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Der "Vater" der "Biene Maja": Waldemar Bonsels

Der Interpret des Maja-Songs, Karel Gott, präsentiert die "Biene Maja" und "Willi, den Nachtwächter".
Der Interpret des Maja-Songs, Karel Gott, präsentiert die "Biene Maja" und "Willi, den Nachtwächter". ©dpa
Der Erfinder der "Biene Maja", Waldemar Bonsels, gehörte in den 1920er Jahren zu den meistgelesenen Autoren in Deutschland. Heute ist der Schriftsteller fast in Vergessenheit geraten.

Bonsels wurde am 21. Februar 1880 in Ahrensburg bei Hamburg geboren, das Gymnasium verließ er ohne Abschluss. In Bielefeld machte er eine kaufmännische Ausbildung, bevor er sich zum Missionskaufmann ausbilden ließ und 1903 nach Ostindien ging. Dort blieb er aber – auch aus Unzufriedenheit über die Arbeit der Baseler Mission – nur ein halbes Jahr. Im Ersten Weltkrieg arbeitete er als Kriegsberichterstatter.

Die Erlebnisse in Indien verarbeitete er in seinem Buch “Indienfahrt” aus dem Jahr 1916. Das Schreiben stand für Bonsels, so die Waldemar-Bonsels-Stiftung, stets an erster Stelle. Seine Bücher veröffentlichte er zunächst in seinem eigenen Verlag, einer seiner größten Erfolge wurde “Die Biene Maja und ihre Abenteuer”. Es ist das einzige seiner Werke, das noch einen hohen Bekanntheitsgrad hat.

Kritisches Bild

Die Waldemar-Bonsels-Stiftung will den Schriftsteller wieder ins öffentliche Bewusstsein zurückbringen. Zum großen Doppeljubiläum in diesem Jahr – neben dem 100-jährigen der Biene Maja jährt sich Bonsels Todestag am 31. Juli zum 60. Mal – haben Wissenschafter den Schriftsteller noch einmal genau unter die Lupe genommen. Und sie zeichnen ein alles andere als freundliches Bild: Bonsels, das kristallisiert sich in den Forschungsergebnissen inzwischen immer deutlicher heraus, soll Antisemit gewesen sein und der Ideologie des Nazi-Regimes weitaus verbundener, als er es nach dem Zweiten Weltkrieg eingestehen wollte.

“Er hat nicht erkannt, dass er als geistiger Brandstifter auch beteiligt war”, sagt der Literaturwissenschafter Sven Hanuschek von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Er forscht seit Jahren zu dem 1952 gestorbenen Bonsels und dessen Werk und hat jetzt das von der Waldemar-Bonsels-Stiftung finanzierte Buch “Waldemar Bonsels – Karrierestrategien eines Erfolgsschriftstellers” herausgegegeben.

Vor allem mit dem großen Kampf zwischen Bienen und Hornissen hat Daumer Schwierigkeiten. Bonsels verherrliche den Bienenstaat “im Trend der Wilhelminischen Zeit monarchisch-imperialistisch, national-martialisch, ja sogar mit einer sozialdarwinistisch getönten, rassistischen Tendenz”. Daumer hält das für gefährlich, weil Kinder nicht zwischen “harmloser Biologie” und “verführerischer Ideologie” unterscheiden könnten. Das führt ihn gar zu der These: Kinder sollten “Die Abenteuer der Biene Maja” nicht ohne ihre Eltern lesen.

“Biene Maja” mit Hitlerbärtchen

Auf solche Ideen ist zumindest bei der berühmten TV-Serie, deren erste Episode im Jahr 1976 ausgestrahlt wurde, bisher wohl noch niemand gekommen – außer vielleicht Stefan Raab. Vor zehn Jahren, zum 50. Todestag von Bonsels, zeigte er in seiner Sendung “TV Total” eine Montage von “Biene Maja” mit Hitlerbärtchen, unterlegter Hitlerrede und unter Hakenkreuz-Fahne aufmarschierenden Ameisen. “Hitlers Helfer – heute: Maja und Willi”, witzelte Raab und fügte mit Blick auf den Autor hinzu: “Er dachte bis zuletzt, SS heißt summsumm.”

Im Jahr 1949 erkrankte Bonsels. Er starb am 31. Juli 1952 im Alter von 71 Jahren in seinem Haus in Ambach am Starnberger See. Seine Urne wurde im Garten beigesetzt.

(APA)

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