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"Der Markt ist da" – Aber Vorarlbergs Apfelbauern kämpfen mit Bürokratie und Kosten

Obstbauer Jens Blum mit einer Kiste seiner Tafeläpfel.
Obstbauer Jens Blum mit einer Kiste seiner Tafeläpfel. ©VOL.AT/Mayer
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Der Tag des Apfels rückt den Ländle-Apfel in den Mittelpunkt. VOL.AT sprach mit dem Höchster Obstbauer Jens Blum über die Erntesaison und aktuelle Herausforderungen.

Ein Jahr mit guter Qualität, aber steigendem Druck

"Eigentlich war das ein relativ normales Jahr", erklärt Obstbauer und Obmann der ARGE Erwerbsobstbauern rückblickend auf die Saison 2025. Die Witterung sei stabil gewesen, was der Qualität zugutekam: "Das Wetter hat eigentlich auch sehr gut gepasst, gut für die Qualität." Anders als in früheren Jahren seien extreme Ereignisse heuer ausgeblieben. Das Wetterrisiko sei eine der Herausforderungen im Obstanbau. "Sei es durch Frost oder Hagel oder extreme Niederschläge", zählt Jens Blum auf.

"Auch die allgemeinen Kostensteigerungen, die haben wir natürlich gleich wie alle anderen", gibt der Höchster zu verstehen. Insbesondere Energiekosten und Lohnkosten würden deutlich zu Buche schlagen. "Wir haben auch teilweise das Problem, gerade für Neueinsteiger: die Bodenverfügbarkeit, die dann Probleme macht." Die Marktsituation wäre aus Blums Sicht sehr gut. "Der Vorarlberger hat gerne den Ländle-Apfel", meint er. "Aber es muss immer das Gesamtpaket passen."

Besuch vom "Ländle Apfel" in der VOL.AT-Redaktion. ©VOL.AT/Dotlic

Der "29er": Apfel mit Zukunft

In Vorarlberg ist der Elstar derzeit immer noch die Hauptsorte. Zum Tag des Apfels (14. November) will Blum aber auch die Vielfalt der Sorten zeigen – darunter eine vielversprechende Neuzüchtung: "Das ist eine ganz neue Sorte, die heißt 29er und hat verschiedene gute Eigenschaften." Er beschreibt ihn als "robust gegen wichtige Pilzkrankheiten, hat ein sehr gutes Aroma, ist gut lagerfähig, ist sehr knackig". "Eigentlich ein Apfel mit Zukunft", merkt er an. Laut Beschreibung stammt der 29er ursprünglich von der Universität Wageningen in den Niederlanden, abgeleitet von der Zuchtnummer WUR029. Seit Kurzem ist er unter dem Namen Bloss bekannt.

Der 29er ist für Blum ein Apfel mit Zukunft. ©VOL.AT/Mayer

Blum erntete 250 Tonnen Tafeläpfel

In Vorarlberg bewirtschaften rund 30 Betriebe etwa 30 Hektar Anbaufläche Tafeläpfel nach den Richtlinien des "Ländle Gütesiegels" oder in Bio-Qualität. Insgesamt wurden heuer gut 377 Tonnen an Tafeläpfeln geerntet. Aus Sicht der Landwirtschaftskammer ist das leicht überdurchschnittlich. Jens Blum ist Obstbauer im Haupterwerb. "Wir haben ungefähr 250 Tonnen, die wir ernten", verrät er. Die größere Menge gelangt über Spar zu den Konsumenten, ein Teil aber auch ab Hof. Die Mitarbeitersituation für die Apfelernte sei heuer gut gewesen: "Dieses Jahr hat es gut funktioniert. Aber es ist immer wieder eine Herausforderung."

Die Apfelernte und ihre Entwicklung. ©VOL.AT/Mayer

Bürokratie "immer mehr statt weniger"

Wie die Landwirtschaftskammer mitteilt, ist der Apfel ein Paradebeispiel für den Wert regionaler Lebensmittel: kurze Wege, garantierte Frische und geringe Klimabelastung. "Unser Motto ist dieses Jahr, speziell aufzuzeigen, was wir eigentlich alles machen – dass wir moderne Produktion haben, dass wir aber auch immer mehr Auflagen und Hindernisse bekommen seitens der Politik und der EU", gibt Jens Blum zu verstehen. Die Bürokratie werde "immer mehr statt weniger". Blum nennt hier unter anderem die Digitalisierungspflicht für Dokumentationen.

Auch im Bereich Pflanzenschutz sei die Entwicklung aus seiner Sicht problematisch: "Da würde man am liebsten alles verbieten. Aber das geht nicht", betont der Obstbauer. "Pflanzenschutz braucht es, sei es im biologischen Anbau oder im konventionellen." Es gebe generell immer mehr Aufzeichnungen und Umweltauflagen: "Es ist ja nicht so, dass wir nicht auch für Umweltschutz sind, aber es muss Sinn machen."

Mitarbeiter von Jens Blum bei der Apfelernte. ©VN

"Kleinstrukturierung ist schon ein Nachteil"

Wie fast überall am Bodensee sind die Betriebe sehr kleinstrukturiert. "Die Kleinstrukturierung ist schon ein Nachteil", gibt Jens Blum zu verstehen. "Teilweise, weil die Mechanisierung schwieriger wird und teurer", verdeutlicht er im Gespräch mit VOL.AT. Auch Rationalisierung und Optimierung sind laut Landwirtschaftskammer schwieriger. "Man hat halt Fixkosten und das kann man dann eben nur für kleinere Mengen umlegen", so der Höchster Obstbauer.

Blum im Frühling bei seinen Apfelbäumen. ©vmh

Blum sieht Handlungsbedarf für die Zukunft

Für Blum ist klar: "Es wird sich sicher in der Landwirtschaft die nächsten Jahre etwas Gravierendes ändern müssen. Sonst muss man ehrlich sein, werden wir nicht mehr viele Bauern haben." Auch die Landwirtschaftskammer sieht Handlungsbedarf: Steigende Kosten, neue Schädlinge und immer strengere Vorschriften setzen den Obstbauern zunehmend zu. Ländle-Produkte haben für Blum durch ihre Regionalität Zukunft. Der Ländle-Apfel sei sehr beliebt. "Zum Glück schauen auch sehr viele Vorarlberger darauf, was sie einkaufen. Und das hilft uns natürlich", meint Jens Blum abschließend. "Der Markt ist da. Bloß muss man natürlich auch zu vernünftigen Kosten produzieren können."

(VOL.AT)

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