner Form zusammenzuführen. “Aber vielleicht wird es auch gar nicht veröffentlicht.”
Im Rahmen der “Vienna Awards for Fashion & Lifestyle 2018” wurde der 73-Jährige mit dem “Style Icon Award” geehrt. Zum Event am Freitagabend erschien er mit einem schwarzen Rüschenhemd, Hochwasserhose und einem dreißig Jahre alten Sakko von Comme des Garcons, auf das er sehr stolz ist. “Ein Masterpiece!”, schwärmte er und bekannte: “Ich sammle Kleidungsstücke”.
Joop in Wien über “eingebildete Individualität”
Mit dem aktuellen, schnelllebigen Modezirkus kann Joop, der vor ein paar Jahren für die WienerSilber Manufactur Tafelschmuck mit Schwammerl-Motiven entworfen hat, mittlerweile ebenso wenig anfangen wie der “eingebildete Individualität” vieler junger Menschen. Sein neues Label “Looks” vermarktet er jenseits herkömmlicher Shows. “Ein Designer muss heute ein Art Director sein”, meinte er.
Die Schönheitsideale würden sich rund um den Globus so sehr ähneln, dass er bei seinen zahlreichen Reisen manchmal das Gefühl habe, “alle sind mit einander verwandt”, bemängelte er. “Wie bei den Frauen von Stepford.” Joop selbst sieht unter anderem die Sängerinnen Madonna (“Eine Marilyn Monroe, die kein Opfer ist”) und Debbie Harry (Blondie) als Ikonen. “Das sind emanzipierte Diven”, so seine Einschätzung.
Mit seinen Labels versucht er immer wieder Modebotschaften zu transportieren, die teils kämpferisch, teils durchaus optimistisch waren. “Mode sollte eine Vision transportieren. Ein Frauenbild etwa”, zeigte er sich überzeugt. Dabei setzt er auf Einfachheit. Man könne der Zeit und der eigenen Person einen Ausdruck verleihen.
Fashion-Diktate sind hingegen nicht Seines. “Man kann alles tragen. Nur kein schlechtes Gewissen”, sagte Joop abschließend.
(APA/Red)
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