Dass darauf bald der nächste Banküberfall folgen wird, ist dem resozialisierungsresistenten Hochleistungssportler aber irgendwie anzusehen. “Der Räuber” lautet der schlichte Titel des existenzialistischen Thrillers, der im Wettbewerb der 60. Berlinale präsentiert wird.
Der österreichisch-deutsche Wettbewerbsbeitrag wurde im Jänner bereits mit dem Bayerischen Filmpreis in der Kategorie “Nachwuchsregie” ausgezeichnet und erhielt zahlreiche Vorschusslorbeeren. Der junge deutsche Regisseur Benjamin Heisenberg hat sich für den Film das Buch “Der Räuber” von Martin Prinz als Vorlage hergenommen, der sich – selbst passionierter Langstreckenläufer und bei den Dreharbeiten persönlicher Lauftrainer des Hauptdarstellers Andreas Lust – einen spektakulären österreichischen Kriminalfall der 1980er Jahre zum Vorbild genommen hat.
Statt des Niederösterreichers Johann Kastenberger, der seine Raubzüge mit Pumpgun und Ronald-Reagan-Maske verübte und deshalb den Spitznamen Pumpgun-Ronnie erhielt, folgen wir in “Der Räuber” nun Johann Rettenberger auf seinen gut vorbereiteten, oftmals ziemlich waghalsigen Feldzügen. Während das Energiebündel unentdeckt mit seiner Freundin Erika in Wien lebt, zieht er immer wieder los, leidenschaftlich und gierig nach dem Trip, der Bewegung und der Schönheit des Raubzugs, bis zu dreimal an einem Tag.
Zwischendurch gewinnt er Bergläufe oder nimmt am Wien-Marathon teil, wo er sensationell als bester Europäer ins Ziel kommt. Nüchtern und präzise ist Rettenberger dann unterwegs, misst Herzfrequenz, Belastung, Ausdauer und Effektivität. Andreas Lust läuft dabei in der Hauptrolle mit einer kraftvollen Performance zur Hochform auf. “Er muss, weil er kann”, beschreibt Lust im Gespräch mit der APA die Motivation Rettenbergers. “Emotions- und absichtslos” sei der Charakter “reine Energie, um die herum die Lebenssinnlosigkeitsbewältigungssysteme der anderen sichtbar werden”.
Lust bildet – neben Franziska Weisz als Erika – das bebende Kraftfeld des Films. Ein Jahr lang musste er sich in bester Laufform halten, trainierte mit Betreuern, nahm rund zehn Kilo ab, um den läuferischen Anforderungen des Films – vor allem bei den Fluchtszenen vor der Polizei – zu genügen. “Ich kam nicht dazu darüber nachzudenken, wie ich eine Szene anlegen oder was ich aus einer Szene herausholen möchte, die Situation hat immer die Aktion vorgegeben”, erzählt der Darsteller im Interview.
Die Strapazen haben sich in jedem Fall ausgezahlt. “Der Räuber” ist ein intensiver Lauf-Film in Nachfolge von John Schlesingers “Marathon Man” oder Tom Tykwers “Lola rennt”, und die Anstrengung wird mit Fortdauer des Films – vor allem bei den Fluchtszenen im zweiten Teil – auch für den Zuschauer förmlich körperlich spürbar. Dass die Polizisten als Kottan-Karikaturen (unfreiwillig?) komisch geraten sind, tut der Ernsthaftigkeit und subtilen Wucht der Laufbilder keinen Abbruch. Ein würdiger Wettbewerbsbeitrag, der ab 26. Februar auch im Kino läuft.
Der Trailer:
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