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Der "Krimi" des Primar Drexel

Beim Mini Med-Studium in Wolfurt ging es um das spannende Thema Cholesterin.
Der Vortrag als Video

Bei der Mini Med-Veranstaltung zum Thema Cholesterin im Cubus wurde am Beginn und nach dem Vortrag geturnt – im Zuge der „Mini med bewegt“-Aktion machte das Publikum bei den Video-Übungen eifrig mit. Danach ließ es Primar Dr. Heinz Drexel vom LKH Feldkirch mit seinem Referat zwar ruhiger, aber dafür umso spannender angehen.

Ein „Krimi“ in 20 Kapiteln

Der Experte beschäftigt sich seit 33 Jahren mit diesem Thema, seit den Anfängen im Cholesterin-Labor. Und er präsentierte Cholesterin als ein spannendes Buch – fünf von 20 Kapiteln wurden an diesem Abend konkret angesprochen. „Das ist fast wie ein Kriminalfilm“, so Drexel, „der Täter ist das Cholesterin. Das brauchen wir zwar alle und haben es fast überall, allerdings darf es nicht zu viel werden.“ Die Leber ist Hersteller und Aufbewahrungsort von Cholesterin und Triglyzeriden. Beides sind Fette, die der Körper braucht – und die über das Blut transportiert werden.

Das heißt, das Cholesterin wird auch im Blut gemessen. Es wird dabei unterschieden zwischen schlechtem LDL-Cholesterin – das ist der Lieferant der Fette – und gutem HDL-Cholesterin, das sozusagen als „Müllabfuhr“ funktioniert.

Blutgefäße sind die Opfer

Das Opfer in diesem fiktiven Kriminalfall sind die Blutgefäße. Durch den hohen Blutdruck in den Arterien wird das Cholesterin in die Wand gepresst und lagert sich ab. Das Cholesterin ist dabei etwa für die Arterien des Gehirns, des Herzens oder der Beine gefährlich. Die Erkrankungen reichen von Gehirn- über Herzinfarkte bis zu Raucherbeinen. Drexel betonte: „Als Vorsorge gilt es daher, das Cholesterin rechtzeitig in den Griff zu bekommen.“

Der Primar erklärte die Funktionen und Arbeitsweisen des guten und schlechten Cholesterins sowie die Schutzfunktionen gegen die Arteriosklerose, die sowohl als chronische als auch als akute Erkrankung auftreten kann. Als Vorsorge gilt es generell, das Cholesterin im Blut zu vermindern. Zwei Drittel davon werden in der Leber, der Rest im Darm erzeugt. Durch eine cholesterinarme Ernährung erreicht man zwar einen Effekt, der aber nicht ausreicht. Auch Bewegung ist ein Faktor – ganz wichtig ist im akuten Fall aber die Behandlung über Medikamente. „Diese wirken in der Leber und haben dementsprechend eine starke Wirkung“, so der Primar.

Übertherapie kaum möglich

Eine Übertherapie ist kaum möglich: Der Blutdruck kann ebenso wie der Blutzucker zu niedrig werden, aber: „Der Cholesterinspiegel kann nicht zu niedrig sein“, so Drexel, „auch durch Medikamente nicht!“ Am Ende sprach der Experte eine Warnung vor „Taschenbuch und Internet“ aus: „Es kann praktisch jeder ein Buch schreiben, das wird nicht kontrolliert“, so Drexel. Sein Appell: „Nur Wissenschaft schafft Wissen, darum gilt auch für das Mini Med-Studium: Es ist keine Religion, keine Glaubenssache – es schafft Fakten.“

„Karren-Studie III“ läuft bereits an

Am Ende des Vortrags in Wolfurt war auch die bekannte „Karren-Studie“ am Dornbirner Hausberg ein Thema. Und die hat laut Primar Drexel eindeutig gezeigt, dass eine Cholesterinbehandlung durch Bewegung durchaus Ergebnisse bringt. Inzwischen werden für die Karren-Studie III bereits wieder Teilnehmer gesucht.

Fragen aus dem Publikum

Wenn man zuviel Milch trinkt und Butter täglich isst, ist das schädlich?

Primar Drexel: Was ist unter zu viel gemeint? Wenig Fett essen ist entscheidend, es spielt keine Rolle, ob das Butter, Margarine oder Öl ist. Man sollte einfach die Gesamt-Fettmenge verringern und eher Pflanzenöl oder Fisch als tierische Fette verwenden. Bei der Butter wären 20 Gramm – das ist so eine Gasthausportion – pro Tag kein Problem. Ein Drittel feste Fette, ein Drittel Olivenöl und ein Drittel andere Fette wären ratsam. Milch kann man ruhig einen Viertelliter am Tag trinken – das kommt eher bei den Triglizeriden zum Tragen. Man sollte aber überhaupt nicht zu viele fette Mahlzeiten haben. Auch Eier darf man inzwischen durchaus wieder essen.

Wie sieht es mit den Nebenwirkungen von Statinen aus? Wenn man Muskelschmerzen hat, wie lange soll man sie absetzen?

Primar Drexel: Die sind eigentlich das Hauptproblem bei Statinen. Das liegt aber nicht nur am Medikament, sondern auch an dem Menschen, der es bekommt. Absetzen muss man die Statine wegen solcher Beschwerden ganz selten – es gibt fast keine Medikamente, die so seltene Nebenwirkungen haben. Wenn man doch Muskelschmerzen hat, hat dies oft auch andere Ursachen – meist ist es die zusätzliche Einnahme eines anderen Medikaments, etwa Antibiotika. In dem Fall sollte man zum Beispiel für ein paar Tage auf die Statine verzichten. Bezüglich des Absetzens: Nach sechs Wochen sollte es eigentlich wieder gut sein.

Wenn man das Cholesterinmedikament nimmt, dann ein Leben lang. Oder kann man das zwischendurch wieder absetzen?

Primar Drexel: Das ist eine wichtige Frage. Das häufigste Problem in der Behandlung ist, dass das Cholesterin zu gut geworden ist und man das Medikament absetzt. Das ist aber nicht richtig: Wenn man einen Wert erreicht hat, muss man ihn immer halten. Bei Blutdruck- oder Zuckermedikamenten hört man auch nicht auf, wenn der Wert sich kurz normalisiert hat.

Wie sieht es mit Alkohol aus?

Primar Drexel: Ein bisschen
ist nützlich, mehr ist schädlich. Ich möchte nicht Alkohol empfehlen, um Cholesterin zu senken.

Ist es besser, wenn man die Medikamente in der Früh oder am Abend nimmt?

Primar Drexel: Die ersten Medikamente hat man noch am Abend genommen – bei den neuesten ist das eher egal, die kann man auch in der Früh nehmen.

Was sagen Sie zu Fischölkapseln?

Primar Drexel: Sie senken nicht das Gesamtcholesterin und auch nicht das LDL-Cholesterin. Es ist aber sehr gut für die Senkung von Triglyzeriden – es hat auch eine ähnlich günstige Wirkung wie Aspirin auf die Blutplättchen. Wichtig: Man muss auch wissen, was in den Kapseln drin ist – das hängt natürlich davon ab, wo der Fisch herkommt. Fischöl und Fischöl ist nicht das Gleiche.

Wie sieht es mit anderen Vorsorge-Produkten aus, für die immer Werbung gemacht wird?

Primar Drexel: Da wird schon viel behauptet, was man nicht bestätigen kann, aber es gibt schon auch einige positive Beispiele.

Beeinflussen Hormone die Produktion von Cholesterin?

Primar Drexel: Hormone sind eigentlich weiter entwickeltes Cholesterin – das heißt, sie sind sehr verwandt. Dass Frauen ein besseres Cholesterin haben, hat wirklich auch mit den Hormonen zu tun. Die männlichen Hormone senken das HDL-Cholesterin.

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