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Der Buddha ist wirklich für alle da

Tempel Maya Devi Mandir
Tempel Maya Devi Mandir ©VN/C.Schreiber
Nur wenige europäische Touristen besuchen die Geburtsstätte des Religionsgründers in Nepal.
Nepal-Reise

Mit einem Wedel wischt Pema noch schnell die Sitzbank sauber, bevor er die Gäste auf seinen Rikscha-Sitz bittet. Er und seine zahlreichen Kollegen wirbeln den ganzen Tag Staub auf, der in jede Polster-Ritze dringt. Es ist mühsam für die kleinen Nepalesen, die Touristen auf den Feldwegen in den heiligen Garten zu kutschieren, der als Ursprungsort des Buddhismus gilt.

Buddhas Geburtsort

Hier im nepalesischen Lumbini wurde vor gut 2500 Jahren Siddharta Gautama geboren. Pema weiß nur wenig über die historisch-religiöse Bedeutung seiner Heimat, er ist Muslim, wie alle seine Verwandten und die meisten seiner Nachbarn. Für eine Milliarde Buddhisten in aller Welt ist Lumbini aber die Quelle ihres Glaubens. Hunderttausende pilgern jährlich in den Südwesten Nepals und finden dort einen Religionspark mit zig modernen Tempeln und buddhistisch-historischen Ausgrabungsstätten, der weltweit seinesgleichen sucht. Die örtliche Tourismusbehörde jubelt über jährliche Steigerungsraten bei den Besucherzahlen von 20 bis 25 Prozent und veröffentlicht exakte Daten: 42.6250 Nepalesen, 65.150 Inder oder 37.645 Touristen aus Sri-Lanka im Jahr 2010. Europäer tauchen in der Statistik kaum auf, Buddhas Geburtsort hat sich in der westlichen Welt noch nicht herumgesprochen, während er für japanische Wirbelwind-Reisegruppen längst zum Pflichtprogramm gehört.

Unsere Rumpel-Fahrt auf dem Rikscha-Rücksitz beginnt im Osten des drei Quad-ratkilometer großen Religionsparkes. Am Haupttor hat man einen guten Überblick über die Stupa-Kuppeln, Tempel-Spitzen und goldenen Figuren, die ringsum aus dem dichten Wald herausragen.

Der Heilige Garten

600.000 Bäume haben die Macher vor einigen Jahren gepflanzt, um das Areal aufzuwerten und ihm endlich einen Park-Charakter zu geben, nachdem bereits in den 70er-Jahren erste Pläne existierten, die Pilgerstätte weiter oben in der buddhistischen Religionslandschaft zu platzieren.

Erstes und zugleich wichtigstes Ziel für alle Rikscha-Touristen ist der Heilige Garten im Süden des weitläufigen Areals. Auf den Wiesen sitzen Mönche und meditieren im Dunst der Räucherstäbchen, der auch die Pilger einhüllt. Der Atmosphäre entsprechend schalten selbst japanische Besucher einen Gang runter, verharren im Schatten der Bäume, betrachten die Szenerie und halten sich sogar beim Fotografieren zurück. Dabei haben die Mönche gar nichts dagegen, wenn man sie knipst. Für Unruhe sorgt allein der Wind, der unablässig an den Tausenden bunten Gebetsfahnen zerrt und die Bitten der Pilger in alle Welt trägt.

Ein junges Paar aus Korea hat sich an den bunten Ständen vor dem Eingang einen Sixpack Gebetsfahnen gekauft und sucht nach freien Bäumen. Ein freundlicher Ordner kommt und hilft den beiden. Erst nachdem sie ihre Fahnen angebracht haben, fühlen sie sich bereit für die Höhepunkte der heiligen Stätte, die religiös und historisch-archäologisch gleichsam bedeutend sind. Ausgrabungen beweisen, dass Buddha dort bereits im 3. Jahrhundert vor Christus verehrt wurde.

Nepals ältestes Monument

Zu dieser Zeit ist auch ein Kloster entstanden, das der indische Kaiser Ashoka – der erste prominente Buddha-Anhänger – errichten ließ. Im Laufe der Zeit geriet der Hain aber in Vergessenheit, er wurde erst im 19. Jahrhundert von einem nepalesischen General wiederentdeckt. Seine Mannen legten eine Säule frei, die auf Ashoka zurückgeht und damit als wichtigster Beweis für Buddhas Geburt an diesem Ort gilt. Sie ist heute Nepals ältestes Monument, steht aber ziemlich verloren im Heiligen Garten. Ein Blitzschlag spaltete die Säule vor mehr als 1000 Jahren, sodass Metallbänder nötig sind, um die Hälften zu fixieren. Die meisten Touristen halten sich nicht lange auf und folgen dem Strom zum Wasserbecken. Dort soll einst Maja Devi gebadet haben – unmittelbar bevor sie ihren Sohn Siddharta Gautama gebar.

Der Geburtsort Buddhas

Auch das Herzstück des Heiligen Gartens ist ihr gewidmet: der Tempel Maya Devi Mandir, das älteste Bauwerk Nepals aus der Zeit 300 vor Christus. Die Original-Mauern wurden mit einem schmucklosen Bau umgeben, vor dessen Eingang sich die Schuh-Paare türmen. Die beiden Koreaner haben ihre Sandalen abgelegt, um den Ort zu besuchen. Eine ganze Weile stehen sie an und dürfen dann den Steg betreten, an dessen Ende sie auf den 70 Zentimeter langen, rot-braunen, mit Panzerglas geschützten Markierungsstein blicken, der den Geburtsort Buddhas ausweist.

 

Mehr als 20 Tempel aus aller Welt wurden gebaut

In den letzten Jahren hat der Religionspark eine beeindruckende Entwicklung hingelegt. Investoren aus aller Welt klopften an. Länderregierungen und buddhistische Gemeinschaften wollten Teil der allumfassenden Idee werden und pumpten Geld nach Lumbini zur Errichtung von Tempeln. Das Prinzip der buddhistischen Selbstverwirklichung manifestiert sich mittlerweile in den unterschiedlichsten Bauwerken.

Jeder Geldgeber durfte seine eigenen Vorstellungen der Relgion verwirklichen. Das Areal einer buddhistischen Vereinigung aus Deutschland zum Beispiel ist sehr kitschig geraten, mit goldverzierten Figuren – zwar keine Engel, aber auf den ersten Blick scheinen sie einer Barockkirche entsprungen. Interessant ist auch die Interpretation von Siddharta Gautamas Lebensstationen, die einen an den Kreuzweg von Jesus erinnern.

Andere Länder haben die Wucht und Größe ihrer buddhistischen Gold-Tempel in den Park gepflanzt, während Thailand ein zurückhaltendes Modell aus weißem Holz gewählt hat. Mit Spannung wird derzeit die Fertigstellung der Kambodschaner erwartet, die sich noch hinter Holzbrettern verbirgt. Knapp zwei Dutzend Tempel stehen momentan – 20 zusätzliche Parzellen sind ausgewiesen, weitere sollen folgen.

 

REISEINFOS

Anreise: Nonstop-Flüge aus Österreich oder Deutschland nach Nepal gibt es nicht. Zahlreiche Airlines fliegen mit einer Zwischenlandung nach Kathmandu. Am besten geht es ab Frankfurt. Air India ist in der Regel günstig mit 700 bis 800 Euro. Nicht wesentlich teurer, dafür aber um einiges komfortabler mit Etihad Airways. www.etihadairways.com. Ab Kathmandu fahren vier Mal täglich Busse nach Lumbini. In Bairahawa gibt es einen nationalen Flugplatz. Hier kann man Jeeps chartern.
Einreise: Für Nepal ist ein Reisepass nötig, der noch mindestens sechs Monate gültig sein muss. Ein Visum (25 US-Dollar für 15 Tage, 40 US-Dollar für 30 Tage) können Touristen relativ einfach bei der Einreise am Flughafen bekommen, oder bei der Botschaft beantragen. Deutschland (auch zuständig für Österreich): Embassy of Nepal, Guerickestraße 27, 10587 Berlin. Im Internet gibt es unter www.nepalembassy-germany.de genaue Infos zu Einreise und Allgemeines.
Klima/Reisezeit: Ende September endet der Monsun in Nepal und die beste Reisezeit beginnt. Oktober und November gelten als „schönste Jahreszeit“, weil das Wetter klar, die Sicht auf die Berge sehr gut und die Landschaft aufgrund der vorangegangenen Regenfälle in ein tiefes Grün getaucht ist.
Veranstalter: Nur wenige deutschsprachige Veranstalter haben Lumbini im Programm, z.B. der DAV Summit Club (Deutscher Alpenverein) im Rahmen eines Baustein-Prinzips: Kulturreisen ab 1800 Euro mit Verlängerungs-Tagen in Lumbini. www.dav-summit-club.de.
Unterkunft: Die Infrastruktur in und um Lumbini ist sehr gut. Von einfachen Pilger-Unterkünften bis guten Hotels nach europäischem Standard ist alles verfügbar. Z.B.: Buddha Maya Gardens Hotel (www.ktmgh.com).

(VN)

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