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Der ganz normale Wahnsinn

Vortrag von Reinhard Haller in der Hauptschule in Höchst
Vortrag von Reinhard Haller in der Hauptschule in Höchst ©REW
Vortrag von Reinhard Haller in Höchst

Primar Reinhard Haller hielt in Höchst einen Vortrag über psychische Probleme.

Höchst. Es ist Frühling. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Blumen haben angefangen zu blühen. Während die Natur aus dem Winterschlaf erwacht, leiden viele Menschen gerade in dieser Zeit an der Frühjahrsmüdigkeit. Bei so manchen aber ist das nicht nur das harmlose kleine bisschen Müdigkeit, sondern die große Antriebslosigkeit und somit oftmals eine leichte Depression. Das sagt zumindest Psychiater und Psychotherapeut Reinhard Haller, der am Mittwoch, den 13. April, in Höchst einen Vortrag mit dem Titel “Der ganz normale Wahnsinn – psychische Probleme im Alltag und ihre Bewältigung” hielt. Laut ihm wird im Jahr 2020 die Depression die zweithäufigste Volkskrankheit sein, gleich nach der Grippe. Der Andrang zum Vortrag war groß und der Saal, die Aula der Hauptschule, komplett voll, sodass die Veranstalter kurz vor Beginn noch mehr Stühle organisieren mussten.

Positive und negative Seiten
Die Depression ist die letzte und tiefste Stufe eines langen Prozesses, wie Reinhard Haller erklärte. Am Beginn steht die Angst. Angst kann, wie fast alles, etwas Positives sein, das den Menschen hilft und sie warnt. “Wir brauchen einen guten Zugang zu allen psychischen Störungen, dann sind sie nicht nur halb so schlimm, sondern oft sogar hilfreich”, so Reinhard Haller. Wenn die Angst aber Überhand nimmt, dann wird sie störend und blockiert, kann sich sogar in Panikattacken äußern.
Das zweite ist der Stress. Jeder erlebt zwangsläufig stressige Momente im Leben. Auch hier ist es eine Frage der Einstellung: Positiv und in Maßen erlebt, regt Stress an und beschleunigt, man hat den Wind im Rücken. Negativ und in Massen wird Stress schädlich und fordert alle Kräfte. Wenn dieser Stress anhält, führt es zur Erschöpfung oder dem Burnout und schließlich der Depression.

Psychosomatische Beschwerden
Die mehr oder weniger kleinen psychischen Probleme des Alltags machen aber nicht nur die Seele krank, sondern auch den Körper. Etwa 50% der körperlichen Leiden haben laut Reinhard Haller demnach ihren Ursprung in der Seele: “Der Volksmund weiß das schon lange, wie viele Sprichwörter zeigen: jemand zeigt Rückgrat oder bietet die Stirn, ärgert sich grün und gelb, die Galle geht über, man geht sich auf die Nerven oder etwas geht an die Nieren.” Die meisten körperlichen Beschwerden gäbe es am Rücken, der ja bekanntlich die meiste Last trägt. Frauen tendierten außerdem dazu, Kopfschmerzen zu bekommen, besonders wenn sie im Job unterfordert sind oder eigentlich besser wären als ihr Chef.
Den Ursprung der psychischen Probleme erklärte Reinhard Haller mit der Theorie des Vaters der Psychoanalyse, Sigmund Freud. Der Mensch besteht aus dem Es, also seinen Trieben, und dem Gegenspieler, dem Überich, den Regeln, Gesetzten und dem Gewissen. Je nachdem, wie man mit der permanenten Spannung zwischen diesen zwei Polen umgeht, entsteht der Charakter, das Ich. Das Grundelement des Menschen sei außerdem die Aggressivität. Die sei nichts Schlechtes per se, denn sie gibt Kraft und kann in Gutes umgewandelt werden. Neugierig zu sein, kränkbar, lobes- und liebesbedürftig sind weitere Grundeigenschaften des Menschen.

Tipps bei psychischen Problemen
Davon ausgehend beendete Reinhard Haller seinen Vortrag mit Tipps und Ratschlägen, wie jeder Einzelne psychischen Problemen entgegenwirken kann: Leben Sie rhythmisch; Seien Sie ab und zu langsam; Machen Sie Pause; Gehen oder fahren Sie Umwege; Vertreiben Sie nicht die Langeweile; Managen Sie die Zeit nicht zu sehr; Betrachten Sie Probleme aus der Fliegenperspektive; Seien Sie gelassen, aber nicht gleichgültig. Ein ganz großer Tipp war auch: Reden Sie. Auch laut mit sich selbst.

Weitere Infos zur Psychotherapie und psychischen Problemen unter www.vlp.or.at und www.promente-v.at

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