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Anleihekäufe der EZB: Der Euro fällt auf einen neuen Tiefstand

Das schöne Licht der blauen Stunde in Frankfurt täuscht: Der Euro schwächelt wie seit 2003 nicht mehr.
Das schöne Licht der blauen Stunde in Frankfurt täuscht: Der Euro schwächelt wie seit 2003 nicht mehr. ©dpa
Einen Tag nach Start des größten Anleihekaufprogramms in der europäischen Geschichte, mit dem die EZB monatlich 60 Milliarden Euro in den Markt pumpen will,  ist der Kurs des Euro mit 1,074 US-Dollar auf einen neuen Tiefstand gefallen.

Erstmals seit 2003 sackte der Kurs des Euro am Dienstag wieder unter 1,08 Dollar. Am Vormittag notierte er kurzzeitig sogar bei 1,074 US-Dollar. Allein seit Ende Februar hat der Euro sechs Cent oder fünf Prozent an Wert verloren. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0860 Dollar festgelegt.

Der aktuelle Euro-Kurs zum US-Dollar

Geldschwemme der EZB

Wichtigster Grund für die Euro-Schwäche ist die extrem lockere Geldpolitik der EZB, mit der Inflations- und Wachstumsschwäche bekämpft werden sollen. Am Montag hatten die Währungshüter ihre neue Geldschwemme in Form massiver Wertpapierkäufe gestartet.

Das frische Zentralbankgeld verwässert den Außenwert des Euro. Zusätzlicher Druck kommt aus den USA, wo sich eine straffere Geldpolitik immer deutlicher abzeichnet. Auf der anderen Seite hat die EZB den Leitzins erst im September auf 0,05 Prozent gesenkt. Die Banken können sich bei ihr also quasi Geld zum Nulltarif leihen. Das stärkt den Dollar, der nicht nur zum Euro beständig zulegt.

Absturz begann Mitte 2014

Der aktuelle Absturz des Eurokurses ist jedoch keine gänzlich neue Erscheinung, sondern begann bereits Mitte 2014. War ein Euro Anfang Mai 2014 noch knapp 1,40 Dollar wert, ging es seitdem um 23 Prozent nach unten.

Der Eurokurs im vergangenen Jahr

Weil der niedrige Leitzins aus Sicht der EZB noch nicht ausreicht, um die Inflation zu heben, hat die Notenbank nun ihr großangelegtes Programm gestartet: Jeden Monat will sie Staatsanleihen und andere Wertpapiere in Höhe von 60 Milliarden Euro am Markt aufkaufen – und so mehr Geld in die Wirtschaft pumpen, um die Konjunktur anzuschieben. Geplante Laufzeit des Programms: bis Ende 2016.

Mehr Inflation gewünscht

Ein erwünschter Nebeneffekt dieser Politik ist die Schwächung des Euro. Dadurch werden Produkte aus der Eurozone im Ausland günstiger, was der Exportwirtschaft zu Gute kommt. Die Gemeinschaftwährung wird darüber hinaus auch durch die Lage in Griechenland geschwächt. Das Land steht vor der Zahlungsunfähigkeit und ist auf Hilfen der anderen Eurostaaten angewiesen.

Ob und wie lange diese Hilfen fließen werden, ist auch nach der jüngsten Krisensitzung am Montagabend noch ungeklärt. Im schlimmsten Fall droht eine Aufspaltung der Eurozone. (red/APA/dpa)

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