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''Der letzte Spielplatz unserer Kinder''

Christine, Nicole, Désirée und Nele stehen vor den Gräbern ihrer verstorbenen Babys. Sie kommen nach Rankweil, um zu trauern. Sie müssen immer wieder mitansehen, dass Erinnerungsstücke, Grabsteine und anderes gestohlen oder die Gräber sogar verwüstet werden.
Christine, Nicole, Désirée und Nele stehen vor den Gräbern ihrer verstorbenen Babys. Sie kommen nach Rankweil, um zu trauern. Sie müssen immer wieder mitansehen, dass Erinnerungsstücke, Grabsteine und anderes gestohlen oder die Gräber sogar verwüstet werden. ©MiK
Rankweil. Vier junge Frauen wollen nicht mehr mitansehen, wie die Gräber ihrer verstorbenen Kinder in Rankweil verwüstet werden. W&W hat sich die Situation vor Ort angesehen.

Ein Friedhof sollte ein Ort der Ruhe und Trauer sein. Leider gibt es Menschen, die offenbar selbst vor dem Tod keinen Respekt haben. Neles Baby starb vor drei Jahren und liegt auf dem Kinderfriedhof in Rankweil, nähe der Valduna, begraben. “Laufend werden unsere Gräber verwüstet. Man stiehlt Grabsteine, Engel, persönliche Dinge. Ich habe sogar schon Menschen beobachtet, die auf die Gräber spucken, sich ohne Grund hier aufhalten und Alkohol trinken”, berichtet die 24-Jährige von ihren Erfahrungen. Auch Désirée (30, Bild oben) macht es wütend, wie manche Menschen mit ihren Erinnerungsstücken umgehen: “Wir verlieren unser Kind, kommen hier her, um zu trauern und dann fügt man uns noch größeres Leid zu.” Nicole (32) besucht zwei Gräber hier und ist ebenfalls empört: “Ich musste schon zwei Buben beerdigen und ich dachte anfangs, dass nur mir Sachen fehlen. Aber nun habe ich die Gewissheit, dass es kein Einzelfall ist.”

“Brauchen Unterstützung”

Christine hat letztes Jahr ihr Baby verloren. “Es ist ein schlimmes Gefühl, zu wissen, dass Leute hier sind, die nichts Gutes im Schilde führen”, berichtet sie über die Vorgänge am Rankweiler Kinderfriedhof: “Oft liegen Engel oder Grabsteine irgendwo in den Büschen oder werden lieblos umgeworfen.” Nele hat nun die Initiative ergriffen und bei der Gemeinde nachgefragt. “Wir wollen, dass das aufhört. Hier ist schließlich der letzte Spielplatz unserer Kinder. Es braucht eine Überwachung und deshalb auch die Unterstützung von mehr Betroffenen, damit die Gemeinde sieht, dass ein großer Handlungsbedarf besteht”, erzählt sie. “Ich habe das Gefühl, dass man uns nicht glauben will. Verantwortliche wollen uns einreden, dass es ein Missverständnis sein soll”, führt Nele fort. Wie die Frauen berichten, gibt es einen Angestellten, der am Friedhof nach dem Rechten schaut – leider vergebens. “Dieser Bedienstete nimmt angeblich Dinge vom Grab, die nicht mehr schön sind oder wenn etwas herum liegt, gibt er sie in einen Kasten. Doch unsere Erinnerungsstücke haben wir nie in diesem Kasten gefunden. Also gehen wir von Diebstahl aus”, so Christine. Der Kinderfriedhof ist sehr versteckt und die Frauen vermuten, dass sich oft Leute vom benachbarten Krankenhaus Valduna hier aufhalten bzw. vorbei spazieren: “Wir wollen niemanden beschuldigen, nur endlich eine Lösung finden.” Da der Friedhof ein öffentliches Gelände ist, hat das benachbarte Krankenhaus keinen Einfluss darauf.

“Es muss sich etwas ändern!”

Nele und die anderen Mütter sind sich einig: “Es muss sich etwas ändern! Wir hoffen, dass sich noch viele Menschen melden und uns unterstützen. Gemeinsam können wir etwas bewirken, damit unsere Babys hier in Rankweil in Frieden ruhen können.”

“Ich habe Angst, dass man stiehlt”: Désirée musste vor zwei Jahren ihr Baby in Rankweil beerdigen und erlebt immer wieder, dass man Dinge vom Grab klaut: “Wenn ich etwas Neues auf das Grab lege, habe ich immer Angst, dass man es stiehlt. Innerhalb von zwei Jahren ist das vier Mal passiert.” Wenn Sie Ähnliches erleben oder Beobachtungen am Kinderfriedhof in Rankweil gemacht haben, dann melden Sie sich bitte bei der Polizeiinspektion Rankweil 059 1338 158100.

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