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Der Grüne Daumen: Viva Pinata PC

Was da so kreucht und fleucht in Viva Pinata, sucht seinesgleichen.
Was da so kreucht und fleucht in Viva Pinata, sucht seinesgleichen. ©Waibel
Man könnte meinen, die Spieleindustrie sieht den PC als Daddelmaschine aussterben. Anders ist nicht zu erklären, dass Viva Pinata erst zwei Jahre nach dem Launch auf der Xbox 360 portiert wird. 

Sei es nun Halo als prominentestes Beispiel dieser Art oder nun Viva Pinata: Für die Microsoft Studios scheint der PC keine ernstzunehmende Spieleplattform mehr zu sein, lassen sie sich mit den Portierungen doch so lange Zeit. Bei Viva Pinata hat man zudem den Eindruck, es wäre mehr möglich gewesen. Vor allem, weil gerade MS die Gleichheit beider Plattformen immer als besonderes Plus herausgestellt hat, um Spieletitel auf beiden Systemen gleichermaßen herauszubringen.

Wenngleich: Viva Pinata, einer der spaßigsten und vielfältigsten, wenn auch hinter den erwarteten Verkaufszahlen etwas zurückgebliebenen Titel der 360 überhaupt, bietet sich für einen gemütlichen Zock vor der Glotze, mit dem Gamepad in der Hand an. Böse Zungen behaupten, die Knuddeloptik hätte viele abgeschreckt, die dann nicht in den Genuss der eigentlich sehr tiefgehenden und spannenden Spielmechanik kamen. Ich sage jedoch: Es ist gut so. Wenigstens gibt es mit MS noch einen Spieleproduzenten, der sich einer gewissen pädagogischen Verantwortung verschrieben hat.

Und wer sich die Zeit nimmt, und das Spiel etwas intensiver antestet, stellt fest, dass sich unter der kindlich anmutenden Fassade eine wahre Spielegranate verbirgt: Der Mix aus Zoo- und Gartensimulation, Rollenspiel und Echtzeit-Strategie birgt einiges an Suchtpotenzial in sich. Dabei unterscheidet sich die PC Version in keinster Weise von der 360-Ausgabe.

Im wesentlichen geht es bei Viva Pinata darum, einen heruntergekommenen Garten auf Vordermann zu bringen. Wild wuchert das Unkraut, diverses Gerümpel verunstaltet die ehemalige grüne Oase. Nur selten verirren sich Tiere in diesen Schandfleck der Natur. So heißt es die Ärmel hochgekrempelt, die Schaufel in die Hand und Schutt beseitigt. Zur Belohnung für geschaffte Aufgaben gibt’s neue Blumen- und Grassamen, mit der neuen Gießkanne lernt der Großstadtmensch von heutzutage, wieder Verantwortung für die grünen Mitbewohner zu übernehmen. Schwupps lassen sich die ersten bunten Papiertiere mit dem Namen Pinata im neu entdeckten Garten Eden nieder und beginnen sich zu paaren. Sind es anfangs noch triviale Würmer, die den Boden urbar machen helfen, stoßen nach und nach immer exotischere Arten hinzu, man ertappt sich auf der Hatz nach seltenen Rassen.

Je schmucker die grüne Oase wird, desto mehr und seltenere Pinata-Arten finden ihren Weg in den Garten, wobei es zu experimentieren gilt, was besondere Arten für Lebensbedingungen bevorzugen. Das kann auch zu Lasten anderer Tiere gehen – wenn sich Carnivoren einfinden. Dann liegt es am Spieler, ein funktionierendes ökologisches Gleichgewicht aufzubauen, damit die seltenen Arten wegen Nahrungsmangels nicht wieder aussterben. Wie in der Natur gibt es nun Revierkämpfe, manche Arten vertragen sich überhaupt nicht mit anderen, und viele Pinatas haben ihre eigenen Tag/Nacht-Abläufe. Ganz schlimm wird es, wenn Pinatas krank werden.

Wie bereits erwähnt, ist das Game auf die Steuerung mit dem Gamepad ausgelegt, leider scheint es trotz längerer Entwicklungszeit nicht gelungen zu sein, die Bedienung gut auf eine Maus/Tastatur-Kombi anzupassen. Offenbar wird darauf vertraut, dass die Käufer dieses Games sich ein Gamepad für den PC zulegen. Zudem werden Spieler bevormundet – wer sämtliche Features des innovativen knuffigen Titels nutzen will, muss sich  einen „Games For Windows Account“ bei Microsoft anlegen.

 

Fazit:

Zu sagen, Viva Pinata wäre selbst nach der langen Portierungszeit auf den PC keine Perle, wäre verfehlt. Besonders unter den weiblichen Mitgliedern der Zocker-Community werden die knuffigen Pinatas ihre Fans finden. Etwas bedenklich scheint die Tatsache, dass nun bereits schon zum zweiten Mal ein 360er-Game erst mit sehr großer Verzögerung auf den PC portiert wird. Entweder steckt marketingtechnisches Kalkül dahinter – nach dem Motto „wir verkaufen so viel Games wie möglich auf der Konsole und wollen Leute auch zum Kauf einer Konsole animieren, wenn sie diesen Titel spielen wollen“ – oder die zwei Plattformen sind doch nicht so gleich, wie die Werbung einst versprach. Leider krankt auch die Umsetzung auf die PC-typische Maus/Tastatursteuerung, weswegen diesem Titel auf dem PC höhere Weihen oppulenter Verkaufszahlen verwehrt bleiben werden. Wer sich allerdings für die knuffige Optik begeistern kann und bereit ist, extra dafür ein Gamepad anzuschaffen, erlebt einen süchtigmachenden Mix aus Strategie, Simulation, Wi-Sim und Rollenspiel. Positiv: Viva Pinata kommt ohne Gewalt aus, wenn man mal vom rauen Gesetz der Natur absieht.
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