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Der extremste Winter in Wien seit langer Zeit

Die Fallen der Statistik lehrte uns dieser Winter in Wien
Die Fallen der Statistik lehrte uns dieser Winter in Wien ©vienna.at/Paul Frühauf
Die Statistik kann auch beim Winter in Wien trügerisch sein. Denn ein warmer Dezember, ein warmer Jänner und ein eiskalter Februar ergeben unterm Strich eigentlich einen normalen Winter. Nur: Das war er ganz und gar nicht!
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Extremkälte in Wien

Das sieht natürlich ganz anders aus, wenn man ins Detail geht. Alexander Orlik, Klimatologe der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik): „Extreme Unterschiede gab es zum Beispiel beim Neuschnee. Im Süden Österreichs hat es weniger als die Hälfte eines durchschnittlichen Winters geschneit. An der Nordseite der Alpen gab es stellenweise doppelt so viel Schnee wie im langjährigen Mittel, zum Beispiel in St. Anton am Arlberg mit einer Neuschneesumme von rund vier Metern.“

Extreme Temperaturschwankungen diesen Winter in Wien

Extrem auch die Temperatur-Schwankungen in diesem Winter, beispielsweise in Wien: Zunächst 25 Tage kein Frost, kurze Zeit später 12 Tage in Serie unter minus 10 Grad. Beides kam in den letzten 140 Jahren erst zwei Mal vor. Kältester bewohnter Ort war in diesem Winter Tannheim in Tirol mit minus 28,9 Grad am 6. Februar. Wärmster Ort war Güssing im Burgenland mit plus 20,9 Grad am 24. Februar.

Besonderheiten gab es auch in Sachen Sonne: In Vorarlberg und Tirol war es ungewöhnlich trüb. So liegt Innsbruck 15 Prozent unter dem Wert eines durchschnittlichen Winters. So wenig Sonne gab es hier zuletzt 1994/95.

Warm, kalt: Der Winter der Extreme

Ein warmer Dezember und Jänner und ein sehr kalter Februar ergeben im Mittel durchschnittliche Wintertemperaturen. Die Kältewelle von Ende Jänner bis Mitte Februar, mit vierzehn Tage Dauerfrost wirbelte den bis dahin milden Winter nochmal durcheinander. Von Region zu Region gab es große Unterschiede. Vom Innviertel bis nach Wien war es um 0,5 bis 1 Grad wärmer als im vieljährige Mittel. Die größte Abweichung nach oben verbuchte aber Lienz, wo es 1,4 Grad wärmer war als im langjährigen Durchschnitt (bei einer Mitteltemperatur in diesem Winter von -2,4 Grad). Um 0,5 bis 2 Grad kälter als normal war es in Vorarlberg, Nordtirol, und im Salzkammergut sowie in Teilen der Steiermark und Niederösterreichs. Auf den Bergen war es mit rund 2 Grad negativer Abweichung zum vieljährigen Mittel etwa gleich kalt wie in den Wintern 2005/2006 und 2009/2010. Die stärkste Abweichung nach unten gab es am Feuerkogel (OÖ), der um 2,7 Grad unter dem langjährigen Mittel lag (Mitteltemperatur in diesem Winter: -5,5 Grad).

Von null Schnee zu großen Mengen

Im gesamten Verlauf des Winters 2011/2012 dominierten Wetterlagen aus West bis Nordwest. Dies führte dazu, dass die Regionen nördlich des Alpenhauptkammes von Vorarlberg bis in Industrieviertel überdurchschnittlich viel Niederschlag abbekamen. Hier registrierte die ZAMG 20 bis 100 Prozent mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel (Klimaperiode 1971-2000). In der schmalen Übergangszone von den Hohen Tauern über Gurktaler Alpen, Gleinalpe bis zum Joglland, sowie in Teilen des Wald- und Mostviertels und Wien war die winterliche Niederschlagsbilanz ausgeglichen. Das Fehlen von südlichen Tiefdruckgebieten in diesem Winter verursachte in weiten Teilen Kärntens, in der Südsteiermark, im Burgenland und im Weinviertel ein Niederschlagsdefizit von etwa 30 bis 70 Prozent. Auch die trockene und sehr kalte Luft aus Nord bis Nordost, die in den ersten beiden Februarwochen ganz Europa in eisiger Umklammerung hielt, trug zu diesem Niederschlagsdefizit bei. Mit zwei Drittel weniger Niederschlag liegt Kötschach-Mauten (K) am weitesten vom klimatologischen Mittel entfernt.

Wenig Sonne zu verzeichnen

Nach dem ausgesprochen sonnigen Herbst in Österreich, entsprach die Sonnenausbeute des Winters 2011/2012 den klimatologischen Mittelwerten oder lag unter dieser. In Vorarlberg und Tirol war es seit geraumer Zeit im Winter nicht mehr so sonnenarm. In Innsbruck fehlt etwa 15 Prozent Sonnenschein auf das Mittel 1971-2000. Dies findet man in den Aufzeichnungen der ZAMG zuletzt im Winter 1994/95.

Kältester Februar diesen Winter in Wien

Der Wetterdienst UBIMET fügt noch ein Extrem hinzu: Dieser Winter in Wien hatte die niedrigsten Temperaturen seit 26 Jahren. Kälter war es zuletzt 1986, also vor 26 Jahren, im Westen ist es sogar der kälteste Februar seit 50 Jahren. „Die Temperaturen liegen verbreitet um 3 bis 5 Grad unter dem langjährigem Durchschnitt, im Westen werden sogar negative Abweichungen von bis zu 6 Grad erreicht“, erklärt Clemens Teutsch. Die zweite Monatshälfte brachte dann auch diesem Winter in Wien deutliche Entschärfung – die Temperaturen stiegen deutlich.

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