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Der "Light Skiff" als Lebenselexier

Die Gärten Nordirlands präsentieren im Frühsommer ihre ganze Pracht.
Irische Gärten

In Nordirland gibt es fast keine Berge, nur leichte Erhebungen – und das in allen Grünschattierungen, soweit das Auge reicht. Schafe weiden rechts und links der kleinen Straßen, Steinmauern steigen auf bis zum Horizont. Wer Heinrich Bölls Irisches Tagebuch gelesen hat, erkennt die Landschaft wieder: Moore, Heiden und Grasflächen wechseln sich ab, der Golfstrom sorgt für mildes Klima. Oft wird der Sonnenschein von leichten Regenschauern unterbrochen. Danach erscheint ein Regenbogen am Horizont.

Mildes Klima und reiche Erde

Das milde Klima und die an Karbonkalk reiche Erde lässt Rhododendren und Azaleen ähnlich wie in England in riesigen Büschen gedeihen. Eine Reise in die nordirischen Grafschaften Antrim und Down führt zu versteckten Gärten, die auf der touristischen Landkarte bisher so nicht verzeichnet sind und Gartenfreunde und Liebhaber von Blütenpracht in Entzücken versetzen. Für die Tour muss man drei Tage einrechnen. Der erste Garten, Benvarden, liegt im County Antrim, etwa 120 Kilometer von Belfast entfernt, in Ballymoney. Mr. und Mrs. Montgomery, die Besitzer von Benvarden, kümmern sich persönlich um die Pflege und Erhaltung. Die Mauern ihres „Walled Garden“ gehen auf 1780 zurück. Damit ist dieser Walled Garden der älteste seiner Art in Irland. Im Walled Garden, der ursprünglich als Küchengarten genutzt wurde, gedeihen vom Wind geschützt immer noch prächtig Gemüsesorten. Valerie Montgomery ist Malerin und hat die Anlageform ihrer Gemüsebeete zuerst auf der Leinwand entworfen. Ihr Mann Hugh ist stolz auf seine 200 Acre (etwa 80 Hektar) Land, die er mit nur zwei Gärtnern ganz allein bewirtschaftet.

Der Garten der Lords

Er zeigt den Pflaumenbaum, Johannisbeersträucher und eine Rosensorte ohne Dornen. Auch Äpfel und Birnen gedeihen prächtig. Außerhalb des Walled Garden scheint Benvarden kein Ende zu nehmen. Man taucht ein in Rhododendren- und Azaleenbüsche, das alte Herrenhaus der Montgomerys liegt wie im Märchen zwischen Büschen. Der zweite Garten heißt Glenarm und liegt etwa sechzig Kilometer von Benvarden entfernt an der Küste im Städtchen Carnlough, ebenfalls im County Antrim. Die Besitzer sind Lord und Lady Dunluce, eine reiche Familie, die es bisher abgelehnt hat, den Garten Teil des National Trust werden zu lassen, der in England, Irland und Schottland historische Gärten unterhält. Besonders auffällig sind die Blickachsen, Buchenhecken, die den Garten formen. Sie laufen parallel und bilden Spazierwege, führen in Rondells, die zentriert bepflanzt sind und geben so den Rhythmus des Gartens vor. Auch er ist von einer historischen Mauer umgeben, die den Wind abhält und im Inneren ein Mikroklima schafft, das Pflanzen besonders gut gedeihen lässt. In den von den Hecken geformten Beeten ist Rosmarin gepflanzt, der im Frühsommer lila blüht. Es gibt riesige Büsche von Vergissmeinnicht, auch Geranien, Verbenen, Iris und Anemonen wachsen prächtig.

Ein 400 Jahre alter Garten

Der dritte Garten der Tour, Ballyrobert, liegt in Ballyclare, etwa 50 Kilometer von Benvarden entfernt in Richtung Belfast. Ballyrobert ist ein 400 Jahre alter Garten, der als Ulster Cottage Garden bezeichnet wird, also als nord- irischer Landhausgarten. Er ist nur 4,5 Hektar groß, birgt aber eine Fülle von Pflanzen wie Farne, Primeln, Weißdorn, Scharfgarbe und Rhododendren. Ein Teil des Gartens ist wild, und die angelegten Flächen gehen nahtlos in den wild wuchernden Teil über, sodass der Eindruck eines nie mehr endenden Gartens entsteht. Besonders schön sind hier die verschiedenen Klatschmohnsorten zu sehen, die es in Ballyrobert sogar in Kornblau gibt. In einer kleinen Gärtnerei werden Pflanzen verkauft, die im Garten gezüchtet wurden. Der Garten Mount Steward, liegt etwa 40 Kilometer von Ballyrobert entfernt in der Grafschaft Down und ist mit 39,2 Hektar der größte in der Gegend. Er gehört zum National Trust. Sein jetziges Aussehen verdankt er Lady Edith Londonderry, einer emanzipierten Autorin und Gesellschaftslöwin, die im Garten des Anwesens Mount Steward der Familie Londonderry ihre Ideen verwirklichte.

Geschützt vor der irischen See

Verblüffend ist in diesem Garten, dass man von der rauen irischen See, die direkt hinter dem Garten liegt, kaum etwas mitbekommt, so geschützt wird er von den Pflanzen. Leicht liegt der Meeresduft der irischen See in der Luft, und der Garten ist durch seine Gliederung in verschiedene Themengärten überall gut für Überraschungen.

 

REISEINFOS

Anreise: Flug mit Aer Lingus. Einfache Tickets ab 45 Euro (inkl. Steuern und Gebühren) auf www.aerlingus.de. Aer Lingus fliegt bis zu zweimal täglich aus Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München nach Dublin.

Adressen der Gärten:

Benvarden Garden, 36 Benvarden Road, Dervock Road, Ballymoney, Co Antrim, BT536NN, Tel. +44(0)28-20741331, www.benvarden.com, Eintritt: 3,50 £.

Glenarm Castle & Walled Gardens, 2 Castle Lane, Glenarm, Ballymena, Co. Antrim, BT44 0BQ, Tel. +44(0)28-28841203, www.glenarmcastle.com, Eintritt: 5 £.

Ballyrobert Cottage & Nursery, 154 Ballyrobert Road, Ballyclare, BT39 9 RT, Tel.+44(0)28-93322952, www.ballyrobertcottagegarden.co.uk/, Eintritt: 3 £.

Mount Stewart House and Gardens, Newtownards, Co Down, BT22 2AD, Tel. +44(0)28-42788387, www.nationaltrust.org.uk/main/w-mountstewart, Eintritt: 7 £.

Rowallane Garden, Saintfield, Co Down, BT24 7JA, Tel: +44(0)28-97510131, Eintritt: 8 £.

Spezielle Gärten, die für Besucher geöffnet werden: www.ulstergardensscheme.org.uk.

Hoteltipps: In der Grafschaft Antrim: Ballygally Castle, www.hastingshotels.com/ballygally-castle/, mit spektakulärer Sicht auf die Küste. Belfast: Culloden Estate & Spa, www.hastingshotels.com, für Fans von offenem Kaminfeuer in der Lobby.

Restauranttipp in Belfast: Rayanne House, www.rayannehouse.com. In einem alten Belfaster Herrenhaus wird ausgezeichnet gekocht. Unbedingt das Titanic-Menü probieren, das aus 9 Gängen besteht, sich aber reduzieren lässt. Die Gerstensuppe ist mit Whiskey verfeinert, der Lachs kommt mit einer Mousseline Sauce auf den Tisch.

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