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Der Schriftverkehr des Josef Kolumban Feurstein

Archivarin Mag. Katrin Netter arbeitet u.a. den Schriftverkehr des ehemaligen Ortsvorstehers auf.
Archivarin Mag. Katrin Netter arbeitet u.a. den Schriftverkehr des ehemaligen Ortsvorstehers auf. ©Andrea Fritz-Pinggera
Die Mellauer Archivaufarbeitung

Derzeit wird das Mellauer Gemeindearchiv von Archivarin Mag. Katrin Netter, MA, die im Auftrag des Bregenzerwaldarchives 24 Gemeinden betreut, aufgearbeitet. Über den Sommer ist Mag. Netter in Mellau tätig und wird bei der Sichtung und Bearbeitung alter Dokumente, Schriftstücke und Akten von einer Assistentin unterstützt.

Die Hinterlassenschaft des einstigen Ortsvorstehers Josef Kolumban Feurstein (1889 bis 1894) ist ein schönes Beispiel, wie ein einzelner aufbewahrter Karton durch den Erhalt der Berufs- wie Privatkorrespondenz interessante gesellschaftliche und soziologische Hintergründe zu Tage befördert oder untermauert.

Der 1921 verstorbene Mellauer Gemeindevorsteher war Landwirt und Ökonom. Als Viehhändler führte er Listen der sogenannten “Stellkühe” die er ins Rheintal verborgt hatte und die dort überwinterten. Dieses Vieh musste von ihm nicht durchgefüttert werden, die Einsteller hingegen bezahlten dafür, dass sie Milch und Milchprodukte der Tiere erhielten.

Der so vermögende wie fortschrittliche Feurstein ließ sich 1907 eine Acetylen-Anlage als Gasbelichtungsanlage für Wohn- und Betriebsräume einbauen. Das Patent der Karbidlampe, welche Acetylen als Brenngas verwendet, war damals erst wenige Jahre alt. Interessant sind sowohl der Baubescheid der Bezirkshauptmannschaft oder die in schönster Kurrentschrift verfassten Angebote des Installateurs Josef Roth aus Bregenz. Wenige Jahre später bereits liegt ein Angebot des Unternehmens Hermann Bertsch aus Krumbach vor, welches eine Anlage für ein viermal helleres Licht verspricht.

Immer up to date
Bereits zu Beginn des Weltkrieges, 1914, lässt sich Josef Kolumban Feurstein bei Josef Pircher, Bregenz, einen Kostenvoranschlag für eine elektrische Beleuchtungsanlage anbieten. Erst gegen Ende des Krieges, 1918, verkauft er seine alte Acetylen-Anlage – und gehört vermutlich wiederum zu den Vorreitern die mit elektrischem Licht für Haus und Hof für Aufmerksamkeit sorgen.

Umtriebige Persönlichkeit
Selbst kinderlos, hat der Gemeindevorsteher zwei Kinder adoptiert. Auch war er Vormund diverser unmündiger Kinder, und gesellschaftlich äußerst rege als Obmann des Straßenkonkurrenzausschusses, Mitglied des Veteranenvereines, mitbeteiligt an der Errichtung des Gemeindeschießstandes sowie Obmann beider Viehgenossenschaften. Die Korrespondenz mit seinem in der Handelsschule und Lehrerbildungsanstalt Feldkirch lernenden Adoptivsohn Otto Bitschnau ist umfassend erhalten. Darunter befindet sich auch ein Briefverkehr mit Jodok Fink bezüglich des Heeresdienstes von Otto Bitschnau.

Übrigens: wer historische Dokumente und Schriften, Protokolle oder ähnliches in Dachboden, Keller oder Hinterlassenschaft von Verwandten findet, kann sich fürsorglich an das Bregenzerwaldarchiv wenden. Mag. Katrin Netter, MA, 
Archivarin Bregenzerwald Archiv (Loco 873
, 6863 Egg Telefon: 0664 39 16 946; 
Fax: 05512 26 00 04) kann die archivarische Verwertbarkeit von Schriftstücken professionell einschätzen. Mag sein, dass sich noch das eine oder andere findet, das die Mellauer Historie ein wenig erhellt oder abrundet.

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