Es gab einen unzweifelhaften Gewinner bei der ersten Ballettpremiere der Ägide Manuel Legris an der Wiener Staatsoper, und das war Christoph Eberle am Dirigentenpult. Denn man hatte unter dem Titel Juwelen der Neuen Welt Klassiker des modernen Balletts zusammengestellt, die durchwegs auf höchstkarätiger europäischer Musik beruhten. So kam der Dirigent dazu, seine Vielfalt bei Tschaikowski (Orchestersuite Nr. 3), Brahms (Variationen über ein Thema von Haydn), Schubert (letzter Satz der großen C-Dur-Symphonie) und Strawinski (Capriccio für Klavier und Orchester) zu beweisen wahrlich eine Spannweite zwischen strahlender Klassik und aufmüpfiger Moderne, großer Emotion und eleganter Schlankheit. Und das alles virtuos bewältigt, nicht nur als Interpretationen zum Selbstzweck, sondern auch als Musik, die Tänzer mit ihrem Bewegungskanon trägt.
Klassiker der Moderne also, die das Haus keinesfalls total füllten (und acht Reprisen, innerhalb eines Monats angesetzt, scheinen hier optimistisch gedacht!): zweimal Balanchine, einmal seine Verbeugung vor der russischen Klassik, aus der er stammte (Thema und Variationen), einmal sein amüsantes, gelungenes Schielen zum Broadway (Rubies).
Publikumslieblinge
Dazu Twyla Tharp mit ihrer interessanten In-Frage-Stellung der Klassik (Variationen über ein Thema von Haydn) und William Forsythes Wille zur ultimativen Virtuosität (The Vertiginous Thrill of Exactitude). Zweifellos Stücke, in denen Tänzer etwas zeigen können. Legris konnte Persönlichkeiten präsentieren, die teilweise schon Wiener Publikumslieblinge sind: Olga Esina, Maria Yakovleva, Ketevan Papava, Vladimir Shishov, Denys Cherevychko, Mihail Sosnovschi. Dennoch, um die Leute in die Oper zu holen, muss man ihnen mehr bieten. Und damit ist nicht die nackte Tänzerin gemeint, die dem Ensemble zuletzt mehr Publicity verschaffte, als es ehrliche Arbeit je könnte.
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