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Der Dreh mit der Drehscheibe

©vkw Energiewanderung tauchte in die Geschichte der Strompioniere ein. VN/Steurer
Es müssen nicht immer große Maschinen und riesige Kavernen sein. Die Erzeugung von Elektrizität im Land hat auch noch andere Facetten zu bieten, jene der Strompioniere beispielsweise.

Auf deren Spuren wandelten die rund 60 Teilnehmenden der zweiten vkw Energiewanderung dieses Sommers. Zwischen Kennelbach und Bregenz tauchten sie ein in die Geschichte der Familien Schindler und Jenny, die eng miteinander verbandelt waren und elektrisierende Akzente setzten. So ging etwa die Villa Grünau, das Zuhause von Friedrich Wilhelm Schindler, als „elektrische Villa“ in die Geschichte ein. Schindler unterhielt im Keller ein Versuchslabor, um auszutesten, was sich mit Elektrizität alles bewerkstelligen lässt. Viel, wie mittlerweile bekannt ist.

Das Wasserkraftwerk Liebenstein sorgt seit 1901 für Helligkeit. VN/Steurer

Eigene Kraftwerke

Eigentlich wäre ein Ausflug in die Silvretta auf dem Programm gestanden. Ein gewaltiger Erdrutsch vereitelte dieses Vorhaben jedoch. Deshalb wurde die Wanderung zu Land vorgezogen. Karl Dörler hatte für die Tour von Kennelbach nach Bregenz einmal mehr tief in der Historie gegraben und für die interessierten Ohren der ihn begleitenden Gäste allerlei Interessantes parat. Ausgangspunkt war die Textilfabrik am Ende des Wuhrkopfwegs, wobei der auch als Anfang gesehen werden kann, denn hier begann der Aufstieg der Familien. Eigene Kraftwerke, angetrieben vom Wasser der Bregenzerach, sorgten für die nötige Energie, um die Spinnerei am Laufen zu halten. Ein benachbartes Sägewerk nutzte die Wasserkraft ebenfalls, wenn auch auf etwas andere Art. „Wasser wurde gesammelt, und wenn genug da war, wurde das Holz verarbeitet“, erzählte Dörler. Ein altes Schild an dem von Wind und Wetter gegerbten Gebäude zeugt noch von diesen Zeiten.

Die Geschichte der Villa Grünau weckte großes Interesse. VN/Steurer

Villa als Experimentierfeld

Nicht fehlen durfte beim Gang durch die Geschichte ein Besuch der Villa Grünau. „Industriellenvillen mussten groß und weit sein und Macht demonstrieren“, erklärte Karl Dörler. Auch beim Personal grenzten sich die Industriekapitäne anno dazumal ab. Solches wurde nämlich aus der Schweiz geholt. Für Friedrich Wilhelm Schindler war der Prachtbau zudem Experimentierfeld. Bald fand sich Elektrizität im ganzen Haus. Seit 1992 ist die Villa Grünau im Besitz der Gemeinde und ein beliebter Ort für Trauungen. Für die vkw-Wanderer öffnete Bürgermeisterin Irmgard Hagspiel die Türen des Musiksaals. Flanieren durch den hübschen Park war ebenfalls angesagt. Für Lacher sorgte die Anekdote von der Drehscheibe in der Garage, auf welcher das Auto der damaligen Hausherrin geparkt war. „Konnte sie nicht rückwärtsfahren?“, spöttelte ein Herr. Fast erraten, das Auto besaß keinen Rückwärtsgang.

Karl Dörler vorneweg: Er weiß die Teilnehmer zu informieren und zu unterhalten. Unterstützung gab es von Matthias Ganahl, Norbert Slapnik und Hubert Wiltschi. VN/Steurer

Unter Denkmalschutz

Nachdem auch dieses Rätsel gelöst war, führte die Wanderung durch Arbeitersiedlungen und entlang des Werkskanals zur ehemaligen Hauptverwaltung der Illwerke. Das Gebäude steht seit 2018 unter Denkmalschutz. Die weitläufige Anlage rund um das Haus ließ Sitzgelegenheiten vermissen. Man aalte sich deshalb im Schatten auslandender Bäume im Gras. Dann der Abstecher zur Kolumban-Kirche, deren Bau eng mit der Entwicklung des Stadtteils Weidach verknüpft ist. Die Kühle des Kirchenraums umfing die Besucher wohltuend. Noch ein paar Schritte über die Straße, wo in der Zentrale der illwerke vkw ein Mittagessen und für die, die noch wollten, ein Blick in das Kraftwerk Rieden sowie die Hauptschaltleitung wartete. Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft in Form des künftigen Nahwärmenetzes, das sich noch als Baustelle durchs Gelände schlängelt, auf knapp fünf Kilometer verbunden.

Das hübsche Grün im Park der Villa Grünau war ein begehrtes Fotomotiv. VN/Steurer

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