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Der Kopf hinter den Edelrädern

Wenn Heinz Hämmerle wissen will, wie schwer der Bremshebel des Zulieferers wirklich ist, dann legt er ihn einfach auf die Briefwaage. "Aha, 52 Gramm."

Simplon-Räder sind vor allem leicht und steif. Wie leicht? Da lächelt Hämmerle geheimnisvoll und hebt mit einer Hand einen Rahmen vom Boden auf, den er gut und gerne auch mit zwei Fingern hätte halten können.

„Den hier präsentieren wir im Juni.“ Noch ist das Fliegengewicht streng geheim. Aber bislang wogen herkömmliche Simplonrahmen für Rennräder 1000 bis 1100 Gramm. „Der neue ist bedeutend leichter.“

Heinz Hämmerle hängt am Rad, seit er mit 16 Jahren für etwas Taschengeld in der kleinen Manufaktur seines Vaters tausende Räder von Hand „eingespeicht“ hat. Er ging dann nach der Handelsschule ins Geschäft und hat im Laufe der Jahre so gut wie jeden Handgriff schon einmal selber erledigt: „Buchhaltung sowieso, aber auch Verkauf, Werbung und Design.“ Und zwischendurch zur Post gegangen.

Klein geblieben

„Wir sind immer klein geblieben“, sagt er. Aber das ist relativ. Damals waren sie zu zweit, heute arbeiten 50 Leute bei der Harder Edelfahrradschmiede. „Bei den ersten Messen hat man uns noch ausgelacht.“ Heute sind Namen wie Puch, RWC und Triumph längst Geschichte. Und das Vorarlberger Rad mit dem Schweizer Namen „Simplon“ wurde wiederholt in der Fachpresse als beste Adresse der Welt beschrieben.

Vielleicht auch deshalb, weil der Chef selber einmal Rennen fuhr. „Dann weißt du aus eigener Erfahrung, was der Kunde braucht.“ Veränderte Kabelführungen gingen so auf das Konto schweißtriefender Erfahrungen. Oder der kleine, unscheinbare Haken, an dem die Kette für Transportzwecke aufgehängt wurde und so den Rahmen nicht mehr beschädigt hat. Immer waren es solche kleinen Innovationen, mit denen die Harder den anderen die lange Nase zeigten.

Und heute? Wir stehen im Schauraum des kleinen Unternehmens und Hämmerle deutet auf ein Rad mit schrecklich dicken Reifen. „Das ist der Trend der Zukunft.“ Jedenfalls beim Reiserad. Die breiten Reifen ersetzen fast eine ganze Federung und laufen noch besser als die spargeldünnen.

Hämmerle will in ein, zwei Jahren alles so geregelt haben, dass sein Sohn Christoph das Ruder übernehmen kann. Und was tut er dann? „Rad fahren“, sagt der Seniorchef ohne einen Anflug von Koketterie, „ich hatte ein Leben lang zu wenig Zeit dazu.“

ZUR PERSON

Heinz Hämmerle

  • Geboren: 14. September 1947
  • Familie: Verheiratet, ein Sohn, eine Tochter
  • Ausbildung: Handelsschule
  • Laufbahn: Englandaufenthalt, dann mit 16 ins Geschäft
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