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Der späte Einstieg, das große Ziel

Der 28-jährige Harder Fabian Verschnig greift bei der Kickbox-WM in Abu Dhabi nach dem ganz großen Coup.

Es ist das größte Turnier, das der Kickboxsport je gesehen hat. 1700 Athletinnen und Athleten aus aller Welt strömen seit Freitag ins ADNEC-Center von Abu Dhabi, um in den verschiedensten Disziplinen um WM-Gold zu kämpfen. Mittendrin: ein Harder, der längst nicht mehr der Außenseiter ist, der er einmal war. Fabian Verschnig, 28 Jahre alt, amtierender Europameister in der Kategorie Pointfighting +94 kg und Weltranglistenerster, trifft dabei auf ein stark besetztes Feld mit Gegnern aus 13 Nationen.

Fabian Verschnig hat sein Ziel fest im Blick. ©Privat

Vom Jäger zum Gejagten

Verschnig, der seit drei Jahren für den Tiroler Verein KC Kruckenhauser Brixlegg startet, steigt am Mittwoch direkt im Viertelfinale in das Turnier ein, ein Freilos, der Bonus der Nummer eins. Sein Gegner: der Mexikaner Carlos Ebrahin Valencia Lucero. "Wir bereiten uns auf jeden einzelnen Gegner exakt vor", erklärt er. Von seinem mexikanischen Kontrahenten gibt es allerdings keinerlei Videomaterial.

Daher sieht es der 28-Jährige durchaus als Vorteil, den Kampf live in der Halle beobachten und daraus unmittelbar einen taktischen Plan schmieden zu können. Filmen wird das Betreuerteam: "Als Europameister mit der Kamera dort zu stehen, wäre das falsche Signal an die Konkurrenz."

Nach dem EM-Titel 2024 soll nun die Krönung folgen. ©Privat

Vor zwei Jahren bei der WM in Athen war Verschnig noch der Herausforderer und gewann Silber. Heuer ist es anders. "Damals wollte ich unbedingt eine Medaille, jetzt erwarten alle den nächsten Schritt." Und doch: Der Druck von außen scheint ihn in Abu Dhabi eher zu erden. Die Vorbereitung sei intensiver gewesen, energievoller, sagt er.

Jetzt, kurz vor dem Einstieg ins Turnier, fühle er sich "mental sehr ruhig". Dass er als einziger Vorarlberger im Nationalteam steht, empfindet er als Auszeichnung und als Bestätigung dreier intensiver Jahre: "Es ist der Lohn harter Arbeit."

Spät begonnen, nie aufgegeben

Verschnigs Karriere begann ungewöhnlich spät. Erst mit 13 stieg er ins Kickboxen ein, Talent wurde ihm zwar nachgesagt, aber Erfolge blieben lange aus. "Ich habe die ersten zwei Jahre jeden Kampf verloren", erinnert er sich. Doch anstatt aufzuhören, machte er weiter und glaubte an sich und seine Stärken. Sein Vater, selbst Kickboxer und Trainer, war seine erste Stütze. Technik war nie Verschnigs größte Stärke, dafür entwickelte er etwas anderes: ein außergewöhnliches Auge. "Ich erkenne sehr schnell, was ein Gegner vorhat."

Auch in schwierigen Zeiten hat der Harder nie aufgegeben. ©Privat

WM der Superlative

Abu Dhabi bietet eine Bühne, die den Rahmen jeder bisherigen WM sprengt: klimatisierte Hallen, riesige Tribünen, eine Eröffnungsfeier mit Kampfjets. Mittendrin der 28-jährige Harder, der als Fahnenträger das österreichische Team anführen durfte, ein Moment, der ihm spürbar viel bedeutet. "Das Ganze hier ist eine eigene Dimension", sagt er. Die Hitze, der Jetlag, inzwischen gut verkraftet. Für drei Runden à zwei Minuten Kampfzeit brauche es ohnehin vor allem eines: "Mentale Klarheit und einen klaren Plan."

Der große Traum

Nach EM-Gold 2024 soll nun der Höhepunkt folgen: der Weltmeistertitel. "Alle erwarten es, aber jeder Kampf muss erst geschlagen werden." Für Verschnig wäre Gold jedoch weit mehr als nur der nächste Eintrag in seiner Erfolgsbilanz. "Der Titelgewinn wäre die absolute Krönung meiner Entwicklung der letzten Jahre."

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