"Der Baum hat die ganze Straße eingenommen": So fand Olivera nach ihrem Unfall die Ersthelferin

Den 2. Dezember 2023 wird Olivera Vukmirovic aus Rankweil so schnell nicht mehr vergessen. Die 47-jährige Verkäuferin war auf dem Nachhauseweg nach der Arbeit von Dornbirn aus unterwegs. Gegen 18:30 Uhr kam es schließlich zu einem Unglück: Auf der A14 zwischen Dornbirn und Hohenems lag ein Baum auf der Straße. Olivera konnte nicht ausweichen und prallte dagegen.

Schockmoment auf der A14: Baum auf der Straße
"Ich bin ganz normal mit 80 kmh, vielleicht ein bisschen weniger gefahren und ein Auto hat mich überholt. Daran kann ich mich noch gut erinnern", schildert sie gegenüber VOL.AT. "Sehr viel Schnee ist auf die Scheibe geflogen. Da habe ich gedacht, ich fahre langsam, vorsichtig. Der kann überholen." Hinter ihr waren kaum Autos. Als sie wieder nach vorne geschaut habe, sei der Baum plötzlich dagelegen. "Also ich konnte schon ausweichen, aber es war schon zu spät. Der Baum hat die ganze Straße eingenommen", erklärt sie. "Dann bin ich dagegen geknallt, es hat mich gedreht. Dann bin ich nochmal wohin geknallt und danach weiß ich nichts mehr."


Heldin des Tages: Lidija eilte zur Hilfe
Das nächste, was sie mitbekam, waren die Ersthelfer. "Ich habe mitgekriegt, dass mich jemand am Kopf gehalten hat, dass jemand geschrien hat: Wir sind die Ersthelfer, wir helfen dir. Kopf gerade halten", erzählt sie. Sie habe selbst aus dem Auto aussteigen können, schildert die 47-jährige. "Danach weiß ich nur Bruchstücke. Es fehlt mir immer wieder was." Es sei sehr viel los gewesen. In sozialen Medien machte sich Olivera auf die Suche nach der Frau, die ihr geholfen hatte. In den Kommentaren meldete sich schließlich Lidija Egger (27) aus Dornbirn. "Wenn ich mich bedanken kann, tue ich es. Weil es ist sehr selten heutzutage", so Olivera. Dass sie stehen blieb, bedeutet ihr sehr viel: "Sie war da. Das ist viel viel wert. Ich war nicht allein, in dem Moment."


"Sie ist bewusstlos drinnen gelegen"
"Ich habe mit meiner besten Freundin ausgemacht, dass wir ins Bowlinghaus Hohenems gehen", erklärt Lidija. Schon kurz nach der Auffahrt auf die Autobahn bei Dornbirn beobachtete sie den Unfall: "Keine 100 Meter und ich habe schon gesehen, wie auf einmal das Auto links, dann rechts fuhr, gegen die Leitplanke und sich angefangen hat zu drehen." Sie habe gerade versucht, auf der linken Spur ein Auto zu überholen. "Dann bin ich natürlich gleich runter vom Gas, habe angefangen Lichter einzuschalten, dass alle hinter mir langsamer fahren sollen", erklärt sie. Sie sei direkt zu Olivera hin. "Sie ist bewusstlos drinnen gelegen", meint die Angestellte. Erst habe sie nicht gewusst, was sie tun solle, weil es ihr erster Unfall war. "Dann ist grade nochmal zufällig ein paar aus Deutschland stehen geblieben", so Lidija. Sie habe von dem Paar ein Handy bekommen, um die Rettung anzurufen. "Vor lauter Schock habe ich nicht gewusst, was ich am Telefon sage. Habe nur gesagt: Ich brauche einen Notarzt, weil ich nicht gewusst habe, ob sie noch lebt." Sie sei vom Schlimmsten ausgegangen. "Ich habe Schnee genommen, habe es ihr ins Gesicht gerieben in der Hoffnung, dass sie zu sich kommt." Die Ersthelfer hätten gleich übernommen, auch die Polizei sei wenige Minuten danach gekommen.


"Du weißt nicht, ist es jetzt wahr"
Die verunfallte Rankweilerin bedankte sich beim VOL.AT-Besuch bei ihrer Helferin und umarmte sie mehrmals. Derzeit läuft noch ihr zweiwöchiger Krankenstand. Nächste Woche soll sie wieder arbeiten können. "Schmerzen habe ich noch leichte. Ich habe Prellungen, zum Glück war nichts Schlimmes", meint Olivera. Auch unter Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit leidet sie momentan noch. Das Gefühl nach einem Unfall könne man nicht erklären: "Die Bilder, die dir durch den Kopf gehen. Wie sich das Auto dreht. Du weißt nicht, ist es jetzt wahr. Stirbst du jetzt. Sehe ich jemals meine Menschen, die ich gerne habe?" Der nächste Gedanke als sie zu sich gekommen sei, sei folgender gewesen: "Habe ich jemanden verletzt? Ist jemand dadurch auch verunfallt?" Das habe ihr keine Ruhe gelassen: "Nicht ob ich verletzt bin, sondern, ob noch jemand verunfallt war." Niemand anderes sei, wie man ihr versichert habe, zu Schaden gekommen. An ihrem Auto entstand jedoch ein Totalschaden.
"Möchte mich wirklich bei allen bedanken"
"Ich wäre natürlich in der Situation auch froh gewesen, wenn sie jetzt zum beispiel einfach stehen geblieben wäre", meint Lidija. Heutzutage sei es für die meisten Menschen nicht mehr so normal, einfach zu helfen. "Der Anblick, als ich sie gesehen habe, das war wirklich ganz schlimm." Deswegen sei sie auch froh gewesen, als sie Oliveras Posting in sozialen Medien entdeckt habe. "Oh mein Gott. Es geht ihr gut", habe sie gedacht. Sie habe zuvor nicht einmal gewusst, wie sie heiße. "Ich möchte mich wirklich bei allen bedanken", verdeutlicht Olivera gegenüber VOL.AT. Auch bei ihrem Kollegen, der sie im Spital besucht habe und ihr geholfen habe. "Er hat auch alles organisiert. Hat mich abgeholt", meint sie. Auch bei allen Einsatzkräften, Helfern und ihren Nachbarn, die für sie Besorgungen erledigen und für sie da sind, möchte sie sich bedanken. Oliveras Dank gilt zudem auch allen Usern, die ihren Beitrag in sozialen Medien kommentiert und sie kontaktiert haben. "Sie waren wirklich herzlich und hilfsbereit. Da war kein einziger negativer Kommentar mit dabei", verdeutlicht sie.
(VOL.AT)
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